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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Holmestrand; Holmgang; Holoëdrie; Holoférnes; Holographon; Holomerianer; Holothurioideen

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Holmestrand - Holothurioideen.

Holmestrand, Stadt im norweg. Amt Jarlsberg und Laurvik, am Christianiafjord und an der Eisenbahn Drammen-Skien, mit (1876) 2207 Einw., welche Schiffahrt und Holzhandel treiben.

Holmgang, s. Holm (Insel).

Holoëdrie (griech., "Vollflächigkeit"), s. Kristall.

Holoférnes, nach der apokryphischen Relation im Buche Judith Feldherr Nebukadnezars, belagerte die Stadt Bethulia, wurde aber von der Judith durch Hinterlist getötet (s. Judith). Der Name H. kommt in der assyrischen und kappadokischen Geschichte vor, wird aber hier und da Orophernes geschrieben und ist wahrscheinlich persischen Ursprungs, wie Dataphernes, Artaphernes etc.

Holographon (griech.), eine eigenhändig geschriebene, nicht bloß unterzeichnete Urkunde; holographieren, ganz und gar selbst schreiben.

Holomerianer (griech.) wurden im 16. und 17. Jahrh. diejenigen genannt, welche behaupteten, daß der Geist ganz in jedem Teil des Leibes, im Gegensatz zu den Nullibisten (lat.), welche behaupteten, daß derselbe als unkörperliche Substanz "nirgendwo" (nullibi), überhaupt nicht im Raum sei.

Holothurioideen (Holothurioidea, Seewalzen, Seegurken, hierzu Tafel "Holothurien"), Klasse der Echinodermen, Tiere von Wurmform; ihre Haut ist lederartig und enthält nur geringe Kalkeinlagerungen in Gestalt zierlicher Anker, Rädchen, Platten etc. (Fig. 1). Stacheln fehlen, auch die Ambulakralfüßchen (s. Echinodermen) sind meist nur in gewissen Teilen des Körpers vorhanden oder fehlen gleichfalls gänzlich. Alsdann erfolgt die Fortbewegung durch Krümmung des gesamten Körpers mittels der starken Muskulatur der Haut. Um den Mund stehen zurückziehbare Tentakeln. Der Darm ist von bedeutender Länge und besitzt stets einen am andern Körperende gelegenen After. Die Madreporenplatte fehlt, und so wird das Seewasser für das Ambulakralsystem aus der Leibeshöhle aufgenommen, in die es wahrscheinlich durch Poren in der Wandung des Enddarms gelangt. Als besonderes Atmungsorgan gelten die sogen. Wasserlungen (s. Echinodermen), welche jedoch der Gruppe der Synaptiden abgehen. Wegen des Nervensystems und der Kreislaufsorgane s. Echinodermen. Die Geschlechtswerkzeuge sind nicht, wie bei den übrigen Echinodermen, in der Fünfzahl vorhanden, sondern bilden einen oder zwei Büschel verästelter Schläuche, die sich in der Nähe des Mundes nach außen öffnen. Die Synaptiden sind Zwitter. Die Entwickelung verläuft vielfach mit bedeutender Metamorphose; die Larven heißen Auricularia. In einzelnen Fällen existieren bei den Weibchen besondere Bruträume, auch bleiben die Jungen wohl noch eine Zeitlang der Mutter angeheftet. - Die H. leben auf dem Meeresboden in der Nähe der Küste oder in größerer Tiefe und bohren sich in den Sand ein oder kriechen auf den Algen, Korallen etc. umher. Ihre Nahrung besteht aus kleinen Organismen; Cucumaria (s. beifolgende Tafel) schiebt die Tentakeln einen nach dem andern in den Mund und leckt die daran befindlichen Tierchen ab, während die meisten H. sich den Darm mit Sand anfüllen und denselben nach Verdauung der in ihm enthaltenen Nahrung durch den After wieder entfernen. Beunruhigt, ziehen sie alle erst die Tentakeln ein, spritzen dann alles in den Wasserlungen enthaltene Wasser in starkem Strahl aus und kontrahieren sich bei weiterm Reiz so stark, daß sie den ganzen Darm nebst einem großen Teil der Eingeweide durch den After ausstoßen. (Der Darm soll wieder ersetzt werden können.) Die Synaptiden zerbrechen sich sogar in einzelne Ringe und sind darum nur schwer unverletzt zu erhalten. - Fossile H. sind bisher mit Sicherheit nicht aufgefunden worden; man beschreibt aus den Solnhofener Schiefern Abdrücke von ganzen Synapten und auch sonst noch Kalkkörperchen. - Die H. zerfallen in zwei Gruppen: die Fußlosen (Molpadidae und Synaptidae) und die Gefüßten (Aspidochirotae, Dendrochirotae und Rhopalodinidae). Unter den erstern ist bemerkenswert die Synapte (Synapta inhaerens Eschsch., Fig. 2); von den letztern werden mehrere Arten als Trepang (s. d.) als Eßware in den Handel gebracht. In den Gattungen Holothuria und Stichopus hält sich ein sonderbarer Fisch, Fierasfer, auf, welcher sich zum Wohnort gewöhnlich die Wasserlungen auswählt, er gelangt in diese mit dem Schwanz voran durch den After und hält dann aus dem Hinterende der Holothurie heraus Umschau nach seiner Nahrung, die aus kleinen Krebsen besteht. Häufig sitzen in

^[Abb.: Fig. 1. Kalkkörperchen von Holothurien. Fig. 2. Vorderende von Synapta inhaerens (vergrößert).]