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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Lissa; Lissăbon

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Lissa - Lissabon.

"Bosnien". - Im englisch-französischen Krieg wurde L. von den Franzosen besetzt, 1810 aber von den Engländern erobert, die bis 1815 im Besitz der Insel blieben, worauf es an Dalmatien unter österreichischer Herrschaft fiel. Am 20. Juli 1866 fand hier eine Seeschlacht zwischen der österreichischen und italienischen Flotte statt. Gedrängt von der öffentlichen Meinung, welche mit der Unthätigkeit der überlegenen italienischen Flotte höchst unzufrieden war, hatte das italienische Ministerium dem Admiral Persano einen Handstreich auf L. befohlen. Am 16. Juli lief die Flotte, 11 Panzerschiffe, 4 Holzfregatten, 3 Korvetten, 4 Kanonenboote und 4 Avisos, von Ancona aus und bekam am 18. L. in Sicht. Ein erster Artillerieangriff auf San Giorgio mißlang. Am 19. kamen ein Widderschiff, 2 Schraubenfregatten und ein Raddampfer mit Landungstruppen zur Verstärkung; aber ein Landungsversuch wurde von der österreichischen Artillerie vereitelt, und am 20. hatte Persano eben einen dritten Angriff befohlen, als 10 Uhr vormittags die österreichische Flotte, welche auf die Nachricht vom Anschlag auf L. von Pola ausgelaufen und bisher vom Nebel verdeckt worden war, in nächster Nähe in Sicht gemeldet wurde. Dieselbe, in drei Treffen geteilt, in erster Linie 7 Panzerfregatten, in zweiter 7 Holzschiffe (Linienschiff Kaiser, 5 Fregatten, eine Korvette), in dritter 10 Kanonenboote und Schoner, fuhr auf Befehl ihres Admirals Tegetthoff mit voller Dampfkraft auf die italienische Flotte los. Von dieser waren 9 Panzerschiffe kampfbereit, die Persano so ordnete, daß 3 das erste Treffen, 4, darunter das Admiralschiff Re d'Italia, welches aber der Admiral während der Bewegung verließ, um sich auf das Turmschiff Affondatore zu begeben, das Zentrum, 2, zu denen nachher noch ein zehntes Panzerschiff (Varese) kam, die Nachhut bildeten. Die Italiener begannen das Feuer, aber die österreichische Flotte ließ sich nicht aufhalten, drängte sich zwischen Spitze und Zentrum des Gegners, und es begann, verhüllt vom Pulverdampf, ein furchtbarer Kampf Schiff an Schiff. Tegetthoff zeigte sich im Manövrieren überlegen. Allerdings mußte der Kaiser nach heldenmütigem Kampf mit drei Panzerschiffen in San Giorgio Schutz suchen; aber mit seinem Admiralschiff, der Panzerfregatte Ferdinand Max, bohrte Tegetthoff mit Einem Stoß den Re d'Italia in den Grund. Die italienische Holzflotte unter Vizeadmiral Albini kam der Panzerflotte nicht zu Hilfe, und diese mußte den Kampf aufgeben und sammelte sich westlich von der Insel, nachdem noch der Palestro mit seiner ganzen Bemannung, die ihn nicht verlassen wollte, in die Luft geflogen war. Am Abend kehrte Persano nach Ancona zurück. Er verlor zwei Schiffe, und zwei waren kampfunfähig. Tote und Verwundete hatte er nur 44, während die Österreicher 15 Offiziere und 158 Mann verloren. Persano wurde angeklagt und vom Senat 15. April 1867 zur Amtsentsetzung verurteilt. Vgl. den Prozeß Persano im "Neuen Pitaval", neue Serie, Bd. 3 (Leipz. 1867); "Die Operationen der österreichischen Marine während des Kriegs von 1866" (Wien 1866); "Der Kampf auf dem Adriatischen Meer 1866" (das. 1869).

Lissa, 1) (Neu-L.) Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Jungbunzlau, an der Linie Wien-Tetschen der Österreichischen Nordwestbahn mit Abzweigung nach Prag, hat ein altes Schloß mit wertvollen Sammlungen und großem Park, eine Rübenzuckerfabrik und (1880) 3856 Einw. - 2) (Lézno) Kreisstadt (seit 1887) im preuß. Regierungsbezirk Posen, Knotenpunkt der Linien Breslau-Posen, L.-Hansdorf und L.-Jarotschin der Preußischen Staatsbahn, 98 m ü. M., hat 2 evangelische und eine kath. Kirche, eine Synagoge, ein schönes Schloß mit Park, ein altertümliches Rathaus, schöne Promenaden an Stelle der alten Festungswerke, ein Gymnasium, eine Präparandenanstalt, ein Landgericht, ein Hauptsteueramt, eine Reichsbanknebenstelle, Sprit-, Likör-, Wachs- u. Maschinenfabrikation, Ziegeleien, Dampf-Mahl- und -Sägemühlen, viele Windmühlen, Bierbrauerei und Mälzerei, Gerberei, Handel mit Getreide, Vieh, Sprit, Wein etc. und (1885) mit der Garnison (3 Eskadrons Kürassiere Nr. 5 und ein Füsilierbat. Nr. 50) 12,109 Einw., darunter 4174 Katholiken und 1556 Juden. Zum Landgerichtsbezirk L. gehören die sieben Amtsgerichte zu Bojanowo, Fraustadt, Gostyn, Kosten, L., Rawitsch und Schmiegel. Die Stadt entstand aus dem der Familie Leszczynski gehörigen Gut Leszczynko, auf dem viele der vom Kaiser Ferdinand I. vertriebenen Böhmischen Brüder Schutz gefunden hatten, und welches um 1548 unter dem Namen L. zur Stadt erhoben wurde. Sie wurde seit dem 17. Jahrh. Hauptsitz der Böhmischen Brüdergemeinden in Polen. Letztere hatten hier ihre berühmteste Schule, an der Comenius (s. d.) eine Zeitlang Rektor war, ihr Seminar, ihre Druckerei und ihr Archiv. Während des polnisch-schwedischen Kriegs wurde die Stadt von den Polen, 1707 von den Russen eingeäschert. - 3) Marktflecken im preuß. Regierungsbezirk Breslau, Kreis Neumarkt, an der Weistritz und der Linie Sommerfeld-Breslau der Preußischen Staatsbahn, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein fürstlich Putbussches Schloß, eine Besserungsanstalt und (1885) 2063 meist evang. Einwohner; merkwürdig durch das Zusammentreffen Friedrichs II. mit der österreichischen Generalität am Abend der Schlacht bei Leuthen.

Lissăbon (portug. Lisbõa), Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Portugal, liegt unter 38° 42' 24'' nördl. Br. und 9° 11' westl. L. v. Gr., am nördlichen Ufer der 8,4 km breiten Bai (Rada de Lisbõa), welche der Tejo hier, etwa 15 km von seiner Mündung in den Atlantischen Ozean, bildet. Die Stadt liegt reizend, teils amphitheatralisch etwa 5 km weit am Ufer der Bai sich hebend, teils auf und zwischen drei großen und vier kleinen Hügeln hingestreckt, von denen der höchste der Hügel Buenos Ayres oder Estrella ist, und bietet von den Höhen in der Stadt wie namentlich von der See aus einen ungemein imposanten Anblick, der sich nur mit dem von Neapel und Konstantinopel vergleichen läßt. Die eigentliche Stadt zerfällt in drei Stadtteile (bairros): den östlichen, die alte Stadt umfassend; den mittlern, die Neustadt enthaltend, und den westlichen Teil; sie ist ohne Mauern und Thore und hat einen Umfang von 20 km. Die Vorstädte, darunter die stark bevölkerten Belem und Olivães, dehnen sich nach verschiedenen Richtungen bis zu den umliegenden Ortschaften aus. Zur Erleichterung des Verkehrs dienen Omnibusse und neuerdings Pferdebahnen (hier "Amerikaner" genannt). L. hat namentlich im östlichen Stadtteil, am Monte do Castello, der von dem Erdbeben vom 1. Nov. 1755 verschont blieb, noch enge und unregelmäßige Straßen; die neuern Teile sind seit jener Katastrophe schöner und regelmäßiger aufgebaut. Unter den Plätzen (praças) verdienen als die schönsten Hervorhebung: die Praça do Commercio, auf der Südseite vom Tejo, auf den drei andern Seiten von ansehnlichen Arkaden begrenzt, die mit den wichtigsten öffentlichen Gebäuden in Verbindung stehen: den Ministerien der Justiz, des Handels, des