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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Karpfen - Karren.

Karpfen (ungar. Korpona), königliche Freistadt im ungar. Komitat Hont, hat viele gotische Gebäude, ein Piaristenkollegium, Mineralquellen, Obst- und Weinbau und (1881) 3408 Einw. (Katholische und Evangelische). - K. wurde im 9. Jahrh. gegründet, galt wegen seiner Befestigung für den Schlüssel der ungarischen Bergstädte und hatte bis zum 16. Jahrh. nur deutsche Einwohner, welche später den Slawen weichen mußten.

Karpfenläuse (Argulidae), s. Ruderfüßer.

Kärpfstock, s. Hausstock.

Karpinski, Franciszek, poln. Dichter, geb. 4. Okt. 1741 zu Holosko in Galizien, erhielt seine Bildung in der Jesuitenschule zu Lemberg und lebte hierauf eine Zeitlang in Wien und als Gutspachter in Galizien. 1783 wurde er Sekretär beim Fürsten Adam Czartoryiski in Warschau und durch denselben in des Königs Stanislaus August nähern Umgang gezogen. Doch weder das Hofleben noch später das als Erzieher in fürstlichen Häusern sagte dem geraden und freimütigen Mann zu. Er erhielt 1791 zwei an der Bialowiczer Heide in Litauen gelegene Staatsgüter auf 50 Jahre zur Bebauung überlassen und lebte fortan daselbst als Wohlthäter seiner Untergebenen. Er starb 16. Sept. 1825. Karpinskis Lieder leben als echt national im Munde des polnischen Volkes; am ausgezeichnetsten sind darunter die elegischen Gesänge (z. B. "Klagelied Ludgardens"). Seine Schriften (hrsg. von Dmochowski, Warsch. 1804, 4 Bde.; neue Aufl., Krak. 1862) enthalten außer Liedern und Idyllen eine Übersetzung der Psalmen, eine Tragödie: "Judyta", und mehrere prosaische Aufsätze. Seine Selbstbiographie gab Moraczewski (2. Aufl., Lemb. 1849) heraus.

Karpo, eine der Horen (s. d.).

Karpogon (griech.), das weibliche, mit einer Trichogyne (s. d.) ausgestattete Geschlechtsorgan der Florideen und Koleochäten, welches infolge der Befruchtung nicht unmittelbar die Eisporen wie bei andern Algen hervorbringt, sondern einen Fruchtkörper, in welchem sich die Sporen nachträglich bilden. Ein gleiches, bei manchen Askomyceten und den Flechten vorkommendes Geschlechtsorgan wird meist als Askogon bezeichnet.

Karpokrates (Karpokras), aus Alexandria, in der ersten Hälfte des 2. Jahrh. n. Chr., stellte aus Platonischen, gnostischen und christlichen Lehren ein neues, mystisch-theosophisches Lehrsystem auf, dessen Anhänger (Karpokratianer) die Göttlichkeit Christi leugneten, jedoch die Seele des Menschen für ein höheres, aus Gott geflossenes Wesen hielten. Nach K.' Tod war sein Sohn Epiphanes Haupt der Sekte, die nach diesem benannt wurde. Vgl. Gnosis.

Karpolithen (griech.), fossile Früchte.

Karpologie (griech.), Lehre von den Früchten der Pflanzen; karpologische Ausstellung, Fruchtausstellung; karpologisches System, ein auf die Beschaffenheit der Früchte gegründetes Pflanzensystem.

Karposporeen (griech.), Abteilung der Thallophyten, s. Kryptogamen und Algen.

Karr, Jean Baptiste Alphonse, franz. Schriftsteller, geb. 24. Nov. 1808 zu Paris, war einige Zeit Studienaufseher am Collège Bourbon und beteiligte sich dann als Mitarbeiter oder Redakteur am "Figaro", "Corsaire" und andern Zeitungen. Seinem ersten Roman: "Sous les tilleuls" (1832), der eine überaus günstige Ausnahme fand, folgte rasch eine ganze Reihe andrer nach, die in ziemlich ungebildetem Stil meist Selbsterlebnisse Karrs behandelten, und von denen "Geneviève" (1838) als der gelungenste zu bezeichnen ist. Größeres Aufsehen machten seine "Guêpes" ("Wespen"), eine Zusammenstellung von Bonmots, beißenden Anekdoten u. litterarischen Splitterrichtereien, die er von 1839 bis 1848 im "Figaro" erscheinen ließ, auch später noch fortsetzte und gesammelt (1853-57, 7 Bde.) herausgab. Sie zogen ihm viele Feindschaften, sogar den Versuch eines Mordes von Frauenhand, zu. Außerdem hat sich K. im Drama ("Pénélope normande" u. a.) sowie in der Gattung der Proverbes (1853) versucht und in "Les femmes" (1853) eine Sittenstudie geliefert. Seit 1855 in Nizza wohnhaft, trat er nach langem Schweigen nach dem Krieg von 1870 im "Moniteur universel" mit neuen "Guêpes" hervor, die dann unter verschiedenen Titeln wieder gesammelt erschienen, aber sich nur als das Werk eines grämlichen und müden Greises erwiesen und ihren ohnmächtigen Stachel gegen die Republik und ihre namhaftesten Repräsentanten kehrten. In neuern Schriften, wie: "Dieu et diable" und "Le crédo du jardinier" (1875), trat er gegen die katholische Kirche auf. Seine "OEuvres complètes" erschienen 1860 und öfter. - Seine Tochter Thérèse K., geb. 1835, ist ebenfalls Schriftstellerin und veröffentlichte unter anderm: "Les soirées germaniques offertes à la jeunesse" (1860, Erzählungen von M. Hartmann, A. Stifter, B. Auerbach enthaltend); "Les huit grandes époques de l'histoire de France" (1862); "Dieu et ses dons" (1864); "Causeries" (1873); "Souvenirs d'hier et d'autrefois" (1875); "Pas encore" (1879).

Karree (franz. carré), quadratisch; als Hauptwort: Quadrat, auch Rechteck; im Militärwesen eine Gefechtsformation der Infanterie, mit nach vier Seiten hin geschlossener Fronte zur Abwehr von Kavallerie. Das K. ist entweder hohl oder voll, je nach der Größe des innern Raums, der bei erstern zur Aufnahme von Kavallerie, selbst Fahrzeugen, bei letztern der berittenen Kommandeure, Spielleute, Ärzte etc. dient. Die Karrees wurden meist bataillonsweise formiert und gaben ihr Feuer in gliederweisen Salven ab; das erste Glied fiel dazu aufs Knie. Die Blütezeit der Karrees sind die Napoleonischen Kriege, z. B. bei Austerlitz, Wagram, Leipzig etc. Mit der Einführung der Hinterladegewehre hat das K. an Bedeutung verloren und wurde von der deutschen Infanterie 1870/71 nicht mehr zur Anwendung gebracht. Die großen Attacken der französischen Kavallerie sind bei Wörth und Sedan in Schützenlinien abgewiesen worden. Das preußische Reglement überläßt den Kommandeuren die Wahl der Gefechtsformation einschließlich K.

Karrelieren (franz.), s. Carrelage.

Karren (Karre), ein- oder zweiräderiges Fuhrwerk, als Handkarre von Menschenhand, als Lastkarre von Zugtieren fortbewegt, die in der Gabeldeichsel gehen. Letztere K. sind auf schmalen, festen Wegen, in Gebirgen und auf kurze Entfernungen vorteilhaft, verlangen aber, namentlich in der Gabeldeichsel, starke Pferde, die bis zu fünf voreinander gespannt werden. Schieb- oder Schubkarren sind meist einräderig aus Holz, in neuerer Zeit auch ganz aus Eisen, finden meist bei Erd- und Bauarbeiten Verwendung. Karrenbüchsen, ursprünglich Bezeichnung für fahrbare Geschütze (Karroballisten der Römer). König Karl XV. von Schweden konstruierte eine schnell feuernde Bataillons-Hinterladekanone, die er Karrenbüchse nannte.

Karren (Schratten), Rinnen von 1-3 m oder Schluchten von 10 und mehr Meter Tiefe, welche, ein Produkt der namentlich durch langsam schmelzenden Schnee unterstützten Erosion, in Kalksteine