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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kleinasien

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Kleinasien (Bodenbeschreibung, Flüsse etc.).

heraus: "Das Städtchen Buchsweiler und die Bergfeste Lützelstein" (Mülhaus. 1858) und "Pfeffel-Album" (Kolmar 1859).

7) Christian Sophus, dän. Politiker, geb. 17. Aug. 1824, studierte Rechtswissenschaft und betrat die politische Laufbahn zuerst 1858 als Mitglied des Folkethings, wo ihn seine Fähigkeiten bald zu einem der hervorragendsten Mitglieder der Kammer machten. 1872 als Justizminister in das Ministerium Holstein-Holsteinborg berufen, machte er sich besonders um die Unterdrückung der sozialistischen Bewegungen in der Hauptstadt verdient und behielt sein Portefeuille auch in dem folgenden Ministerium Fonnesbech, verlor dasselbe jedoch mit dem Erscheinen des Ministeriums Estrup (1875). Seitdem ist er Mitglied des dänischen Obertribunals.

8) Karl, Kristallograph, geb. 15. Aug. 1842 zu Hanau, studierte seit 1860 Landwirtschaft an der Akademie Hohenheim, trat in die Praxis, widmete sich dann aber der Mineralogie und Geognosie und studierte seit 1866 in Berlin, Tübingen und Heidelberg, promovierte 1869, habilitierte sich in demselben Jahr an der Universität Heidelberg, wurde 1873 zum außerordentlichen Professor ernannt und folgte 1877 einem Ruf nach Göttingen, von wo er als Professor der Mineralogie und Direktor des mineralogischen Museums 1887 nach Berlin versetzt wurde. Außer zahlreichen Arbeiten kristallographischen Inhalts, namentlich auch über die Struktur der optisch-anomalen Kristalle, wie Boracit, Granat, Perowskit, Leucit, schrieb er: "Über Zwillingsverbindungen und Verzerrungen und ihre Beziehungen zu den Symmetrieverhältnissen der Kristallsysteme" (Heidelb. 1869); "Einleitung in die Kristallberechnung" (Stuttg. 1875). 1879-84 beteiligte er sich an der Redaktion des "Jahrbuchs für Mineralogie etc."

9) Hermann Joseph, Astronom und Meteorolog, geb. 11. Sept. 1842 zu Köln, widmete sich dem Buchhandel, verließ denselben aber wieder und studierte unter Heis Mathematik und Astronomie. Er errichtete in Köln eine Privatsternwarte und stellte auf derselben hauptsächlich Beobachtungen über die Topographie des Mondes an. Eine Frucht dieser Beobachtungen war der 1877 geführte Nachweis der Neubildung eines großen, kraterförmigen Objekts nahe der Mitte der Mondscheibe. Von seinen zahlreichen Schriften führen wir an: "Handbuch der allgemeinen Himmelsbeschreibung" (Braunschw. 1872, 2 Bde.); "Entwickelungsgeschichte des Kosmos" (das. 1874); "Anleitung zur Durchmusterung des Himmels" (2. Aufl., das. 1882); "Die Erde und ihr organisches Leben" (mit Thomé, Stuttg. 1881, 2 Bde.); "Allgemeine Witterungskunde" (Leipz. 1884) und "Astronomische Abende" (2. Aufl., Berl. 1886). Auch gibt er die naturwissenschaftliche Zeitung "Gäa" (Köln, seit 1864), die "Revue der Naturwissenschaften" (das., seit 1872), seit 1882 die Zeitschrift für populäre Astronomie "Sirius" heraus und leitet seit 1880 die Wetterwarte der "Kölnischen Zeitung". Neuerlich gab er einen "Stern-Atlas" (18 Karten, Leipz. 1886) heraus.

Kleinasien, die große westasiat. Halbinsel, die, zwischen 36° und 42° nördl. Br. und zwischen 26° 20' und 42° östl. L. v. Gr. gelegen, sich westwärts vom Euphrat zwischen dem Schwarzen und dem Mittelländischen Meer bis an das Ägeische und das Marmarameer ausdehnt und jetzt einen Teil des türkischen Reichs bildet (s. Karte "Türkisches Reich" u. "Mittelmeerländer"). Gegen O. hat K. keine natürliche geographische oder ethnographische Grenze; eine Linie, von Trapezunt oder der Rionmündung nach der Spitze des Issischen Meerbusens gezogen, ist als östliche Begrenzung rein willkürlich. Ebenso hatte das Altertum keinen eignen Namen für das Land; derselbe kam erst im 5. Jahrh. n. Chr. auf, gleichsam im Gegensatz zum übrigen Asien, ist aber auch in anderm Sinn zutreffend, insofern die Halbinsel in allgemeinen Umrissen die Bodengestalt des großen Asien wiederholt: Tafelland in der Mitte, Randgebirge und Terrassenländer an den Seiten. Vom armenischen Hochland ziehen die Ketten aus, welche das Tafelland der Mitte umschließen; sie verfolgen im allgemeinen die Richtung von ONO. nach WSW. Den Nordrand bildet ein durch die Thäler der Pontuszuflüsse häufig durchbrochener Bergzug, der, dem Rande des Schwarzen Meers parallel, nach W. bis zum Ida und dem Kap Baba zieht und in seinen höchsten Gipfeln die Höhe von 2200 m erreicht. Den Südrand bildet der Taurus mit seinen Fortsetzungen, ebenfalls keine zusammenhängende Kette, aber doch einheitlicher und gewaltiger als die Berge im N. Vom armenischen Plateau zieht ein mächtiger Zug nach SW. und trägt im N. der Bucht von Alexandrette Gipfel von 3200 m. In nördlicher Fortsetzung begleitet er die Küste des Mittelmeers, erreicht im Bulgar Dagh 3477 m Höhe, steigt im Lykischen Taurus noch einmal zu 3200 m an und läuft schließlich in langen, schmalen Halbinseln ins Ägeische Meer aus. An der Nord- und Südseite lassen die schroff abstürzenden Gebirge nur einen schmalen Küstensaum; nur nach W. senkt sich das Bergland sanfter und in mehreren Terrassen dem Meer zu. Die Küsten selbst sind fast überall steil und ausgebuchtet, namentlich auf der Westseite in seltenster Weise ausgezackt; längs der Südküste reichen die steilen und hohen Felsenmassen oft bis an das Meer. Nach dem Innern dachen sich die Randgebirge allmählich ab und bilden die im Durchschnitt 800-1000 m ü. M. gelegene Scheitelfläche von K., welche teils aus welligen Becken, teils aus völlig horizontalen Plateaus besteht und eine Menge unregelmäßiger Bergzüge und einzelne Hochgipfel enthält. An den Berghängen finden sich wohl einzelne gut bewässerte Strecken sowie fruchtbare Thalmulden; im ganzen aber ist das innere Tafelland (fast ein Drittel des Ganzen) ein wasserloses, pflanzenarmes, oft sogar steppenartiges, daher einförmiges und heißes Gebiet, während die Randterrassen sich durch eine reiche Vegetation und hochstämmige Wälder auszeichnen. Das Tafelland hat das Klima des nördlichen Frankreich oder Deutschland, nur daß die Winter viel kälter und die Sommer viel heißer und trockner sind. Der Boden ist vielfach mit Salzkristallen geschwängert; auch zahlreiche Salzseen und Steppenflüsse gibt es. Ohne Zweifel ist auch dieses Tafelland durch vulkanische Thätigkeit erschüttert und unterwühlt worden; dafür sprechen der Name des "verbrannten Phrygien" und die erloschenen Vulkane: der 3860 m hohe Ardschisch (Argäus der Alten) bei Kaisarieh und südwestlich davon der Hassan Dagh (2400 m). Die Flüsse Kleinasiens sind entweder Gebirgswasser kürzern Laufs, die vom Randgebirge zum Meer gehen, oder größere Flüsse, die auf dem Tafelland entspringen und die Randgebirge durchbrechen. Die Wasserscheide zwischen dem Schwarzen Meer und Mittelmeer geht mitten durch das Tafelland. Sie sind sämtlich nur als Ernährer der Vegetation wichtig, schiffbar ist keiner. Der bei weitem größte Fluß ist der Kisil Irmak (ein Pontuszufluß); dem Schwarzen Meer gehen ferner zu der Sakaria (bei den Alten Sangarius) und der Jeschil Irmak (Iris). Ins Marmarameer fließen: die vereinigten Susurlu Tschai und Adyrnas Tschai (Ma-^[folgende Seite]