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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Janbo el Bahr; Jane; Janesville; Janet; Jangtsekiang; Janhagel; Janiculus; Janin; Jánina; Janisch

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Janbo el Bahr - Janisch.

Janbo el Bahr, türk. Seestadt in der arabischen Landschaft Hidschas, am Roten Meer, mit ausgezeichnetem Hafen und 5-6000 Einw., ist Landungsplatz für Medina ("das Thor der heiligen Stadt") und hat daher bedeutenden Transporthandel, speziell mit Artikeln für die Reise nach Medina.

Jane (engl., spr. dschehn), s. v. w. Johanna.

Janesville (spr. dschehnswill), Stadt im nordamerikan. Staat Wisconsin, am Rock River, 50 km südöstlich von Madison, hat Wollfabriken, Maschinenbau, eine Blindenschule und (1885) 9941 Einw.

Janet (spr. schanäh), 1) Paul, franz. Philosoph, geb. 30. April 1823 zu Paris, erhielt seine Ausbildung auf dem Lycée St.-Louis und auf der Normalschule, wurde 1848 Professor an der Universität Straßburg, 1857 am Lyceum Louis le Grand und wirkt seit 1864 als Professor der Philosophie an der Pariser Universität. Von seinen zahlreichen Werken erwähnen wir: "Essai sur la dialectique dans Platon et dans Hégel" (2. Aufl. 1860); "La famille; leçons de philosophie morale" (1855, 10. Aufl. 1873), ein von der französischen Akademie preisgekröntes Werk; "Philosophie du bonheur" (4. Aufl. 1873); "Le matérialisme contemporain en Allemagne" (3. Aufl. 1878; deutsch, Leipz. 1885); "La crise philosophique. MM. Taine, Renan, Littré et Vacherot" (1865); "Le cerveau et la pensée" (1867); "Éléments de morale" (1870); "Histoire de la science politique dans ses rapports avec la morale" (1872, 2 Bde.; 3. Aufl. 1886); "Les problèmes du XIX. siècle" (1872); "La morale" (1874); "Philosophie de la Révolution française" (1875); "Les causes finales" (1877); "Saint-Simon et le Saint-Simonisme" (1878); "La philosophie française contemporaine" (1879); "Traité élémentaire de philosophie" (4. Aufl. 1884); "Les maîtres de la pensée moderne" (1883); "Les origines du socialisme contemporain" (1883); "Victor Cousin et son oeuvre" (1885). J. ist Mitglied der Akademie der moralischen Wissenschaften seit 1864.

2) Maler, s. Clouet 1).

Jangtsekiang, Fluß, s. Jantsekiang.

Janhagel (niederländ.), s. v. w. Pöbel.

Janiculus (Janiculum), einer von den sieben Hügeln Roms, auf dem rechten Tiberufer, auf dem in frühern Zeiten der Sage nach eine vom Janus (s. d.) erbaute Burg gestanden haben soll.

Janin (spr. schanäng), Jules, franz. Kritiker und Romanschriftsteller, geb. 16. Febr. 1804 zu St.-Etienne (Loire), erhielt seine wissenschaftliche Bildung in Paris und betrat dann die Journalistenlaufbahn, indem er seine Feder zuerst dem freisinnigen Oppositionsblatt "Figaro", dann dem Regierungsblatt "Quotidienne" und schließlich dem "Journal des Débats" widmete. Seit 1836 führte er an letzterer Zeitung fast 40 Jahre hindurch das Amt des Bücher- und Theaterkritikers und übte durch seine geistvollen, witzigen und pikanten Besprechungen einen weitgreifenden, wenn auch keineswegs durchaus heilsamen Einfluß in der französischen Litteratur aus. Die Form und das Geld galten bei J. alles, Inhalt und Charakter soviel wie nichts. Seit 1870 Mitglied der französischen Akademie, starb er 19. Juni 1874 in Paris. Von seinen Romanen nennen wir: "L'âne mort et la femme guillotinée", ein offenbar ironisch gemeintes Phantasiestück (1817, neue Ausg. 1860); "La confession" (neue Ausg. 1860); "Barnave" (neue Ausg. 1860); "Contes fantastiques" (neue Ausg. 1863); "Contes nouveaux" (1833); "Le chemin de traverse" (neue Ausg. 1874); "La religieuse de Toulouse" (1850); "Un coeur pour deux amours" (neue Ausg. 1863); "Les oiseaux bleus" (1864) und "L'interne" (1869). Eine Sammlung seiner hervorragendsten Feuilletonartikel erschien unter dem Titel: "Histoire de la littérature dramatique" (1858, 6 Bde.), vielleicht sein bedeutendstes Werk. Andre geschichtliche und litterarhistorische Schriften von J. sind: "Béranger et son temps" (1866); "La poésie et l'éloquence au temps des Césars" (2. Aufl. 1864); "Tableaux anecdotiques de la littérature française depuis François I" (1829); "Lamartine" (1869) u. a. Auch schrieb er eine Anzahl anziehender Sitten- und Reisebilder (zuletzt: "Paris et Versailles il y a cent ans", 1874) und übersetzte den Horaz (6. Aufl. 1885). Nach seinem Tod erschienen: "Œuvres choisies de Jules J." (1875-78, 12 Bde.) und seine "Correspondance" (1877). Vgl. Piedagnel, Jules J. (1876).

Jánina (Joánnina, türk. Jania), Hauptstadt eines Wilajets und Liwas der europäischen Türkei, liegt am westlichen Ufer des bei den Alten Pambotis genannten Sees von J., hat 14 Moscheen, 7 griechische Kirchen, 2 Synagogen, ein griechisches Gymnasium, ein Hospital und gegen 20,000 Einw. (11,000 Christen, 5000 Mohammedaner, 3000 Juden). Die betriebsamen Griechen, deren Sprache die herrschende ist, haben J. zu einer bedeutenden Industrie- und Handelsstadt gemacht, und die hier gefertigten Goldstoffe, Maroquins, Seidenzeuge, gefärbten Leinenzeuge sind im ganzen Reiche gesucht. J. ist Sitz der Regierungsbehörden und eines griechischen Metropoliten. Von der unter Ali Pascha (s. Ali 2), dessen Residenz J. war, vorhanden gewesenen Pracht Janinas ist nichts mehr zu sehen. Am See auf vorspringender Landzunge steht das Schloß des Paschas; fast in der Mitte des Beckens liegt eine Insel mit einem Dorf, Kloster mit Priesterseminar und den Ruinen des Palastes, den Ali Pascha hier aufführen ließ. Östlich vom See erhebt sich das Mitschikeligebirge bis zu 1300 m. Ein sichtbarer Abfluß fehlt, wahrscheinlich führen unterirdische Kanäle sein Wasser durch das Kalkgebirge in den Fluß Kalamas. - J. ist sehr alt, ward von dem Kaiser Johannes Komnenos 1118 neu aufgebaut, in demselben Jahrhundert von den Normannen erobert und zerstört, später von den Serben unter Stephan Duschan, dann von dem makedonischen Tyrannen Thomas von Vodina beherrscht. 1422 unterwarf sich die Stadt dem türkischen Sultan Murad und mußte eine türkische Besatzung aufnehmen. Von jetzt an stand sie unter dem gewöhnlichen Pascharegiment bis 1788, wo die despotische Regierung Ali Paschas von J. begann, das 30 Jahre dauerte. Nach Ali Paschas Ermordung (1822) kehrte sie unter die Botmäßigkeit des Sultans zurück.

Janisch, Antonie, Schauspielerin, geb. 1850 zu Wien, empfing bei dem Ehepaar Gabillon ihren theatralischen Unterricht und erregte Laubes Interesse, der sie 1867 als Melitta ("Sappho") auf dem Burgtheater auftreten ließ. Der Erfolg war kein recht glücklicher, und Laube ließ die Künstlerin nach Berlin ziehen, wo sie am Wallnertheater engagiert wurde. 1869 gewann sie Direktor Maurice für das Hamburger Thaliatheater, auf dem sie bald so Erfreuliches leistete, daß sie Dingelstedt 1872 zu einem Gastspiel nach Wien berief und sofort für das Burgtheater engagierte. Ein Jahr später vermählte sie sich mit dem Grafen Ludwig Arco-Valley und entsagte infolgedessen der Kunst, kehrte aber 1875 zum Burgtheater zurück; 1883 trat sie in den Ruhestand. Ihre Hauptstärke hatte sie als naiv-sentimentale Liebhaberin (Käthchen von Heilbronn etc.).