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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Salbenbaum - Saldern.

Teilen Bleiessig; gerbsaure Bleisalbe (U. plumbi tannici, U. ad decubitum), Mischung aus 1 Teil Tannin, 2 Teilen Bleiessig, 17 Teilen Schmalz; Pappelsalbe (Pappelpomade, U. populi, populeum), 1 Teil frische Pappelknospen mit 2 Teilen Schmalz gekocht, bis die Feuchtigkeit verdampft ist, dann ausgepreßt; Rosensalbe (U. rosatum), Mischung aus 50 Teilen Schmalz, 10 Teilen weißem Wachs und 5 Teilen Rosenwasser; Rosmarinsalbe (Nervensalbe, U. rosmarini compositum, U. nervinum), Mischung aus 16 Teilen Schmalz, 8 Teilen Talg, 2 Teilen gelbem Wachs, 2 Teilen Muskatnußöl, je 1 Teil Rosmarin- und Wacholderöl; Sadebaumsalbe (U. sabinae), 1 Teil Sadebaumextrakt, 9 Teile Wachssalbe; Pockensalbe (U. tartari stibiati, U. stibiatum), Mischung aus 2 Teilen Brechweinstein und 8 Teilen Paraffinsalbe; Terpentinsalbe (U. terebinthinae), Mischung aus gleichen Teilen Terpentin, gelbem Wachs und Terpentinöl; Zinksalbe (U. zinci), Mischung aus 1 Teil Zinkoxyd und 9 Teilen Schmalz.

Salbenbaum, s. Amyris.

Salbling, s. Lachs.

Salböl, s. Chrisma.

Salbung. Die im ganzen Orient sowie im südlichen Europa ehemals und hier und da jetzt noch herrschende Sitte, sich mit wohlriechenden Ölen zu salben, besonders bei festlichen Gelegenheiten, verdankt ihr Aufkommen dem heißen Klima jener Gegenden, welches eine starke Ausdünstung der animalischen Körper und infolge davon üble Gerüche veranlaßt. Schon bei den Israeliten gehörten Salben fast zu den unentbehrlichen Lebensbedürfnissen, namentlich als Darstellungsmittel jeder festlich gehobenen Stimmung, wie umgekehrt das Unterlassen der S. als Zeichen der Trauer galt. Priester, zuweilen auch Propheten, weihte man durch S. zu ihrem Amt ein, und ein Gleiches widerfuhr den Königen, daher "Gesalbter des Herrn" oder schlechtweg "Gesalbter" die Bezeichnung rechtmäßiger Herrscher ward. In Frankreich bildete die in der Kathedrale zu Reims stattfindende S. der Könige noch bis in unser Jahrhundert hinein eine große Staatsaktion, obwohl das angeblich vom Himmel herabgebrachte Salbfläschchen Chlodwigs in der Revolution zertrümmert worden war. Mit der S. empfingen die französischen Könige die vorgebliche Gabe, durch Berührung Kröpfe zu heilen, weshalb die Massenkropfheilung einen wichtigen Teil der französischen Salbungszeremonien, des sogen. Sacre, bildete. Das hebräische Wort "Messias" (griech. Christus) bedeutet s. v. w. Gesalbter. Die Salben selbst bestanden meist aus einem Gemisch von feinem Olivenöl und wohlriechenden, vornehmlich ausländischen, harzigen und öligen Pflanzenstoffen, z. B. Narde, Myrrhe etc. Die Griechen wandten die S. hauptsächlich bei den gymnastischen Übungen an, um die Glieder geschmeidig zu machen; aber noch in griechischen Zeiten fand auch das bei Naturvölkern und auch bei den alten Hebräern übliche Salben der Götzenbilder und heiligen Steine statt. Von den römischen Damen sagt Lukianos spottend: "Sie verschwenden in Salben das ganze Vermögen ihrer Männer und lassen das ganze Glückliche Arabien aus ihren Haaren entgegenduften". Vgl. Culmann, Das Salben im Morgen- und Abendland (Leipz. 1877). Über den Gebrauch der S. in der christlichen Kirche s. Chrisma. Die bei der Priesterweihe stattfindende S. soll dem künftigen Priester die Kraft geben, zu weihen und zu segnen, daher man auch mit S. einer Predigt die Weihe und das Erbauliche derselben bezeichnet.

Salcombe (spr. ssállkom), Stadt in der engl. Grafschaft Devon, am S. Haven genannten Fjord, mit altem Schloß und (1881) 1826 Einw.

Saldanha Oliveira e Daun (spr. ssaldanja oliweira), João Carlos, Herzog von, portug. Staatsmann, geb. 7. Nov. 1791 zu Arinhaga, mütterlicherseits ein Enkel des berühmten Marquis von Pombal, studierte zu Coimbra und erhielt hierauf eine Anstellung im Ministerium der Kolonien. Als die Franzosen 1807 Portugal besetzten, unterwarf sich S. der Fremdherrschaft, geriet aber 1810 in englische Gefangenschaft. Von England ging er nach Brasilien, trat in die Armee ein und wurde 1825 von Johann VI. zum Minister der auswärtigen Angelegenheiten ernannt. Nach des Königs Tod, unter der Regentschaft Isabellas, wurde er Statthalter von Porto und unterdrückte mit großer Energie die miguelistischen Aufstandsversuche. Mit der Einführung der Verfassung 1826 ward er Kriegsminister, nahm aber schon 21. Juli 1827 seine Entlassung wegen Dom Miguels, den er 1828 durch eine Erhebung vergeblich zu stürzen suchte. Darauf schloß er sich Dom Pedro an, ward nach der Einnahme Portos (Juli 1833) zum Oberbefehlshaber und Chef des Generalstabs ernannt, schlug einen Angriff der Miguelisten unter Bourmont zurück und leitete den Feldzug nach Algarve, welcher mit der Einnahme von Lissabon endete. Alsdann belagerte er Santarem und schloß mit Dom Miguel 26. Mai 1834 die Kapitulation von Evora ab, in welcher dieser auf die portugiesische Krone verzichtete. S. wurde nun zum Marschall und 27. Mai 1835 zum Kriegsminister und Konseilspräsidenten ernannt. Schon im November 1835 aber trat er von diesem Posten zurück. Nach Unterdrückung der Septemberrevolution von 1836, welche S. mit angezettelt, wurde er auf zehn Jahre verbannt. Erst die Bewegung, welche gegen Cabral 1846 entstand, rief ihn nach Portugal zurück, wo er vergeblich die Revolution zu unterdrücken suchte. Im Januar 1848 trat er von neuem an die Spitze des Ministeriums und behauptete sich bis zum Juni 1849. Von der Königin auch seines Hofamtes enthoben, organisierte er 8. April 1851 einen offenen Aufstand, der ihn auf fünf Jahre als fast unumschränkten Diktator an die Spitze des Staats brachte. Im Juni 1856 vom neuen König, Dom Pedro II., auf Drängen der Cortes entlassen, legte er auch seine Stelle als Oberbefehlshaber der Armee nieder und warf sich wieder zum Führer der Opposition auf. 1862-64 und 1866-69 war er Gesandter in Rom, ward 19. Mai 1870 infolge einer neuen Militärrevolution wieder Ministerpräsident, blieb es aber nur bis 30. Aug. und ging im Februar 1871 als Gesandter nach London, wo er 21. Nov. 1876 starb. Vgl. Carnota, Memoirs etc. of the duke of S. (Lond. 1879, 2 Bde.).

Sälde (Frau S., althochd. Sâlida), bei den altdeutschen Dichtern seit dem 13. Jahrh. sehr gebräuchliche Personifikation der Begriffe von Glück und Schicksal; also s. v. w. Fortuna.

Salder, Dorf im braunschweig. Kreis Wolfenbüttel, an der Fuse und der Linie Braunschweig-Derneburg der Braunschweigischen Landeseisenbahn, mit evang. Kirche, Amtsgericht und (1885) 871 Einw.

Saldern, Friedrich Christoph von, preuß. General, ausgezeichneter Taktiker, geb. 2. Jan. 1719 in der Priegnitz, trat 1735 in die Armee, focht fast in allen Schlachten des Siebenjährigen Kriegs, mit Auszeichnung namentlich bei Leuthen und Hochkirch, und erwarb sich auf dem Marsch von Sachsen nach Schlesien zum Entsatz von Neiße den Generalmajors-^[folgende Seite]