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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Lurlei; Lus; Lusa; Lusatĭa; Luschai; Luschka; Luscinĭa; Lusen; Lushky; Lusĭaden; Lusignan; Lusingándo; Lusitanĭen

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Lurlei - Lusitanien.

streichenden Gebirgsketten liegen Hochebenen und fruchtbare, gut bewässerte Thäler, auf den Abhängen mit Eichen, in den Thälern mit Walnuß-, Feigen-, Granatbäumen, Weinreben u. dgl. bedeckt. Im W. begleitet das Gebirge eine Hügelreihe, die reich an Naphtha, Bitumen und schwefelhaltigen Quellen ist. Die Gipfel sind meist tafelförmig und die Abhänge von zahllosen Wildbächen zerrissen. Daran grenzt südlich das Arabistan (Chusistan) genannte Tiefland. Neuere Ortschaften von Bedeutung sind außer Chorremabad nicht vorhanden, wohl aber manche interessante Überreste alter Ortschaften. S. Karte "Persien".

Lurlei (Lorelei, von Lei, altsächs. leia, "Schieferfels"), ein zwischen St. Goar und Oberwesel senkrecht aus dem Rhein aufsteigender und früher den Schiffern gefährlicher Felsen, 130 m hoch (über dem Rhein), seines prachtvollen Echos wegen berühmt. Die Sage von der Zauberin oder Nixe L., welche daselbst ihr Wesen treibt, wurde von Kl. Brentano ("Zu Bacherach am Rheine wohnt eine Zauberin etc.") um 1800 erfunden, ging dann ins Volk über und ist auch von neuern Dichtern vielfach behandelt und variiert worden, am gelungensten von H. Heine in seinem bekannten Gedicht. Den Felsen selbst erwähnt bereits der mittelhochdeutsche Dichter Marner: "Der Nibelungen Hort liegt in dem Lurlenberge". Durch denselben führt seit 1861 ein 397 m langer Eisenbahntunnel. Vgl. Leimbach, Die Lorelei-Dichtungen (Braunschw. 1879).

Lus (Las), Küstenlandschaft im südöstlichsten Belutschistan, im O. von der britisch-ind. Provinz Sind begrenzt, ein flaches, schlecht bewässertes und wenig fruchtbares Gebiet mit ca. 60,000 Einw., die sich teils von Viehzucht, teils von Fischerei nähren. Hauptort ist Bela im Innern, südlich davon der Hafen Sunmiani.

Lus, Stadt, s. Bethel.

Lusa, Fluß im russ. Gouvernement Wologda, über 870 km lang, ist von Port Noschulskaja bis zu seiner Mündung in den Jug (System der Dwina), 636 km weit, schiffbar. Auf ihm werden namentlich Getreide, Flachs, Werg und Leinsaat nach Archangel verschifft (1882 für etwa 707,000 Rubel).

Lusatĭa (neulat.), s. v. w. Lausitz.

Luschai (Lushai, Kuki), ein Volk, das an der Ostgrenze Bengalens, in Assam und im frühern Königreich Birma noch wenig bekannte, bewaldete Bergländer bewohnt und in eine große Anzahl von Stämmen zerfällt, die sämtlich unter Häuptlingen militärisch organisiert sind. Die Männer sind groß, stark und wohlgebaut, die Weiber ziehen ihre Ohrlappen durch eingeklemmte Holz- oder Elfenbeinscheiben zu wunderbarer Länge. Obgleich die Frauen alle Arbeit verrichten, genießen sie doch eine gewisse Achtung. Von jeher haben die L. räuberische Einfälle in britisches Gebiet gemacht, wobei die Männer getötet und die Weiber fortgeschleppt wurden; erst eine 1871-72 unternommene Expedition brachte sie zur Unterwerfung. Seitdem hat sich ein reger Handelsverkehr zwischen den L. und den Bewohnern der Ebenen entsponnen. Vgl. Lewin, The hill tracts of Chittagong and the dwellers therein (Kalkutta 1869).

Luschka, Hubert von, Mediziner, geb. 27. Juli 1820 zu Konstanz, widmete sich anfangs der Pharmazie, studierte seit 1841 in Freiburg und Heidelberg Medizin, ward 1845 Assistent von Stromeyer in Freiburg und siedelte 1849 als Prosektor und außerordentlicher Professor nach Tübingen über, wo er 1855 die ordentliche Professur der Anatomie erhielt. 1865 wurde ihm der persönliche Adel verliehen. Er starb 1. März 1875. L. hatte als Lehrer und Forscher eine hervorragend praktische Richtung. Durch seine "Anatomie des Menschen in Rücksicht auf das Bedürfnis der praktischen Heilkunde" (Tübing. 1862-1869, 3 Bde.) löste er die Aufgabe, dem Bedürfnis des Arztes und Chirurgen allseitig zu genügen und die Anatomie mit der klinischen Medizin und der Chirurgie zu verknüpfen. Besonders hat er die topographische Anatomie durch eigne Untersuchungen und Beobachtungen wesentlich gefördert, wobei ihm die Methode der Fixierung innerer Organe mittels langer Nadeln vor dem Öffnen der Leiche wesentliche Dienste leistete. Auch war er einer der ersten, welche behufs topographisch-anatomischer Forschungen Durchschnitte an gefrornen Leichen machten. Er schrieb: "Die Nerven in der harten Stirnhaut" (Tübing. 1850); "Die Struktur der serösen Häute des Menschen" (das. 1851); "Der nervus phrenicus des Menschen" (das. 1853); "Die Adergeflechte des menschlichen Gehirns" (das. 1855); "Die Brustorgane des Menschen in ihrer Lage" (das. 1857); "Die Halbgelenke des menschlichen Körpers" (Berl. 1858); "Die Halsrippen und die ossa suprasternalia" (Wien 1859); "Der Herzbeutel und die Fascia endothoracica" (das. 1859); "Der Hirnanhang und die Steißdrüse des Menschen" (Berl. 1860); "Der Schlundkopf des Menschen" (Tübing. 1868); "Über Maß- und Zahlenverhältnisse des menschlichen Körpers" (das. 1871); "Der Kehlkopf des Menschen" (das. 1871); "Die Lage der Bauchorgane" (Karlsr. 1873) u. a.

Luscinĭa, Nachtigall.

Lusen, Berg im Böhmerwald, 12 km nordöstlich von Grafenau, auf der böhmisch-bayrischen Grenze, ist 1372 m hoch.

Lushky, Flecken im russ. Gouvernement Tschernigow, Kreis Starodub, mit (1884) 5427 Einw. (fast ausschließlich Raskolniken), bekannt durch die von hier und Slünka aus im 17. Jahrh. durch den Moskauer Kaufmann Susslow verbreitete sogen. "Lushkowsche Lehre" (s. Raskolniken).

Lusĭaden (die), Epos von Camoens (s. d.).

Lusignan (spr. lüsinjāng), Stadt im franz. Departement Vienne, Arrondissement Poitiers, an der Eisenbahn St.-Benoit-La Rochelle, hat eine schöne, im 11. Jahrh. gegründete Kirche, Ruinen eines alten, der Sage nach von der Fee Melusine erbauten Schlosses (Stammsitz der Herrscherfamilie von Jerusalem und von Cypern) und (1881) 1298 Einw.

Lusignan (spr. lüsinjāng), Guido von, s. Guido 2).

Lusingándo (ital.), in der Musik s. v. w. schmeichelnd, sehr zart und ohne Accente vorzutragen.

Lusitanĭen, altröm. Provinz von Hispanien, umfaßte den westlichen Teil des Landes von der Südküste bis nördlich zum Durius (Douro), also die Hauptmasse des jetzigen Portugal sowie Teile von Leon und Spanisch-Estremadura, und grenzte im N. und O. an das tarraconensische Hispanien, im SO. an die Provinz Bätica. Hauptfluß des Landes war der Tagus (Tajo); die Grenze gegen Bätica bildete der Anas (Guadiana). Benannt war die Provinz nach den Lusitanern, einem mächtigen und tapfern iberischen Volk, welches in den fruchtbaren Strichen zu beiden Seiten des Tagus wohnte und unter Führung des Viriathus (s. d.) den Römern lange Zeit hartnäckigen Widerstand leistete. Ihre Hauptstadt war Osilipo (Lissabon). Die übrigen Hauptvölker waren die Vettonen, im NO., und die Keltiker, südlich vom Tagus. Als bedeutende Städte sind noch zu nennen: Pax Julia (Beja), Augusta Emerita (Merida), eine bedeutende Handelsstadt, Norba Cäsarina (Caceres), Salmantica (Salamanca), Balsa (Tayira) u. a.