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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kalitwenskaja Staniza; Kalium; Kaliumbromid; Kaliumchlorid

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Kalitwenskaja Staniza - Kaliumchlorid.

schließlicher Verfasser er war. Daneben veröffentlichte er: "Das Buch der Narrheit" (Mainz 1845); "Schlagschatten" (das. 1845); "Poetische Erzählungen" (das. 1845) und "Shrapnels" (Frankf. a. M. 1849). An der revolutionären Bewegung des Jahrs 1849 beteiligt, sah er sich genötigt, Deutschland zu verlassen. Er ging nach Paris, dann nach London, wo er ein Bild von den Eindrücken beider Städte in dem Buch "Paris und London" (Frankf. a. M. 1851, 2 Bde.) entwarf, und ließ sich darauf in Paris nieder, wo er 3. März 1882 starb. Neben zahlreichen Journalartikeln schrieb er noch: "Heitere Stunden", Novellen (Berl. 1872, 2 Bde.); "Bilder aus meiner Knabenzeit" (Leipz. 1872); "Gebunden und ungebunden" (Münch. 1876) und "Pariser Leben" (Mainz 1881). Auf dem Gebiet der humoristischen Ballade und Romanze hat K. Mustergültiges geleistet.

2) David, bekannter Possendichter und Schöpfer des modernen Kouplets, geb. 23. Febr. 1820 zu Breslau von jüdischen Eltern, widmete sich dem Kaufmannsstand, ging nach Paris, wo er mit Herwegh, H. Heine, den Sozialisten Marx und Wolf u. a. verkehrte, und trat 1846 in ein Handlungshaus zu Berlin. Zwischen seinen Geschäftsstunden Kouplets dichtend und französische Vaudevilles für die deutsche Bühne bearbeitend, errang er mit dem Schwank "Ein Billet von Jenny Lind" auf dem Sommertheater zu Schöneberg bei Berlin den ersten Erfolg, und infolgedessen wurden ihm auch die Pforten des alten Königsstädter Theaters geöffnet. Seitdem beherrschte K. mit seinen Stücken die komische Bühne in Berlin (Wallner-Theater) und in ganz Norddeutschland fast ausschließlich. Unter seinen Possen, von denen einzelne Hunderte von Vorstellungen erlebten, sind hervorzuheben: "Einmalhunderttausend Thaler", "Münchhausen", "Berlin bei Nacht", "Peschke", "Ein gebildeter Hausknecht", "Der Aktienbudiker", "Berlin, wie es weint und lacht", "Einer von unsre Leut", "Berlin wird Weltstadt", "Die Berliner in Wien", "Der Goldonkel", "Musikalische Abendunterhaltung", "Namenlos" (gemeinsam mit E. Pohl) etc. Eine Sammlung seiner kecken, meist durch politische Anspielungen drastisch wirkenden Kouplets gab er unter dem Titel: "Berliner Leierkasten" (Berl. 1857-1866, 3 Bde.) heraus; eine Anzahl seiner Possen erschien gesammelt unter dem Titel: "Lustige Werke" (das. 1870, 3 Hefte). K. war zugleich der Begründer des Witzblattes "Kladderadatsch" (1848), dessen Redaktion er später mit Ernst Dohm (s. d.) teilte, und in welchem er den spezifischen Berliner Witz, volkstümlichen Humor und höhern Blödsinn vertrat, wie denn auch die typischen Gestalten: Zwückauör, Müller und Schulze, Karlchen Mießnick etc. seine Erfindungen sind. K. starb 21. Aug. 1872 in Berlin. Vgl. M. Ring, David K. (Berl. 1872).

Kalitwenskaja Staniza, Kosakendorf im Lande der Donischen Kosaken, links am Donez, mit 12,700 Einw. In der Umgegend von K. befinden sich ungeheure Lager von einem quarzhaltigen Sandstein, dem sogen. "Kalitwenskischen Stein", welcher viel zu Steinbauten benutzt wird. Etwa 4 km von K. ist ein großes Steinkohlenlager (noch unbebaut).

Kalium K, Alkalimetall, findet sich nicht gediegen in der Natur, aber weitverbreitet in zahlreichen Verbindungen. K. ist das Metall der Pottasche, des Salpeters, überhaupt aller Kalisalze (s. d.) und wird dargestellt, indem man ein sehr inniges Gemisch von kohlensaurem Kali mit Kohle in einem eisernen Destillationsapparat sehr stark erhitzt. Die Kohle entzieht der Kohlensäure u. dem Kali Sauerstoff, und es entweichen Kohlenoxyd und K., welch letzteres in einer Vorlage sich verdichtet und unter sauerstofffreiem Steinöl aufgefangen wird. K. ist silberweiß, metallisch glänzend, das Atomgewicht ist 39,04, das spezifische Gewicht 0,87. Bei 15° ist K. knetbar, in der Kälte spröde, es schmilzt bei 62,5°, verdampft bei Rotglut und bildet einen grünen Dampf. An der Luft läuft es sofort an, indem sich Kaliumhydroxyd bildet, und bei höherer Temperatur verbrennt es mit violetter Flamme zu Kaliumoxyd. Es entzieht den meisten Sauerstoffverbindungen den Sauerstoff, um Kaliumoxyd zu bilden, während letzteres bei genügend hoher Temperatur sogar durch Eisen zersetzt wird. Auf Wasser rotiert K., indem es dasselbe lebhaft zersetzt und sich oxydiert. Der dabei entwickelte Wasserstoff entzündet sich und verbrennt mit violetter Flamme. Wegen dieser großen Affinität zum Sauerstoff muß K. beständig unter Steinöl aufbewahrt werden. Es verbindet sich auch direkt mit Chlor, Schwefel und Phosphor, ist einwertig und bildet mit Sauerstoff drei Oxyde, von welchen das Kaliumoxyd (Kali) K2O ^[K_{2}O] weitaus am wichtigsten ist. K. wurde zuerst von Davy 1807 dargestellt.

Kalium, Kalium; K. (Kali) aceticum, essigsaures Kali; K. (Kali) bicarbonicum, saures oder doppeltkohlensaures Kali; K. (Kali) bichromicum, saures oder rotes chromsaures Kali; K. (Kali) bitartaricum, saures weinsaures Kali, Weinstein; K. bromatum, Kaliumbromid; K. (Kali) carbonicum, kohlensaures Kali; K. (Kali) carbonicum crudum, rohes kohlensaures Kali, rohe Pottasche; K. (Kali) carbonicum depuratum, K. carbonicum e cineribus clavellatis, gereinigtes kohlensaures Kali; K. (Kali) carbonicum e tartaro, reines kohlensaures Kali; K. (Kali) chloricum s. muriaticum oxygenatum, chlorsaures Kali; K. (Kali) hypermanganicum s. permanganicum, übermangansaures Kali; K. jodatum, Kaliumjodid; K. (Kali) nitricum, salpetersaures Kali, Salpeter; K. sulfuratum, Kaliumsulfid; K. (Kali) sulfuricum, schwefelsaures Kali; K. (Kali) tartaricum, weinsaures Kali.

Kaliumbromid (Bromkalium) KBr wird wie Kaliumjodid (s. d.) dargestellt, gleicht demselben äußerlich, bildet farblose, luftbeständige Kristalle vom spez. Gew. 2,41, schmeckt scharf salzig, löst sich leicht in Wasser, schwer in Alkohol, schmilzt bei 700° und verdampft bei höherer Temperatur. Man benutzt es in der Photographie und als Arzneimittel gegen Epilepsie, Veitstanz, erhöhte Reflexerregbarkeit, Schlaflosigkeit und Delirium tremens; es wirkt antaphroditisch und soll Anästhesie der Schleimhäute, besonders im Schlund, erzeugen.

Kaliumchlorid (Chlorkalium, Digestivsalz) KCl findet sich als Sylvia und als Doppelsalz mit Magnesiumchlorid im Carnallit, gelöst im Meerwasser und in den meisten Salzsolen, in der Pflanzenasche und daher in der rohen Pottasche, in der Rübenmelassenasche und im Kelp. Es entsteht bei Einwirkung von Chlor auf Kalium oder Kalilauge und beim Neutralisieren der letztern mit Chlorwasserstoffsäure (Salzsäure). Man gewinnt K. aus der Mutterlauge des Meerwassers und der Salinen, der Melassenasche, dem Kelp, bei der Reinigung des rohen Salpeters, hauptsächlich aber aus Staßfurter Abraumsalzen. Das rohe Salz, wie es von den Salzwerken in Staßfurt geliefert wird, enthält ca. 55-65 Teile Carnallit = 16 Proz. K., 20-25 Teile Steinsalz, 15-20 Teile Kieserit (schwefelsaure Magnesia), 2-4 Teile Chlormagnesium und Tachydrit etc. Man behandelt das Salz unter Zuströmen von Wasserdampf mit einer zur vollständigen Lösung unzu-^[folgende Seite]