Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Putzbau; Pütze; Putzen; Putzig; Putzmeißel; Putzöl; Puvis de Chavannes; Puy; Puy, Le

477

Putzbau - Puy, Le.

des verwandten Materials und seiner Unterlage sehr verschieden ist. Man unterscheidet: Rauhputz oder Rappputz, wobei die Unterlage nur mittels der Kelle mit Mörtel beworfen wird; Besenputz oder Spritzwurf, wobei der Rauhputz durch Betupfen mit einem stumpfen Reisbesen mehr Feinheit und Regelmäßigkeit erhält, und glatten P., wobei der Mörtelüberzug nach Lot und Richtscheit mit dem Streichbrett abgestrichen und mittels des Reibebrettes geebnet wird. Soll der glatte P. feiner werden, so wird er durch Abfilzen direkt, oder nachdem er mit einer Schicht dünnen Mörtels überzogen worden, geglättet. Quaderputz, welcher vorzugsweise an den untern Geschossen von Gebäuden angebracht wird, besteht in einem Kalk- oder besser Zementputz, in welchen vor dessen völliger Erhärtung mittels entsprechend geformter Fugeisen glatte oder façonnierte Fugen eingeschnitten werden. Hierzu kommt bisweilen noch die künstliche Herstellung eines Kantenschlags und eines gekrönelten Hauptes. Nach seinen Bestandteile unterscheidet man hauptsächlich: den Kalkputz, Zementputz und Gipsmörtelputz, wovon der erste am gewöhnlichsten, der folgende am dauerhaftesten und der letzte am feinsten ist. Auf feuchten Wänden werden nach Barrières auf die zu putzende Wand erst zwei Lagen Kalkmörtel gebracht, wovon die letzte mit einem stählernen Reibescheit geglättet wird, worauf eine Lage sehr fetten Kalks aufgetragen wird, welchem man etwas Alaun zugesetzt hat. Während P. auf gemauerte Wände direkt aufgetragen wird und dort haftet, bedarf derselbe auf dem Holzwerk der Fachwände, verschalten Wände und Decken einer besondern Befestigung durch Belattung oder Berohrung, bei welcher zuvor gerissene Latten oder Rohrschäfte bez. angenagelt oder durch Draht und Nägel auf das Holz befestigt werden. Der äußere P. auf Lehmsteinwänden besteht in einem Anstrich mit sehr verdünntem Kalkmörtel oder, nach vorgängigem Abreiben mit dem Reibebrett, in einem Abweißen mit Kalkweiß. Die innern Flächen von Lehmsteinwänden lassen sich mittels Lehmmörtel (s. Mörtel) verputzen. Vgl. Fink, Der Tüncher, Stubenmaler, Stuckator und Gipser (Leipz. 1866).

Putzbau, Gebäude, dessen Wände auch im Äußern mit Putz (s. d.) bekleidet sind.

Pütze, Schiffseimer für Wasser, Farbe, Teer; daher Farbe-, Teerpütze. Schlagpütze heißt der mit einem Tau von Bord herunterzulassende Wassereimer.

Putzen, im Bergbau, s. Nieren, S. 169.

Putzig (Pautzke), Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Danzig, an der Putziger Wiek (einem 32 km langen, 15 km breiten, durch die Halbinsel Hela gebildeten Meerbusen der Ostsee), hat eine evangelische und eine kath. Kirche, eine Synagoge, einen Hafen, ein Seebad, Dampfschiffsverbindung mit Danzig, ein Amtsgericht, Ziegelbrennerei und (1885) 1876 evang. Einwohner. P. wurde 1341 vom Deutschen Orden gegründet, aber 1464 von den Danzigern erobert und gehörte bis 1772 zu Polen.

Putzmeißel, s. Lochen.

Putzöl, s. Erdöl, S. 767.

Puvis de Chavannes (spr. püwih d'schawánn), Pierre, franz. Maler, geb. 14. Dez. 1824 zu Lyon, war anfangs ein Schüler von Henri Scheffer, ging dann zum Studium der Meister des 15. Jahrh. nach Italien und vollendete seine Ausbildung bei Couture. P. sucht durch die Schilderung des antiken Lebens in seiner idealen Einfachheit und Größe edle Instinkte in den Herzen seiner Landsleute zu wecken. Er kultiviert fast ausschließlich die dekorative Malerei und brachte es mit der Zeit zu einem persönlichen Stil von einer vornehmen Physiognomie und einer gewissen majestätischen Größe. Den ersten Erfolg erzielte er 1861 mit zwei dekorativen Gemälden: Krieg und Eintracht, welche für das Museum von Amiens erworben wurden. Es folgten 1863 Arbeit und Ruhe, 1864 der Herbst, 1865 Ave Picardia nutrix!, eine Ermahnung, zum einfachen arbeitsamen Landleben zurückzukehren, 1869 Massilia, eine Erinnerung an die Blütezeit dieser griechischen Kolonie. Diese dekorativen Kompositionen gipfelten 1882 in einer ebenfalls für Amiens vollendeten Komposition: Pro patria ludus!, auf welcher die Übung der picardischen Jugend im Lanzenwerfen den Mittelpunkt bildete, wofür er die Ehrenmedaille des Salons erhielt. Auf allen Gemälden von P. wirkt der landschaftliche Hintergrund mit den lose aneinander gereihten Figuren, die übrigens meist an mangelhafter Zeichnung und flacher Modellierung leiden, einheitlich zusammen. Zu seinen hervorragendsten monumentalen Malereien gehört auch sein Anteil an der Ausschmückung des Panthéon: zwei Episoden aus dem Leben der heil. Genoveva, und das Gemälde für das Amphitheater der Sorbonne. Minder gelungen sind seine Einzelfiguren und ganz verfehlt zwei patriotische Allegorien: die bewaffnete Stadtgöttin von Paris einem Luftballon nachblickend und dieselbe von einer Brieftaube Botschaft empfangend. Seine letzten Schöpfungen litten übrigens unter dem Übermaß eines grauen Gesamttons.

Puy (spr. püih), Henri und Pierre du, s. Puteanus.

Puy (Puig, spr. püih), Bezeichnung der erloschenen Vulkane in Südfrankreich und den Pyrenäen, welche die Form von abgestumpften Kegeln zeigen.

Puy, Le (Le P. en Velay, spr. püih ang wöläh), Hauptstadt des franz. Departements Oberloire, nahe der Vereinigung der Borne mit der Loire, um den Mont Corneille, einen vulkanischen Kegel (Puy, daher ihr Name), u. an der Eisenbahnlinie St.-Etienne-Langeac gelegen, ist durch die Eigentümlichkeit ihrer Lage eine der interessantesten Städte Frankreichs. Sie bedeckt amphitheatralisch in einer Seehöhe von 623-686 m den westlichen, südlichen und östlichen Abhang des Bergs, dessen Gipfel mit einer riesigen Statue der heiligen Jungfrau gekrönt ist, welche aus bei Sebastopol erbeuteten Geschützen gegossen wurde. Die höhere Altstadt ist eng und düster, fast ganz aus Lava gebaut, die am Fuß des Hügels ausgebreitete Neustadt schöner und mit stattlichern Gebäuden geschmückt. Die Stadt ist reich an gallisch-römischen Antiquitäten und besitzt mehrere bemerkenswerte Kirchen und andre Bauwerke, so namentlich die an einem der höchsten Punkte gelegene Kathedrale mit dem in der Revolution verbrannten und seitdem wieder ersetzten Bilde der schwarzen Jungfrau, zu welchem eifrig gewallfahrtet wird, mit dazu gehörigen Kloster und alter Taufkirche St.-Jean (6. Jahrh.), ferner die Kirche St.-Laurent (aus dem 14. Jahrh.), die Präfektur, das Museum, die Fontäne Crozatier auf der großen Place du Breuil und jene auf dem Boulevard St.-Louis. P. zählt (1886) 15,664 Einw., welche Gemüse- und Weinbau, Fabrikation von Spitzen und Blonden, Seidenwaren, Wollenstoffen, Gold- und Silberfäden, Metallwaren, Töpferei und Gerberei sowie bedeutenden Handel mit Vieh, Wolle, Getreide u. a. betreiben. An Bildungs- und Humanitätsanstalten hat die Stadt: ein höheres und niederes Seminar, ein Lyceum, eine Lehrerbildungsanstalt, gewerbliche Schulen, eine Musikschule, ein Taubstummeninstitut, eine Kommunalbibliothek von 15,000 Bänden, ein reichhaltiges, nach dem Gründer Crozatier benanntes