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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Honos habet onus; Honos und Virtus; Honoter; Honourable; Honover; Hont; Honte; Honteux; Hontheim; Honthorst

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Honos - Honthorst.

als Martins IV. Nachfolger Papst vom 2. April 1285 bis 3. April 1287 und war gleich jenem in die sizilischen Händel verwickelt, indem er daran festhielt, daß Sizilien unter der oberherrlichen Gewalt des Papstes stehe. Vgl. "Les registres d'H. IV, recueil des bulles" (hrsg. von Prou, Par. 1886).

Honos und Virtus ("Ehre" und "Tapferkeit"), bei den Römern Personifikation der kriegerischen Tapferkeit und ihrer Anerkennung durch bürgerliche Ehre. Es gab in Rom verschiedene Heiligtümer, in denen sie bald getrennt, bald nebeneinander verehrt wurden; am bekanntesten ist das von M. Marcellus, dem Eroberer von Syrakus, an der Porta Capena errichtete, das mit den von dort entführten Meisterwerken griechischer Kunst geschmückt war. Einen andern Tempel erbaute Marius von der Beute der Cimbernkriege. Auf Münzen erscheinen beide Gottheiten jugendlich und gelockt, Honos mit einem Lorbeerkranz und Füllhorn, Virtus mit reichverziertem Helm.

Honos habet onus (lat., "Ehre hat Last"), s. v. w. Würde hat Bürde.

Honoter, s. v. w. Storch.

Honourable (engl., spr. ónnörebbl, "ehrenwert, edel", abgekürzt Hon.), Ehrentitel vor dem Namen der Söhne der Mitglieder des hohen Adels, welche keinen Titel führen. Der Titel most H. gebührt dem Marquis, der Titel right H. den Earls, Viscounts und Baronen sowohl als sämtlichen Mitgliedern des Geheimen Rats (Privy council). In den Vereinigten Staaten und den britischen Kolonien gebührt der Titel den Ministern, Mitgliedern des Staatsrats oder des Senats.

Honover, eine von Anquetil-Duperron herrührende Verunstaltung der Worte Ahuna-vairya, womit im Parsismus ein Gebet bezeichnet wird, welches als das ewige, vor der Schöpfung existierende und diese letztere selbst vermittelnde Wort des Ormuzd gilt. Vgl. M. Haug, Die Ahuna-vairya-Formel (Münch. 1872).

Hont, Komitat in Ungarn, am linken Donauufer, wird südlich vom Komitat Pest und der Donau, westlich von Bars, nördlich von Sohl, östlich von Neográd begrenzt, umfaßt 2645 qkm (46 QM.) und ist im N. vom Ostrowskigebirge, im S. dagegen vom Neográder Gebirge erfüllt. Hauptfluß ist die Eipel (Ipoly), welche die Krupina und Schemnitz aufnimmt. Der Boden ist fruchtbar, und die Einwohner (1881: 116,080 Slawen und Ungarn) betreiben insbesondere Landbau (auch die Tabaks- und Weinkultur) und Schweinezucht; der größte Reichtum des Komitats beruht auf seinen Bergwerken, welche sehr goldhaltiges Silber (bei Schemnitz, Dilln und Pukanz), Kupfer, Blei, Zinnober, Zink, Arsenikkies, Schwefel, Bergkristall etc. liefern. Sitz des Komitats ist Ipolyság, ein Markt mit (1881) 2755 Einw. Südöstlich von der Eipel liegt das Dorf H. mit Ruinen des Schlosses H., von welchem das Komitat den Namen führt.

Honte (Westerschelde), die (jetzt einzige) Mündung der Schelde (s. d.) in den Niederlanden.

Honteux (spr. ongtöh, weibl. honteuse), Scham erregend oder empfindend, schändlich; partie honteuse, der Teil einer Sache, dessen man sich zu schämen hat, Schandfleck.

Hontheim, Johann Nikolaus von, namhafter Verfechter der Kirchenfreiheit, geb. 1701 aus einem alten Patriziergeschlecht zu Trier, besuchte die Jesuitenschule daselbst und widmete sich in Trier, Löwen und Leiden dem Studium der Rechte, trat aber sodann in den geistlichen Stand, machte sich in Rom mit der römischen Kurialpraxis bekannt und wurde nach seiner Rückkehr ordentlicher Beisitzer am Generalvikariat, bald darauf Professor der Pandekten und des Kodex in seiner Vaterstadt, 1738 Vorstand des Koblenzer Offizialats, 1742 Geheimrat des Erzbischofs Franz Georg und 1748 Weihbischof des Erzbistums Trier. Die zehn letzten Jahre seines Lebens verweilte er meist auf seiner Herrschaft Montquintin im Luxemburgischen, wo er auch 2. Sept. 1790 starb. Seiner "Historia Trevirensis diplomatica" (Trier 1750, 3 Bde.; dazu: "Prodromus", das. 1757, 2 Bde.) folgte unter dem Pseudonym Justinus Febronius das berühmte Buch "De statu ecclesiae et legitima potestate romani pontificis liber singularis" (Frankf. 1763), worin er ebenso klar wie gelehrt in Anlehnung an die Grundsätze des Gallikanismus (s. Gallikanische Kirche) die Anmaßungen des römischen Hofs darlegte und die Unterordnung des Papstes unter ein allgemeines Konzil sowie die Einsetzung der Bischöfe in die ihnen von den Päpsten entrissenen Rechte forderte. Das Werk, das er dem Papst selbst gewidmet hatte, wurde öfters nachgedruckt und in mehrere Sprachen übersetzt, vom Papst aber verboten und in Rom verbrannt. Als H. endlich als Verfasser entdeckt war, nötigte man den 77jährigen Mann durch Drohungen und Verheißungen. 1778 zum Widerruf, der jedoch, wie sein "Febronii commentarius in suam retractationem" (Wien 1781) bewies, nicht ernstlich gemeint war. Vgl. O. Mejer, Febronius, Weihbischof v. H., und sein Widerruf (Tübing. 1880).

Honthorst, Gerard van, holländ. Maler, geb. 4. Nov. 1590 zu Utrecht, war ein Schüler Abraham Bloemaerts, vollendete aber seine Ausbildung in Rom, wo er besonders M. da Caravaggios Werke studierte. Im J. 1622 trat er in die Utrechter Malergilde, 1637 in diejenige des Haag ein, wo er bis 1652 thätig war. Um 1620-21 hatte er sich in London aufgehalten, wo er für Karl I. arbeitete und der vertriebenen Königin Elisabeth von Böhmen und ihren Kindern Unterricht erteilte. 1628 kehrte er noch einmal dorthin zurück, um ein allegorisches Bild mit Porträten der königlichen Familie zu malen. Die Prinzen von Oranien, Friedrich Heinrich und Wilhelm II., ernannten ihn zum Hofmaler und gaben ihm zahlreiche Aufträge, namentlich während der Jahre, wo er im Haag wohnte. Er starb 27. April 1656 in Utrecht. In seinen Werken mischen sich die Einflüsse A. Bloemaerts und Caravaggios. Zumeist wandte er nächtliche Beleuchtung durch Kerzen- oder Lampenlicht an, weshalb er von den Italienern den Beinamen Gerardo dalle notti erhielt. Solche Bilder pflegen eine etwas schwere gelbe Farbe im Licht und wenig durchsichtige Schatten zu haben. Vortrefflich, von klarer, vertriebener Behandlung, einfacher und natürlicher Auffassung sind seine Porträte. Er hinterließ zahlreiche Werke, von denen die Befreiung Petri, Esau verkauft sein Erstgeburtsrecht und das Puffspiel (Berliner Museum), Christus vor Pilatus (Belvedere zu Wien), die Verleugnung Petri (Wien, Galerie Liechtenstein), der Zahnarzt (Dresdener Galerie), das Konzert (Paris, Louvre), der fröhliche Musikant (Amsterdam, Reichsmuseum), der verlorne Sohn und Ceres die Proserpina suchend (München, Pinakothek) hervorzuheben sind. - Sein Bruder Wilhelm (geb. 1604 zu Utrecht, gest. 1666 daselbst) - ebenfalls Historien- und Porträtmaler, hielt sich von 1650 bis 1664 am Berliner Hof auf. Die von ihm in den Galerien von Berlin, Amsterdam und Schwerin befindlichen Porträte gleichen denen Gerards, sind indes noch etwas glätter und verschmolzener in der Ausführung.