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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Manganoxyd - Mangansuperoxyd.

besonders zur Herstellung von Tischgeräten. Über Manganeisenlegierungen s. Eisenlegierungen.

Mangānoxyd (Mangansesquioxyd) Mn2O3^[Mn_{2}O_{3}] findet sich in der Natur als Braunit, entsteht beim Glühen der niedern Oxydationsstufe des Mangans in Sauerstoff, bildet ein schwarzes Pulver, zerfällt beim Erhitzen in Manganoxyduloxyd und Sauerstoff, gibt beim Kochen mit verdünnten Säuren Manganoxydulsalz und Mangansuperoxyd und mit kalter Salzsäure eine braune Lösung von Manganchlorid. Manganhydroxyd (Manganoxydhydrat) H2Mn2O4^[H_{2}Mn_{2}O_{4}] findet sich in der Natur als Manganit, entsteht bei Oxydation von Manganhydroxydul an der Luft, ist bräunlichschwarz und bildet sehr unbeständige Salze; nur das Sulfat bildet mit schwefelsauren Alkalien beständige Alaune. Manganoxyduloxyd (rotes M.) Mn3O4^[Mn_{3}O_{4}] findet sich als Hausmannit und entsteht beim Glühen irgend eines andern Manganoxyds an der Luft. Es bildet ein braunrotes Pulver und verhält sich gegen Säuren ähnlich wie M.

Mangānoxydul MnO entsteht beim heftigen Glühen von Manganchlorür mit Soda und etwas Salmiak oder von Mangansuperoxyd im Wasserstoff, ist grün oder graugrün und um so beständiger, bei je höherer Temperatur es dargestellt wurde, es schmilzt bei Weißglut. Manganhydroxydul (Manganoxydulhydrat) H2MnO2^[H_{2}MnO_{2}] findet sich in der Natur als Pyrochroit, wird aus Manganoxydulsalzlösungen durch Kalilauge als farbloses Pulver gefällt, oxydiert sich sehr leicht und verglimmt nach dem Trocknen an der Luft zu Manganoxyduloxyd. Es bildet mit Säuren die Manganoxydulsalze. Diese finden sich weit verbreitet in zahlreichen Mineralien, in der Ackererde, in Pflanzen und Tieren als stete Begleiter von Eisensalzen. Man erhält sie aus kohlensaurem Manganoxydul oder höhern Oxydationsstufen des Mangans und Säuren, die unlöslichen durch Wechselzersetzung. Die löslichen bilden rötliche, wasserhaltige Kristalle, schmecken zusammenziehend metallisch, reagieren neutral. Die unlöslichen sind farblos. Aus den Lösungen fällt Kalilauge weißes, schnell sich bräunendes Hydroxydul; Schwefelwasserstoff fällt auch neutrale Lösungen höchst unvollständig, aber Schwefelammonium fällt hell fleischfarbenes Schwefelmangan, welches sich an der Luft bräunt und in verdünnter Essigsäure löslich ist, Kaliumeisencyanür fällt die Salze weiß, Kaliumeisencyanid braun; chlorfreies Sulfat oder Nitrat gibt bei Gegenwart freier Säure mit Bleisuperoxyd eine rote Lösung; mit kohlensaurem Natron auf Platinblech geschmolzen, geben die Manganoxydulsalze eine blaugrüne Masse, welche mangansaures Natron enthält.

Mangānoxyduloxyd, s. Manganoxyd.

Mangānsalze, s. Manganoxydul.

Mangānsäure H2MnO4^[H_{2}MnO_{4}] und Mangānsäureanhydrid MnO3^[MnO_{3}] sind im freien Zustand nicht bekannt, wohl aber hat man mehrere Mangansäuresalze (Manganate) dargestellt. Mangansaures Kali (Kaliummanganat) K2MnO4^[K_{2}MnO_{4}] entsteht beim Erhitzen von Mangansuperoxyd mit Kalihydrat oder kohlensaurem Kali, in größerer Menge und auch aus niedern Oxydationsstufen des Mangans, wenn zugleich die Luft zutreten kann, oder bei Gegenwart von chlorsaurem Kali. Zur Darstellung des Salzes schmelzt man Braunstein, chlorsaures Kali und Ätzkali bei gelinder Rotglut. Die dunkelgrüne, fast schwarze Schmelze wurde Chamaeleon minerale genannt, weil sie mit wenig Wasser eine dunkelgrüne, mit viel Wasser aber eine purpurrote Lösung gibt, aus der sich ein braunes Pulver abscheidet, bis sie endlich farblos wird. Die grüne Lösung gibt, im Vakuum verdampft, dunkelgrüne Kristalle von mangansaurem Kali, welches sich unzersetzt in alkalischem Wasser löst, mit viel Wasser aber in rotes übermangansaures Kali und braunes Mangansuperoxydhydrat zerfällt. Hierauf beruht der Farbenwandel der grünen Lösung. In überhitztem Wasserdampf gibt das mangansaure Kali Manganoxyd, Ätzkali und Sauerstoff, und wenn man den Rückstand im Luftstrom erhitzt, so wird mangansaures Kali regeneriert. Dieses eignet sich daher zur kontinuierlichen Darstellung von Sauerstoff. Mangansaures Natron Na2MnO4+10H2O^[Na_{2}MnO_{4}+10H_{2}O] bildet fast farblose glaubersalzähnliche Kristalle, die sich mit Wasser etwas zersetzen und eine grüne Lösung liefern. Mangansaurer Baryt BaMnO4^[BaMnO_{4}] entsteht bei schwachem Glühen von Baryt oder salpetersaurem Baryt mit Mangansuperoxyd; er ist smaragdgrün, in Wasser unlöslich und bildet das Kasseler Grün, ein gutes Surrogat des Schweinfurter Grüns.

Mangānsäuresalze, s. Mangansäure.

Mangānschaum (Wad), Mineral aus der Ordnung der Hydroxyde, findet sich derb, als Überzug, knollig, stalaktitisch, aus feinschuppigen, schaumähnlichen oder höchst feinerdigen Teilen bestehend, ist braun bis bräunlichschwarz, schimmernd bis matt, undurchsichtig, weich, abfärbend, scheinbar sehr leicht und schwimmend, spez. Gew. 2,3-3,7, besteht aus Manganoxydul, Mangansuperoxyd und Wasser und ist oft baryt-, kalk- und kalihaltig. Fundorte: Elbingerode und Ilberg am Harz, Franken, Siegen, Nassau, Devonshire, Derbyshire; wird wie Braunstein benutzt.

Mangānsesquioxyd, s. v. w. Manganoxyd.

Mangānspat (Dialogit, Rhodochrosit, Himbeerspat), Mineral aus der Ordnung der Carbonate, kristallisiert rhomboedrisch, findet sich in Drusen, kugeligen und nierenförmigen Aggregaten von stängeliger und in derben Massen von körniger Textur, ist rot, durch Verwitterung weiß oder braun, glas- oder perlmutterglänzend, durchscheinend, Härte 3,5-4,5, spez. Gew. 3,3-3,6, besteht aus kohlensaurem Manganoxydul MgCO3^[richtig: MnCO3]^[MgCO_{3}]^[MnCO_{3}], zum Teil mit kohlensaurem Kalk und kohlensaurem Eisenoxydul, und findet sich auf Gängen, in Hohlräumen von Eisenerzen und Braunstein in den Pyrenäen, bei Kapnik in Ungarn, Dietz in Nassau, Hohenkirchen bei Kassel, Freiberg.

Mangānsuperoxyd (Manganhyperoxyd, Manganbioxyd) MnO2^[MgO_{2}] findet sich in der Natur als Pyrolusit oder Braunstein, entsteht bei vorsichtigem Schmelzen von kohlensaurem Manganoxydul mit chlorsaurem Kali oder bei anhaltendem Erhitzen desselben im Luftstrom bei 260°. Es ist schwarz, gibt beim Erhitzen Sauerstoff und Manganoxyd oder Manganoxyduloxyd, beim Erhitzen mit Schwefelsäure Sauerstoff und schwefelsaures Manganoxydul (Darstellung von Sauerstoff aus Braunstein); mit Salzsäure gibt es Mangansuperchlorid, welches sofort in Manganchlorür und Chlor zerfällt (Chlorbereitung); beim Schmelzen mit Kalihydrat entsteht mangansaures Kali. M. dient (als Braunstein) zur Darstellung von Sauerstoff, Chlor, Manganverbindungen und wird auch in der Glasfabrikation benutzt. Bei der Darstellung von Chlor gewinnt man als Rückstand eine Lauge, welche das Mangan in Form von Manganchlorür enthält. Aus dieser wird ein zur Chlorentwickelung brauchbares Manganoxyd wiedergewonnen, indem man sie mit Kalk neutralisiert, vom ausgeschiedenen Eisenhydroxyd abzieht, mit Kalkmilch mischt und die hierbei erhaltene Chlorcalciumlösung, in welcher Manganhydroxydul suspendiert ist, auf 55° erhitzt. Bläst man nun einen kräftigen Luftstrom