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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Saidschitz - Saint Albans.

im Juni 1879 zum erstenmal Premierminister. Zwar wurde er, da er ein Feind der Engländer war, schon im Juni 1880 durch englischen Einfluß gestürzt, aber kurze Zeit darauf in sein Amt wieder eingesetzt und 1882 Großwesir, was er bis 1885 blieb. - Nicht zu verwechseln mit diesem S. sind der sogen. dicke Said (Schischman Said), früher Generalgouverneur des Archipels, vom Mai bis November 1882 Minister für Reformen, dann des Äußern, 1883 Botschafter in Berlin, 1885 Minister des Auswärtigen, und der frühere, 1879 von Osman Pascha gestürzte Palastmarschall, jetzige Gouverneur von Konia, S., ein begeisterter Freund der Engländer und englischer Einrichtungen.

2) Mohammed, Vizekönig von Ägypten, geb. 1822, vierter Sohn des 1849 verstorbenen Vizekönigs Mehemed Ali, Nachfolger seines Neffen Abbas Pascha, gelangte 14. Juli 1854 zur Regierung und begann dieselbe mit Abschaffung mehrerer für das Volk drückender Handelsmonopole und Einschränkung des Sklavenhandels. Überhaupt besaß er einen freien, weiten Blick für die Bedeutung seines Vaterlandes und Toleranz für die Bekenner aller Religionen, konnte sich aber monatelang auch nur mit Soldatenspielerei und Geldanhäufen für seinen einzigen Sohn beschäftigen. Wohl im Interesse der von ihm erstrebten Emanzipation von der Pforte verstattete er Frankreich einen großen Einfluß auf seine Regierung, wie er denn der Anlegung des Suezkanals und der französischen Expedition zur Erforschung der Nilquellen großartige Unterstützung zu teil werden ließ und im Mai 1862 sogar eine Reise nach Frankreich unternahm. Er starb 18. Jan. 1863 und hatte seinen Neffen Ismail Pascha zum Nachfolger.

Saidschitz, Dorf in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Brüx, zur Gemeinde Hochpetsch gehörig, mit (1880) 144 Einw. und 24 dem Fürsten Lobkowitz gehörenden Bittersalzquellen, von welchen jährlich ca. 75,000 Flaschen nebst 1200 kg Bittersalz versendet werden.

Saidschitzer Salz, s. v. w. schwefelsaure Magnesia.

Saifallah, s. Chaled.

Saïgaantilope, s. Antilopen, S. 639.

Saiger etc., s. Seiger etc.

Saignelégier (spr. ssänj-lehschieh), s. Freibergen.

Saigon (Saigun), Hauptstadt der franz. Kolonie Kotschinchina, am linken Ufer des Flusses S., 96 km von dessen Mündung in das Chinesische Meer, der von da ab mit dem ihm links zufließenden Donnai ein weitverzweigtes, mit dem Mekhong in Verbindung stehendes Delta bildet. Das europäische Viertel der Stadt enthält einen schönen Palast des Gouverneurs und die Regierungsgebäude, eine 1799 für den König von Anam durch französische Offiziere erbaute, später sehr erweiterte Citadelle, ein großes Arsenal, Schiffswerfte, Kathedrale, Schulen und zählte 1885 ohne die 1197 Mann starke Garnison 41,604 Einw., darunter 1915 Franzosen, 92 andre Europäer und 11,959 Chinesen. Die letztern bewohnen in noch stärkerer Zahl (15,034) das südwestlich gelegene Cholon (27,589 Einw.), das bereits eine Vorstadt von S. bildet. Die Erhebung Saigons zum Freihafen (nur Branntwein und Waffen zahlen Zoll) und die Verbesserungen des Hafens, den Seeschiffe indes nur zur Flutzeit erreichen können, haben den Verkehr sehr gehoben, so daß S. zwischen Singapur und Hongkong der bedeutendste Platz ist. S. ist Sitz eines deutschen Konsuls.

Saikio ("Westhauptstadt"), von 784 n. Chr. bis 1868 die Residenz des Mikado in Japan (seitdem Tokio), früher oft Miyako (Miako oder Kioto, "Hauptstadt") genannt, ist eine regelmäßig gebaute Stadt zu beiden Seiten des Ramogawa mit schöner Umgebung im W. des Biwasees, jetzt mit diesem und dem Hafen Osaka durch eine Eisenbahn verbunden und zählt (1884) 255,403 Einw. S. ist noch immer der Hauptsitz der Seidenindustrie, auch seiner Bronzen und keramischen Produkte wegen berühmt und war als alte Residenz auch Hauptsitz der japanischen Gelehrsamkeit. Es hat viele altberühmte Tempel und eine reiche Geschichte.

Sailer, Johann Michael, kathol. Theolog, geb. 17. Nov. 1751 zu Aresing in Oberbayern, trat 1770 zu Landsberg in den Jesuitenorden, wurde 1784 Professor der Theologie an der Universität Dillingen; 1794 als angeblicher Illuminat (s. d.) seines Amtes entsetzt, erhielt er sofort wieder eine Anstellung als Professor der Theologie 1799 zu Ingolstadt, 1800 zu Landshut, wurde zu Regensburg 1821 erster Domkapitular, 1822 Generalvikar, 1825 Dompropst an der Kathedrale, endlich 1829 Bischof daselbst. Er starb 20. Mai 1832. S. war der Gründer und Hauptvertreter einer innerlichen und dabei duldsamen Richtung innerhalb seiner Kirche. Seine "Sämtlichen Werke", asketischen, pastoralen, religionsphilosophischen und pädagogischen Inhalts, gab Widmer (Sulzb. 1830-42, 40 Bde.) heraus. Sein Leben beschrieben Bodemann (Gotha 1856), Aichinger (Freiburg 1865) und Meßmer (Mannh. 1876).

Saillant (franz., spr. ssajang), s. Ausspringende Winkel.

Saillie (franz., spr. ssajih), in der Baukunst der Vorsprung oder die Ausladung eines Gebäudeteils, z. B. eines Gesimses oder Erkers, vor dem Hauptgebäude.

Saima, inselreicher, schöner See im südöstlichen Finnland (Gouvernement Wiborg), 76 m ü. M. gelegen, ist 1759,6 qkm (32 QM.) groß, hat felsige Ufer, viele schön bewaldete Inseln, nimmt die Gewässer mehrerer finnländischer Seen auf und hat einen Abfluß zum Ladogasee, den Wuoxen (s. d.), der aber wegen seiner vielen Wasserfälle nicht schiffbar ist. Unter letztern ist der großartige Imatrafall (s. d.) besonders hervorzuheben. Der berühmte Saimakanal verbindet den Saimasee bei Wiborg mit dem Finnischen Meerbusen.

Sainete (span.), im span. Theater eine Art Nachspiel mit Musik und Tanz, s. Entremes.

Saint (franz., spr. ssäng, weiblich: sainte), heilig.

Saint-Affrique (spr. ssängt-afrik), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Aveyron, an der Sorgue und der Flügelbahn Tournemire-S., mit (1886) 4882 Einw., Baumwoll- und Wollspinnerei, Fabrikation von Wollenstoffen und Decken, Gerberei, bedeutendem Wollhandel, Vertrieb der in der Nähe erzeugten berühmten Roquefortkäse, einem Collège und einem Handelsgericht.

Saint-Aignan (spr. ssängt-änjang), Stadt im franz. Departement Loir-et-Cher, Arrondissement Blois, am Cher und der Eisenbahn Tours-Vierzon, mit Steinbrüchen, Gerberei und (1881) 2543 Einw.

Saint Albans (spr. ssent ahlbäns oder allbäns), 1) alte Stadt in Hertfordshire (England), auf dem Gipfel und nördlichen Abhang einer Anhöhe malerisch gelegen, 25 km nordwestlich von London, durch das Flüßchen Ver von der Stelle getrennt, auf welcher die alte Römerstation Verulamium lag, hat (1881) 10,930 Einw., die sich mit der Anfertigung von Strohhüten und Strohdecken beschäftigen. Seit 1875 ist es Bischofsitz, und die alte, vom König Offa von Mercia 793 gegründete Abteikirche dient jetzt als Kathedrale. Sie ist in Kreuzform gebaut und 166,7 m lang, 61,5 m