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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Maribĭos; Marĭbo; Marie; Marie de France; Marie Galante; Marĭel; Mariemont; Marienbad

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Maribios - Marienbad.

berühmten Gnadenbildes willen, teils wegen der Naturschönheiten der Gegend nach M. kommen. Die jetzige Wallfahrtskirche wurde 1644 an Stelle der alten, vom König Ludwig I. von Ungarn gegründeten erbaut und ist ein majestätisches Gebäude, hat 3 Türme, darunter einen vom Bau König Ludwigs erhaltenen gotischen Turm, ein prächtiges Portal mit den Statuen der Gründer, Markgraf Heinrich von Mähren und König Ludwig, einen massiven silbernen Altar in der Gnadenkapelle mit dem aus Lindenholz geschnitzten, 1157 von einem Mönch aus St. Lambrecht gestifteten Marienbild und eine reiche Schatzkammer. Die schönsten Punkte der Umgegend sind: der Erlafsee, der Laßingfall und das Bürgeralpel (1225 m hoch). 6 km von M. liegt das große, der Alpinen Montangesellschaft gehörige Eisengußwerk, welches auch auf Geschützgießerei eingerichtet ist, und zu welchem in der Umgebung von M. das Eisenbergwerk Gollrad (an dem 1250 m hohen Seeberg), dann die Marienhütte in Aschbach gehört. Vgl. Fruhwirth, M. und Umgebung (Wien 1882).

Maribĭos, eine Reihe von sieben vulkanischen Kegeln im mittelamerikan. Staat Nicaragua, erstrecken sich vom Momotombo (1980 m) am Ufer des Managuasees, in nordwestlicher Richtung 80 km bis zum Volcano Viejo (1916 m). Nackt und zerrissen steigen sie über den ihre Abhänge bedeckenden Wald an. Der Vulkan von Las Pilas hatte 1849 einen Ausbruch, und der Momotombo stößt beständig Rauch aus. Ihren Namen hat diese Vulkanreihe von dem Volksstamm, der zur Zeit der Eroberung die Gegend bewohnte.

Marĭbo, dän. Amt, die Inseln Laaland, Falster und viele kleinere Inseln umfassend, 1681 qkm (30,5 QM.) mit (1880) 97,007 Einw. Die gleichnamige Hauptstadt auf der Insel Laaland, zwischen dem 11 qkm großen Maribosee und dem Grimstrupsee, an der Eisenbahn Orehoved-Nakskov mit Zweigbahn nach dem Hafenort Banholm (am Großen Belt), hat eine schöne alte Kirche, Getreidehandel und (1880) 2403 Einw.

Marie (spr. marih), Pierre Thomas Alexandre Amable M. de Saint-Georges, franz. Politiker, geb. 15. Febr. 1797 zu Auxerre sur Yonne, ließ sich 1819 in Paris als Advokat nieder und machte sich durch die Verteidigung mehrerer politischer Angeklagten, namentlich 1832 der jungen Verschwörer vom Pont des Arts, Cabets, 1835 Pépins, des Genossen Fieschis, und 1842 zu Angers Ledru-Rollins, bekannt. 1842 von der Stadt Paris in die Deputiertenkammer gewählt, stand er hier auf der Seite der Radikalen. Im Februar 1848 war er einer der ersten, welche die Einladung zum Reformbankett unterzeichneten, widersetzte sich nach Ausbruch der Revolution der Errichtung einer Regentschaft und forderte die sofortige Einsetzung einer provisorischen Regierung. Selbst zum Mitglied derselben gewählt, erhielt er 25. Febr. das Ministerium der öffentlichen Arbeiten. Unter seiner Amtsthätigkeit wurden die Nationalwerkstätten errichtet. Vom 10. Mai bis 28. Juni war er Mitglied der vollziehenden Gewalt, 29. Juni wurde er Präsident der Nationalversammlung, vom 18. Juli bis 20. Dez. 1848 hatte er das Portefeuille der Justiz inne. Er zeigte sich gemäßigt republikanisch. 1849 nicht wieder in die Legislative gewählt, kehrte M. zur advokatorischen Praxis zurück. 1863 im Departement der Rhônemündungen in den Gesetzgebenden Körper gewählt, gehörte er daselbst bis 1869 zur Opposition der Fünf. Er starb 27. April 1870 arm und einsam in Paris, allgemein geachtet wegen seiner politischen Thätigkeit und seines reinen Charakters. Vgl. Cherest, La vie et les œuvres d'A. T. M. (Auxerre 1873).

Marie de France (spr. marih d'frāngß), franz. Dichterin aus dem Anfang des 13. Jahrh., war in der Bretagne geboren, lebte und schrieb aber in England unter der Regierung Heinrichs III. Als Dichterin hat sie sich bekannt gemacht durch eine Sammlung sentenzenreicher Fabeln ("Dicts d'Ysopet"), die Erzählung vom "Purgatoire de saint Patrice" (nach einer lateinischen Legende) und besonders durch eine Anzahl (Heinrich III. von England gewidmeter) Lais, d. h. balladenartiger Erzählungen, die zum Teil auf alten bretonischen Volkspoesien beruhen. Dieselben sind in achtsilbigen gereimten Versen abgefaßt und gehören in ihrer naiven und einfachen Sprache, ihrer zarten, oft schwermütigen Haltung zu den schönsten Erzeugnissen der altfranzösischen Epik. Eine Ausgabe ihrer "Poésies" besorgte Roquefort-Flamericour (Par. 1822, 2 Bde.); mehrere ihrer Lais übertrug W. Hertz (Stuttg. 1862) ins Deutsche.

Marie Galante (spr. marih galāngt), zu den Kleinen Antillen gehörige franz. Insel, bei Guadeloupe, 149 qkm (2,7 QM.) groß mit (1879) 15,000 Einw., steigt bis 189 m an und ist an den Hügeln mit Wald und Kampeschegebüsch bedeckt. Wasser mangelt. Korallenklippen machen die Insel schwer zugänglich. Zucker, Kaffee, Baumwolle und Kakao kommen zur Ausfuhr. Hauptstadt ist Grandbourg.

Marĭel, Hafenstadt auf der Insel Cuba, im W. von Havana, mit Kaffeeausfuhr und 4000 Einw.

Mariemont, Dorf bei Warschau, in schöner Gegend, war Lieblingsaufenthalt König Augusts III. Von hier wurde 3. Nov. 1771 Stanislaus Poniatowski durch die Barer Konföderierten entführt.

Marienbad, s. v. w. Wasserbad, s. Bad, S. 225.

Marienbad, Stadt und berühmter Badeort in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Tepl, 628 m ü. M., Station der Staatsbahnlinie Pilsen-Eger, liegt in einem anmutigen, grünen Thalkessel, welcher ringsum von den waldigen Ausläufern des böhmischen Mittelgebirges umgeben und nur gegen S. offen ist. Die Stadt besitzt eine schöne, 1849 vollendete kath. Kirche, eine evangelische und eine anglikan. Kirche und eine Synagoge, ein Theater, ein Kurhaus, 3 Badehäuser, 2 Krankenhäuser, ist Sitz eines Bezirksgerichts und zählt (1880) 2009 Einw. Die Heilquellen von M. waren zwar schon seit langer Zeit unter dem Namen der Auschowitzer Salzquellen (nach einem Dorf südlich von M.) bekannt; aber erst infolge der eifrigen und unablässigen Bemühungen Nehrs (gest. 1820), dessen Bronzedenkmal die Kolonnade des Kreuzbrunnens ziert, und des Abtes Reitenberger (dem gleichfalls eine Bronzebüste auf der Kreuzbrunnenpromenade errichtet wurde) des Prämonstratenserstifts Tepl, in dessen Besitz sich sämtliche Quellen und Badeanstalten von M. befinden, wurden 1807-1808 die ersten Badeeinrichtungen geschaffen. M. selbst hat acht benutzte Quellen; die Umgegend ist aber sehr reich an solchen, die noch nicht gefaßt und benutzt sind. Unter den erstern sind vier alkalische Glaubersalzquellen von 9-12° C. (Kreuz-, Ferdinands-, Alexandrinen- und Waldquelle), zwei alkalische Eisensäuerlinge von 8-9° C. (Karolinen- und Ambrosiusquelle) sowie eine erdige, der Wildunger sehr ähnliche Quelle (Rudolfsquelle). Der Kreuz- und der Ferdinandsbrunnen kommen aus halb verwittertem porphyrartigen Granit hervor, die übrigen entspringen in Moorboden. Alle Quellen werden vorwiegend zur Trinkkur benutzt; zum Baden dienen der Ambrosius- und Ferdinandsbrunnen und