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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Riemenblume; Riemendreherei; Riemenfuß; Riemenpflanzen; Riemenräderwerke

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Riemenblume - Riemenräderwerke.

Druck erschien. Seit 1875 wirkte er als Musikdirektor in Bielefeld und seit dem Herbst 1878 als Privatdozent der Musik an der Universität Leipzig. Nachdem er letztere Stellung 1880 aufgegeben, ließ er sich als Musiklehrer in Bromberg nieder, von wo er 1881 nach Hamburg als Lehrer am Konservatorium übersiedelte. Riemanns Hauptthätigkeit ist der Musiktheorie zugewendet, und zwar verfolgt er hier ganz neue Wege sowohl auf dem Gebiet der Harmonielehre, für welche er eine neue Bezifferungsweise und Terminologie aufstellte, als auch auf dem der Rhythmik, wo er mit seiner Phrasierungslehre Aufsehen machte. Bereits 1872 erschienen verschiedene Artikel in der "Neuen Zeitschrift für Musik" (unter dem Pseudonym Hugibert Ries), dann die Schriften: "Die Hilfsmittel der Modulation" (Kassel 1875), "Musikalische Syntaxis" (Leipz. 1877); "Skizze einer neuen Methode der Harmonielehre" (das. 1880; 2. Aufl. als "Handbuch der Harmonielehre", 1888); "Neue Schule der Melodik" (Hamb. 1883); "Musikalische Dynamik und Agogik" (das. 1884); "Systematische Modulationslehre" (das. 1886); "Lehrbuch des einfachen, doppelten und mutierenden Kontrapunkts" (Leipz. 1888) sowie fünf "Musikalische Katechismen" (das. 1888). Weitere Schriften von R. sind: "Studien zur Geschichte der Notenschrift" (Leipz. 1878); "Die Entwickelung unsrer Notenschrift" (das. 1881); "Musik-Lexikon" (das. 1882, 3. Aufl. 1887); "Opernhandbuch" (das. 1884); "Wie hören wir Musik" (das. 1888). An Kompositionen veröffentlichte er Klavierstücke, Etüden, Lieder und Kammermusikwerke. Besonders zu erwähnen sind noch seine "Phrasierungsausgaben" klassischer Klavierwerke (Mozart, Beethoven, Bach, Clementi, Häßler, Schubert). Auch bearbeitete er Marx' "Kompositionslehre" neu (1. Bd. 1887, 4. Bd. 1888) und übersetzte Gevaerts "Instrumentationslehre" (Leipz. 1887).

Riemenblume, s. Loranthus.

Riemendreherei, Herstellung der runden und flachen Schnürriemen, Litzen oder Kordeln, wie sie zum Schnüren von Schuhen, Korsetten etc. benutzt werden, Man dreht diese Fabrikate auf sogen. Riemengängen oder Schnürriemenmühlen, welche eine große Ähnlichkeit mit den Klöppelmaschinen (s. d.) haben und, je nachdem Rund- oder Plattschnüre gedreht werden sollen, verschieden sind. Durch Schläger, kleine Kämme von Schmiedeeisen, welche zwischen die sich vereinigenden Fäden schlagen, wird das glatte und gleichmäßige Flechten der Litzen befördert. Mehrere Gänge nebeneinander bilden Riementische oder Riemengetaue und werden in größern Fabriken von Dampfkraft bewegt.

Riemenfuß, Riemenrute, Riemenzoll, eine Fläche von resp. 1 Fuß, Rute, Zoll Länge und nur 1 Zoll, Fuß, Linie Breite.

Riemenpflanzen, s. Loranthaceen.

Riemenräderwerke (Riementriebe, Riemenscheibentriebe), Verbindungen von Rädern durch umgelegte endlose Riemen derart, daß von der Welle eines Rades (Scheibe, Riemenscheibe) auf diejenige eines andern eine Drehbewegung übertragen werden kann. Die R. gehören zu den indirekt wirkenden Reibungsräderwerken, da sowohl der Riemen von der treibenden Scheibe als auch die getriebene Scheibe vom Riemen durch Reibung mit herumgenommen wird. Zur Erzeugung dieser Reibung ist eine gewisse Spannung des Riemens erforderlich, welche dadurch erzielt wird, daß man den Riemen ein wenig zu kurz macht, so daß er sich nur unter einiger Dehnung auf die Scheiben legen läßt. In manchen Fällen wendet man zu gleichem Zweck auch besondere Spannrollen an, welche an Hebelarmen befestigt sind und durch Gegengewicht oder Federn derart an den Riemen gedrückt werden, daß er die nötige Spannung erhält. Sind beide Scheiben gleich groß, so werden sie in gleicher Zeit gleich viele Umläufe machen; sind sie ungleich groß, so muß sich die kleinere schneller drehen als die große, und zwar stehen die Umlaufszahlen immer im umgekehrten Verhältnis zum Durch- oder Halbmesser der Scheiben oder Räder. Um richtige Resultate zu erhalten, muß man bei Anwendung starker Riemen den Halbmesser der Räder um die halbe Dicke des Riemens verlängert berechnen. Die Riemenscheiben können entweder in derselben oder in parallelen oder in sich schneidenden Ebenen liegen. Im erstern Fall sind die Achsen parallel und heißt der Riementrieb ein offener (Fig. 1), wenn der Riemen einfach ringförmig umgelegt wird, ein gekreuzter (Fig. 2), wenn der Riemen in Form einer 8, also sich zwischen den Rollen kreuzend, umgelegt wird. Bei offenen Riemenräderwerken bewegen sich beide Scheiben in gleichem Sinn, bei gekreuzten im umgekehrten Sinn. Schneiden sich die Ebenen der Riemenscheiben, während die Wellen sich überschneiden (windschief sind), so erhält man den geschränkten Riementrieb (Fig. 3). Bei diesem hält sich der Riemen nur dann auf den Riemenscheiben, wenn bei jeder Scheibe das auflaufende Ende (Trum) des Riemens in der Scheibenebene liegt. Das ist in jedem bestimmten Fall aber nur bei Einer Drehungsrichtung möglich, so daß der geschränkte Riementrieb nicht wie die vorigen eine Drehrichtungsänderung gestattet. Offene, gekreuzte und geschränkte R. heißen selbstleitende im Gegensatz zu allen andern Riemenräderwerken, auf welchen der Riemen sich nur mit Hilfe von Leitrollen halten kann (R. mit Leitrollen). Fig. 4 zeigt ein Beispiel eines solchen Riemenräderwerkes mit sich schneidenden Wellen. Bei weitem am häufigsten von allen Riemenräderwerken wird der offene und der gekreuzte Riementrieb verwendet, sei es zur Kraftübertragung von Motoren auf Transmissionswellen oder zur Verbindung von parallelen Transmissionswellen oder zum Antrieb von Arbeitsmaschinen direkt von Motoren und besonders von Transmissionen aus. Hierbei bringt man sehr oft eine Ausrückvorrichtung in der Weise an, daß man auf der getriebenen Welle neben einer zur Kraftübertragung bestimmten, mit

^[Abb.: Fig. 1. Offener Riementrieb. Fig. 2. Gekreuzter Riementrieb. Fig. 3. Geschränkter Riementrieb. Fig. 4. Riementrieb mit Leitrollen.]