Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Llerena; Llobregāt; Llorente; Lloyd; Llummayor

855

Llerena - Llummayor.

tigung sind Landwirtschaft und Waldarbeit, letztere besonders Sache der Eingebornen (Chiloten oder Urbewohner von Chiloe), während ein nicht unbedeutender Teil der Bewohner, Nachkommen von deutschen Kolonisten, die sich hier niedergelassen und Industrie und Handel erst eingeführt haben, den Landbau betreibt. Hauptort der Provinz ist Puerto Montt.

Llerena (spr. ljerēna), Bezirksstadt in der span. Provinz Badajoz, in einem Thal der Sierra Morena, an der Eisenbahn L.-Merida, mit vorzüglicher Schaf- und Seidenzucht und (1878) 5592 Einw.

Llobregāt (spr. ljō-, im Altertum Rubricatus), Küstenfluß in der span. Provinz Barcelona, entspringt in den Ostpyrenäen, an der Sierra del Cadi, fließt in südlicher Richtung, nimmt rechts den Cardoner auf und mündet südlich von Barcelona ins Mittelmeer, 150 km lang.

Llorente (spr. ljorennte), Don Juan Antonio, span. Geschichtschreiber, geb. 30. März 1756 zu Rincon del Solo in Aragonien, studierte zu Saragossa, trat 1770 in den geistlichen Stand und wurde 1785 zum Kommissarius des heiligen Offiziums (der Inquisition) in Logroño und 1789 zu dessen Generalsekretär in Madrid ernannt, als welcher er 1793 mit der Ausarbeitung eines Plans zu verschiedenen Reformen im Verfahren der Inquisition beauftragt wurde. Nach dem Sturz des Großinquisitors schloß er sich an den Justizminister Jovellanos an. Als auch dieser gestürzt war, büßte L. seine reformatorischen Bestrebungen mit Verlust seiner Stelle als Bevollmächtiger des heiligen Offiziums. Erst als er auf Wunsch Godoys gegen die baskischen Fueros die Schrift "Noticias historicas sobre las tres provincias basconyadas" (Madr. 1806, 3 Bde.) geschrieben, ward er wieder zu Gnaden angenommen und 1806 zum Kanonikus der Hauptkirche in Toledo und 1807 zum Ritter des Karlsordens ernannt. 1808 ging L. auf Murats Befehl nach Bayonne, wo er die neue Verfassungsurkunde für Spanien mit ausarbeitete, und schloß sich dem König Joseph an, in dessen Auftrag er nach Aufhebung der Inquisition 1809 zwei Jahre lang deren Archive durchforschte, dann die Aufhebung der Klöster leitete und deren Güter verwaltete. Er war ein so entschiedener Anhänger der französischen liberalen Ideen, daß er selbst die Konstitution der Cortes von 1812 bekämpfte. Deshalb nach der Restauration verbannt und seines Vermögens beraubt, lebte er in großer Dürftigkeit in Paris. Auf Drängen des durch sein allerdings frivoles Werk "Portraits politiques des papes" von neuem wider ihn aufgebrachten Klerus 1822 aus Frankreich verwiesen, kehrte er nach Madrid zurück, wo er schon 5. Febr. 1823 starb. Sein Hauptwerk ist die "Histoire critique de l'inquisition d'Espagne" (Par. 1815-1817, 4 Bde.; deutsch von Höck, Gmünd 1821-22), die erste aktenmäßige Behandlung dieses Gegenstandes. Ferner schrieb er: "Mémoires pour servir à l'histoire de la révolution d'Espagne" (Par. 1815-19, 3 Bde.), unter dem Namen R. Nelleto (das Anagramm von L.), und seine Selbstbiographie (das. 1818).

Lloyd (spr. leud), Edward, Besitzer eines der vielen Kaffeehäuser in der City von London, die gegen Ende des 17. Jahrh. auftauchten und bald als Sammelplätze politischer Parteien, Kaufleute etc. wichtig wurden, gründete 1696 für seine Gäste ein merkantilisches Wochenblatt: "Lloyd's News", welches aber wegen politischer Unvorsichtigkeit bald unterdrückt wurde und erst seit 1726 als "Lloyd's List" wieder erschien. Dies Organ diente hauptsächlich den Schiffahrtsinteressen, namentlich dem Versicherungswesen, dessen Vertreter ihr Geschäft in Lloyd's Rooms konzentrierten. So entwickelte sich eine Gesellschaft, die 1771 als New Lloyd's an der Ostseite der Börse sich niederließ und den Mittelpunkt des englischen Seeversicherungwesens bildet. Sie erhielt 1871 Korporationsrechte und gibt die "Shipping and Mercantile Gazette and Lloyd's List" heraus, welche von den in allen bedeutenden Seehäfen der Welt befindlichen Agenten mit Nachrichten versehen wird. Wöchentlich erscheint ein Index mit genauen Reisedaten über jedes auf transatlantischen Reisen befindliche Schiff. 1834 gründete die Gesellschaft ein Schiffsklassifikations-Institut: Lloyd's register of British and foreign shipping, welches seine Bureaus in White Lion Court, Cornhill, hat. Vgl. Martin, History of Lloyds (Lond. 1876). Nach dem englischen Vorbild wurde 1868 in Rostock ein Klassifikationsinstitut, der Germanische Lloyd, gegründet, der später nach Berlin übersiedelte; außerdem existieren unter dem Namen Lloyd mehrere dem Seehandel dienende Institute, wie der Rheinisch-Westfälische Lloyd in München-Gladbach, der Lloyd français in Paris, der Russische Lloyd in Petersburg, der American Lloyd etc. Als Dampfschiffahrtsgesellschaft ist von größter Bedeutung der Norddeutsche Lloyd in Bremen, der als Aktiengesellschaft 1857 gegründet wurde und regelmäßige Fahrten nach England, New York und Baltimore sowie nach Brasilien und dem La Plata und ausgedehnten Küsten-, Fluß- und Schleppdampferverkehr auf der Weser und zwischen Weser und Elbe unterhält. Ende 1887 besaß die Gesellschaft 39 Dampfschiffe in transatlantischer, 10 in europäischer Fahrt und 16 Flußdampfer, außerdem 67 eiserne Schleppkähne. Die großen Passagierdampfer gehören zu den komfortabelsten Schiffen und genießen allgemein auch wegen ihrer Schnelligkeit des besten Rufs. Die Gesellschaft besitzt in Bremerhaven ein Trockendock, Reparaturwerkstätten etc., in Hoboken einen eignen Anlegeplatz. In beschränkten Grenzen betreibt sie auch das Versicherungsgeschäft. 1885 schloß der Lloyd mit dem Deutschen Reich einen Vertrag, nach welchem er gegen eine Subvention regelmäßige Postdampfschiffsverbindungen mit Ostasien und Australien einrichtete. Am 30. Juni 1886 eröffnete die "Oder" die Fahrten nach Ostasien und am 14. Juli 1886 der "Salier" die Fahrten nach Australien. Der Österreichisch-Ungarische Lloyd (Lloyd Austro-ungarico) in Triest, 1833 als Versicherungsgesellschaft gegründet und 1836 durch Gründung einer Aktiengesellschaft für Dampfschiffahrt nach der Levante erweitert, besitzt große Bedeutung für den österreichischen und deutschen Handel mit dem Orient. Er zieht alle Zweige des Versicherungswesens in den Kreis seiner Thätigkeit, unterhält Dampferverkehr längs der Küsten des Adriatischen Meers, des Griechischen und Schwarzen Meers bis Braila, Trapezunt, am kleinasiatischen und syrischen Gestade und bis Alexandria, dann im Roten Meer und im Indischen Ozean bis Hongkong. Auch gibt der Lloyd Zeitschriften heraus, besitzt eigne Druckerei, Lesesäle und ein Arsenal für Schiff- und Maschinenbau. Die Zahl der Dampfer beträgt 86 mit 21,860 Pferdekräften und 119,960 Ton. Gehalt. Das Aktienkapital beträgt 25,200,000 Mk., die Staatssubvention 3,400,000 Mk. Vgl. Schiffsklassifikation.

Llummayor (spr. ljumajōr, Lluchmayor), Stadt auf der span. Insel Mallorca, in fruchtbarer Ebene, am Fuß des 549 m hohen Puig de Ronda, hat (1878) 8858 Einw., welche Landwirtschaft und Schafwollweberei betreiben