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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kaumittel; Kaunitz; Kaup; Kaupert; Kauri

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Kaumittel - Kauri.

ist gleichfalls oft ein durch starke Muskulatur ausgezeichneter Abschnitt (Muskelmagen) vorhanden und zerkleinert die gefressenen Körner; in diesem Fall dient jedoch der mit der Nahrung verschluckte Sand als Reibmaterial und wird nur durch die Muskeln der Magenwand in Bewegung erhalten.

Kaumittel, Substanzen, die gekaut werden, um Schmerzen zu beseitigen oder angenehme Gefühle hervorzurufen, wie Tabak, Koka, Guru- oder Kolanüsse, Betel, Kat. Raucher kauen auch Iwarankusawurzel (Vetiverwurzel), um den Tabaksgeruch aus der Mundhöhle zu vertreiben. Demselben und ähnlichen Zwecken dienen die Katechupastillen (Kachou). Das Kauharz (Tuggkada), welches sich an den Fichtenstämmen in Schweden findet, wird in den nördlichen Teilen des Landes allgemein von dem Volke gekaut, da man ihm die Eigenschaft beilegt, die Zähne gesund und den Mund frisch zu erhalten.

Kaunitz, Wenzel Anton, Reichsfürst von K.-Rietberg, österreich. Staatsmann, geb. 2. Febr. 1711 zu Wien, Sohn des Grafen Maximilian Ulrich von K. und der Gräfin Maria Ernestine Rietberg, deren Namen er dem väterlichen beifügte, ward als der jüngste unter fünf Brüdern zum geistlichen Stand bestimmt und schon in der Wiege zum Domicellar zu Münster ernannt. Der Tod der ältern Brüder änderte seine Laufbahn, und er widmete sich, nachdem er in Wien, Leipzig, Regensburg und Leiden studiert, den Staatsgeschäften. Karl VI. ernannte ihn 1737 zum Reichshofrat, bald darauf zum Kommissar bei der permanenten Reichsversammlung zu Regensburg. Seit 1741 wurde er mit diplomatischen Sendungen nach Rom, Florenz und Turin betraut und 1744 zum österreichischen Minister am Hof des Prinzen Karl von Lothringen, Generalgouverneurs der österreichischen Niederlande, ernannt. In Karls Abwesenheit führte er die Regierung mit Umsicht und erwirkte 1746, als die Franzosen Brüssel besetzten, für die österreichischen Truppen freien Abzug nach Antwerpen. Auf dem Friedenskongreß zu Aachen war er als kaiserlicher Gesandter thätig und wurde sodann zum Wirklichen Konferenz- und Staatsminister ernannt. Als Gesandter in Paris von 1750 bis 1753 suchte er aus Haß gegen Friedrich d. Gr., den er vernichten wollte, das spätere Bündnis zwischen Österreich und Frankreich anzubahnen und wurde infolgedessen 1753 zum Hof- und Staatskanzler und 1756 zum niederländischen und italienischen Kanzler, 1764 aber vom Kaiser Franz I. in den Reichsfürstenstand erhoben. In dieser Stellung genoß er bis zu Maria Theresias Tode deren unbegrenztes Vertrauen und hatte in allen Fragen der äußern Politik wie der Kriegführung die entscheidende Stimme. Auch was in dieser Epoche von Bedeutenderm auf den Gebieten des Staats sowie der Wissenschaften und Künste in Österreich ins Leben trat, z. B. die Kunstschule zu Wien, mehrere bedeutende Akademien der Niederlande und der Lombardei, hat ihn zum Schöpfer. Weniger groß war sein Einfluß unter Joseph II., der ihm zwar sein Ohr lieh, aber nicht immer seine Ratschläge befolgte, noch geringer unter Leopold II., und bei Franz' II. Thronbesteigung legte er seine Hofkanzlerwürde nieder. Er starb 27. Juni 1794. K. war voll Geist und Schöpferkraft, unermüdlich thätig, ernst, treu, redlich und ein Freund der Wissenschaften und Künste; herablassend im Umgang mit Niedern, gefiel er sich nebenbei darin, den Sonderling zu spielen. Für die französische Etikette bekundete er eine besondere Vorliebe, und der Spott der Wiener über seine affektierte Nachahmung alles Französischen in der Kleidung und im Umgang reizte ihn nur, jene um so mehr hervortreten zu lassen. Auch die französische Sprache und Litteratur, namentlich die Werke Voltaires und der Encyklopädisten, hatten in ihm einen großen Verehrer. An den Reformen Josephs II. nahm K. den regsten Anteil. Sein Leben beschrieb Hormayr (im "Österreichischen Plutarch", Bd. 6). Vgl. Beer, Denkschriften des Fürsten K. (Wien 1872); Derselbe, Joseph II., Leopold II. und K.; ihr Briefwechsel (das. 1873). - Die mährische fürstliche Linie des Geschlechts K., der Fürst Wenzel Anton angehörte, erlosch mit seinem Enkel Alois Wenzel 1848 im Mannesstamm; die ältere böhmische gräfliche Linie, 1617 gegründet, blüht noch; ihr Haupt ist Graf Albrecht K., geb. 28. Juni 1829.

Kaup, Johann Jakob, Zoolog, geb. 20. April 1803 zu Darmstadt, studierte in Göttingen, Heidelberg und Leiden, ward Assistent am Darmstädter Museum, welches ihm einen großen Teil seiner Schätze verdankt, dann Inspektor desselben und 1858 Professor, in welcher Stellung er 4. Juli 1873 starb. Er veröffentlichte besonders über Wirbeltiere, z. B. die von ihm entdeckten fossilen Arten und mehrere Abteilungen der Fische, aber auch über allgemeine zoologische Fragen (Klassifikation, Entwickelungsgeschichte, in der er schon 1826 ähnliche Ideen wie später Darwin vertrat) verschiedene wichtige Schriften. Hervorzuheben sind: "Das Tierreich in seinen Hauptformen" (Darmst. 1835-37, 3 Bde.); "Description d'ossements fossiles" (das. 1833-35); "Die gavialartigen Reptilien aus der Liasformation" (mit Bronn, Stuttg. 1842-44, 2 Tle.); "Beiträge zur Kenntnis der urweltlichen Säugetiere" (Darmst. 1855-62, 5 Hefte); "Klassifikation der Säugetiere und Vögel" (das. 1844). Aus seinem Nachlaß gab Röder heraus "Grundriß zu einem System der Natur" (Wiesb. 1877).

Kaupert, Gustav, Bildhauer, geb. 4. April 1819 zu Kassel, lernte anfangs von seinem Vater die Gravierkunst und besuchte die dortige Kunstakademie, wo er Schüler Henschels wurde. 1844 ging er zu Schwanthaler nach München, wo er ein Relief für dessen Mozart-Denkmal modellierte und die Marmorgruppe der Löwentöter schuf, die ihm ein Reisestipendium für Italien einbrachte. In Rom arbeitete er zunächst einige mythologische Gruppen und modellierte nach Crawfords Entwurf die sämtlichen Nebenfiguren des Washington-Denkmals sowie die Kolossalstatue der Amerika und die Figuren am Frontispiz des Bundespalastes in Washington. Die meisten seiner eignen Arbeiten sind lyrischen, mythologischen oder allegorischen Inhalts, z. B. eine Penelope, eine Gruppe der Mutterliebe, Eva, Susanne, Amor, eine Lorelei, eine Viktoria für Frankfurt, eine kolossale Porträtbüste von Borne und das Hessendenkmal (ein schlafender Löwe) in der Karlsaue zu Kassel (1874). Seit 1867 ist K. Professor der Bildhauerkunst am Städelschen Institut zu Frankfurt a. M. In jüngster Zeit hat er einen Christus und mehrere Apostelstatuen für die Basilika in Trier geschaffen.

Kauri (Schlangenköpfchen, Otterköpfchen, Cypraea moneta L.), eine 1-2,5 cm große, gelblichweiße Porzellanschnecke (s. d.). Sie findet sich in größter Menge bei den Maledivischen Inseln und wird nach Bengalen und Siam, vorzugsweise aber nach Afrika und nach England (für den afrikanischen Handel) ausgeführt. Sie wird seit uralter Zeit bei vielen Völkern als Münze gebraucht. Man hat Kauris in den Gesichtsurnen Pomerellens, in Schweden und zwischen angelsächsischen Altertümern in Eng-^[folgende Seite]