Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

149

Podisoma - Podolien.

strebenden extremen Parteien und bewirkte 1453 die Wahl des jungen Königs Wladislaw zum König von Böhmen, für den er auf sechs Jahre die Regentschaft übernahm und Frieden u. Ordnung im Land wiederherstellte. Als Wladislaw 1457 starb, wurde P. 2. März 1458 selbst zum König erwählt und 7. Mai 1459 gekrönt. Er wußte sich die Anerkennung seitens der deutschen Kurfürsten und des Kaisers Friedrich III. zu erwirken, nötigte Mähren, Schlesien und die Lausitz in kurzer Zeit zur Unterwerfung, ordnete das zerrüttete Finanz- und Münzwesen und bemühte sich, die religiösen Zwistigkeiten auf friedlichem Weg zu schlichten und durch geschicktes, geschmeidiges Verhalten sowohl den Papst als die Utraquisten sich geneigt zu machen. Als er aber, um sich in Böhmen zu behaupten, sich 1462 entschieden für die Kompaktaten und den Kelch erklären mußte, entschloß sich Papst Pius II. zur Bannbulle gegen ihn; doch hinderte der Kaiser den Vollzug der Maßregel durch sein Dazwischentreten; Pius' II. Nachfolger Paul II. hetzte aber alle seine Feinde zum offenen Kampf gegen ihn auf und belegte ihn 1466 mit dem Bann. Während in Böhmen der katholische Herrenbund und in Schlesien die fanatisch katholische Bürgerschaft von Breslau den Krieg begannen, rückte König Matthias von Ungarn als Vollstrecker des Kirchenbanns gegen P. heran, besetzte Mähren, drang in Böhmen ein, wurde aber 1469 bei Wilamow umzingelt und zum Waffenstillstand gezwungen. Dessenungeachtet ließ sich Matthias Corvinus 12. April 1469 in Olmütz von den katholischen Ständen zum König von Böhmen wählen und vom päpstlichen Legaten krönen. P. behauptete sich jedoch gegen alle seine Feinde und bewog Matthias zu Friedensunterhandlungen, vor deren Abschluß P. 22. März 1471 starb, nachdem er über die Thronfolge der Jagellonen Abmachungen getroffen. Vgl. Jordan, Das Königtum Georgs von P. (Leipz. 1861); Richter, Georgs v. P. Bestrebungen um Erlangung der deutschen Kaiserkrone (Wien 1863); Bachmann, Böhmen und seine Nachbarländer unter Georg v. P. 1458-61 (Prag 1878). - Seine Söhne Victorin und Heinrich (Hinko) nannten sich Herzöge von Münsterberg und Grafen von Glatz. Hinko I. tauschte gegen die Herrschaft P. Öls und Wohlau ein. 1647 erlosch das Geschlecht im Mannesstamm. Von Podiebrads vier Töchtern ward Sidonie als Gemahlin des Herzogs Albrecht des Beherzten von Sachsen eine Stammmutter des sächsischen Königshauses.

Podisōma Link, Pilzgattung, s. Rostpilze.

Podĭum (lat.), der erhöhte Teil eines Fußbodens, welcher fest oder transportabel angebracht sein kann, bei den Alten auch ein söllerartiger Ausbau an Gebäuden sowie die vorderste Sitzreihe im Amphitheater (s. d.); im heutigen Theater der erhöhte Boden für die Aufführungen, der Bühnenfußboden.

Podlachĭen, Landschaft in Polen, zwischen der Weichsel und dem Bug, kam bei den ersten Teilungen Polens großenteils an Österreich, 1809 zum Großherzogtum Warschau und 1815 zum russischen Königreich Polen, wo es eine der acht Woiwodschaften bildete. 1845 wurde P. mit der Woiwodschaft Lublin zum Gouvernement Lublin vereinigt; seit der neuen Einteilung Polens (1867) bildet es den nördlichen Teil des Gouvernements Lublin.

Podmaniczky (spr. -nitzki), Friedrich, Baron, ungar. Romanschriftsteller, geb. 20. Juni 1824 zu Aszód im Pester Komitat, machte nach beendeten Studien Reisen in Deutschland, Rußland, Dänemark, brachte es im Revolutionskrieg zum Rang eines Honved-Kavalleriekapitäns, wurde dann als Gemeiner in die österreichische Armee eingereiht und im Juli 1850 wieder entlassen. Nach Ungarn zurückgekehrt, warf er sich auf die Litteratur. Er veröffentlichte: "Uti naplómból" ("Aus meinem Reisetagebuch", 1853) und entwickelte dann bis 1869 auf dem Felde des Romans und der Erzählung eine fruchtbare Thätigkeit. P. ist zur Zeit Reichstagsabgeordneter und Intendant des Nationaltheaters in Budapest.

Podocarpĭum Heer, vorweltliche Pflanzengattung aus der Familie der Papilionaceen.

Podocarpus L'Hérit. (Fußfrucht), Gattung aus der Familie der Koniferen, Bäume, seltener Sträucher mit linearen oder breitern, immergrünen Blättern, monözischen oder diözischen Blüten, von denen die männlichen kätzchenähnlich angeordnet sind, die weiblichen in der Regel einzeln an den Spitzen der Zweige stehen. Ein fleischiger Samenmantel umschließt den ziemlich hartschaligen Samen. Man kennt etwa 50 Arten vorzugsweise in der gemäßigten Zone der südlichen Halbkugel und auf den höhern Gebirgen des tropischen Asien. P. Thunbergi Hook., im Kapland, liefert das sehr feste Yellowwood. P. chinensis Wall., ein 15 m hoher, baumartiger Strauch aus China und Japan, wird bei uns als Ziergehölz angepflanzt.

Podocnēmis, s. Schildkröten.

Podol, 1) Stadt, s. v. w. Podolsk. - 2) Dorf in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Turnau, an der Iser, welche dort von der Straße und der Eisenbahn nach Münchengrätz überschritten wird, bildete 26. Juni 1866 den Schauplatz eines ziemlich heftigen nächtlichen Kampfes zwischen den Österreichern unter Clam-Gallas und der Vorhut der ersten preußischen Armee, der 15. Brigade unter General v. Bose, in welchem die Österreicher durch das Zündnadelgewehr außerordentliche Verluste (33 Offiziere und 1015 Mann) erlitten.

Podolatrīe (griech.), Fußverehrung, zuweilen verächtlich für das dem Papst gewährte Fußküssen.

Podolĭen ("Niederland"), Gouvernement in Westrußland, grenzt im N. an das Gouvernement Wolhynien, im O. an Kiew, im S. an Cherson und Bessarabien (durch den Dnjestr davon getrennt), im W. an Österreich (Galizien) u. umfaßt 42,017 qkm (763 QM.). Das Land, welches zu den gesegnetsten und fruchtbarsten Teilen des russischen Reichs gehört, bildet einen gegen den Dnjestr von N. nach S. sich sanft abdachenden Landrücken, der die Stromgebiete des Bug und Dnjestr scheidet, und wird von einigen niedrigen Hügelreihen durchzogen; im S. dehnt sich eine Sandsteppe aus. Das Klima ist mild und gesund, dem des mittlern und südlichen Deutschland ähnlich. Die Hauptflüsse sind: der Bug (im O.) und der Dnjestr (Grenzfluß gegen SW.). P. hat (1885) 2,364,869 Einw., 56 auf das QKilometer, zum Teil Groß- und Kleinrussen, zum Teil Polen, dem Religionsbekenntnis nach, außer 4-500,000 Katholiken, Protestanten und Israeliten, fast nur Griechisch-Katholische. Es wurden geboren 1884: 119,851 und starben 70,749; die Zahl der Eheschließungen war 23,387. Haupterwerbszweig ist der Ackerbau. Vom Areal entfallen auf Ackerland 63,5 Proz., auf Wald 14,7, auf Wiesen 17 und auf Unland 4,8 Proz. Die Ernte lieferte 1884: 3 Mill. hl Roggen, 3 Mill. hl Weizen, 4 Mill. hl Hafer, 1½ Mill. hl Gerste, 1 Mill. hl Mais, 1 Mill. hl Kartoffeln; Buchweizen, Erbsen, Hirse in geringern Mengen. Auch werden Melonen, Arbusen, Wein und Tabak gewonnen. Man zählte 1883: 677,580 Stück Rindvieh, 807,458 Schafe, 448,597 Pferde, 519,515 Schweine, 17,912 Ziegen. Podolische