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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Satory - Saturn.

der Ungarischen Nordostbahn, am Hegyaljagebirge, unfern des Bodrog, mit 4 Kirchen, Gymnasium, großer Bibliothek, mehreren Fabriken, Dampfmühle und (1881) 11,264 ungarischen, slawischen u. ruthen. Einw.

Satory, Gehöft im NW. von Versailles, an der Straße nach St.-Cyr, mit großem Exerzierplatz.

Satrapen (pers. Shoithra-paiti, "Herr der Provinz"), im alten pers. Reich Bezeichnung der Statthalter in den Provinzen, welche, mit großer Machtvollkommenheit ausgestattet, zur Zeit des Verfalls des Reichs oft wie unumschränkte Herren herrschten und argen Druck ausübten. In seiner Blütezeit zählte das Reich 20 Satrapien.

Satsuma (Satzuma), ein auf der japan. Insel Kiusiu gelegener Distrikt, in welchem eine Fayenceindustrie blüht, deren ältere Erzeugnisse zu den gesuchtesten und am teuersten bezahlten der japanischen Keramik gehören. Die Gefäße haben eine lichtgelbe Grundfarbe. Die Glasur ist voller Sprünge, wodurch ein eigenartiger dekorativer Reiz hervorgerufen wird, und auf der Glasur ist die Malerei in Farbe und Gold (Blüten, Vögel, andre Tiere, menschliche Figuren etc.) ausgeführt (s. Tafel "Keramik", Fig. 15). Wegen der starken Nachfrage werden jetzt S.-Fayencen in Tokio, Awata u. a. O. nachgeahmt.

Satt (gesättigt), in der Malerei von einem Gegenstand, der so weit gefärbt ist, daß er keine Farbe mehr annimmt, daher oft s. v. w. hoch, z. B. sattgelb.

Sattara, ind. Distrikt, s. Satara.

Sattel, die zum sichern Sitz des Reiters auf dem Rücken des Pferdes befestigte Vorrichtung, welche zugleich das Pferd, selbst unter dem schwersten Reiter und Gepäck, vor Druckschäden schützen soll. Das Sattelgerüst, aus Holz, Fischbein oder Stahl gefertigt, besteht aus zwei Längsstücken, den Stegen, welche sich dem Pferderücken anpassen, und zwei Querstücken, den Sattelbäumen, welche die Stege miteinander verbinden, doch so, daß die in der Mitte des Rückens verlaufenden Dornfortsätze nicht direkt gedrückt werden, sondern daß ein hohler Raum, die Kammer, hier verbleibt. Zu den äußern bekleidenden Sattelteilen gehören: das Kissen, der Knopf (Zwiesel), der Sitz, die Taschen oder Blätter, die Steigbügelriemen und Steigbügel, die Gurten, Pauschen und schließlich auch etwanige Anhänge, wie Vorder- und Hinterzeug. Der Form nach teilt man die Sättel in deutsche, englische, ungarische und türkische. Der deutsche S., auch Schulsattel, mit weichem und rauhem Wildleder bezogen und vorn und hinten mit Pauschen versehen, gibt einen bequemen und festen Sitz, wird aber nur noch wenig benutzt; fehlen die hintern Pauschen, und sind die vordern niedrig, so hat man den französischen S. Am meisten gebräuchlich ist der englische S. (Pritsche), der leicht und haltbar ist und bei freiem Sitz dem Reiter eine ausreichende Fühlung mit dem Pferd gestattet. Der ungarische oder Bocksattel läuft nach vorn und hinten in hohen Löffeln (Zwieseln) aus, welche dem Reiter und Gepäck feste Haltepunkte geben; das Sattelkissen fehlt und muß durch die untergelegte Decke, den Woilach, ersetzt werden. Der türkische S. ist dem deutschen ähnlich und unterscheidet sich von diesem hauptsächlich durch die hohen und spitz zulaufenden Pauschen am Vorder- und Hinterteil und durch die breiten, an Schnüren hängenden Steigbügel. Bei dem Militär ist der Bocksattel hauptsächlich im Gebrauch, nur die Kürassiere haben zum Teil noch den deutschen S.; die Offiziere führen die Pritsche. Der Gebrauch des mit Steigbügeln versehenen Sattels scheint erst im 5. Jahrh. n. Chr. bekannt geworden zu sein, während eine Decke (Ephippion) schon viel früher benutzt wurde. - Bei Geigen- und Lauteninstrumenten heißt S. das am obern Ende des Griffbrettes querüber gelegte, etwas vorstehende und mit Einschnitten für die Saiten versehene Stückchen Holz oder Horn.

Sattel, in der Geologie, s. Schichtung.

Sattel, voralpiner Bergpaß der Schwyzer Alpen, (935 m), verbindet zunächst Außer- und Inner-Schwyz (s. Schwyz) und damit den Zürich- und Vierwaldstätter See. Auf letzterer Seite beginnt die Paßstraße bei dem am Lowerzer See gelegenen Dorf Steinen (465 m) und erreicht, dem Lauf der Aa folgend, die Ortschaften Ecce Homo (734 m) und Sattel (832 m) sowie nach Überwindung der Paßhöhe das Dorf Rothenthurm (927 m). Von hier passiert sie ein einförmiges, torfiges Hochthal bis Biberbruck (832 m), wo die Eisenbahn Wädenswyl-Einsiedeln vorüberzieht. Der Übergang hat historisches Interesse: am nahen Morgarten wurde 16. Nov. 1315 der österreichische Herzog Leopold geschlagen, und 2. Mai 1798 schlug die Schwyzer Landwehr, befehligt von Aloys Reding, den französischen General Schauenburg bei Rothenthurm zurück.

Satteldach, s. Dach (Fig. 2).

Sattelfreie Güter, s. Bauerngut, S. 469.

Sattelhöfe (Setelhöfe), s. Bauerngut, S. 469.

Sattelpferd, s. Handpferd.

Sattelrobbe, s. Seehund.

Sattelwagen, Transportfahrzeug der Festungsartillerie für schwere Geschützrohre.

Satti (ind.), s. Sutti.

Sättigen, s. v. w. neutralisieren; in einem Lösungsmittel so viel von einem Stoff auflösen, als es aufzunehmen vermag. Vgl. auch Dampf und Magnetismus, S. 84.

Satura (lat.), s. Satire.

Saturation (lat.), s. v. w. Sättigung, in der Chemie s. v. w. Neutralisation; in der Zuckerfabrikation die Befreiung des mit Kalk geschiedenen Rübensafts von überschüssigem Kalk durch Kohlensäure; als Arzneiform eine mit einer Säure neutralisierte Lösung von kohlensaurem Alkali, welche möglichst viel von der dabei frei werdenden Kohlensäure enthalten soll. Die gebräuchlichste S. ist die Potio Riveri (s. Potio).

Satureja Rivin. (Saturei, Pfefferkraut), Gattung aus der Familie der Labiaten, sehr aromatische Kräuter oder Halbsträucher mit kleinen, ganzrandigen, in den Achseln gewöhnlich verkürzte Zweige (Blattbüschel) tragenden Blättern und wenigblütigen und lockern oder vielblütigen und dichtköpfigen Scheinquirlen; 14 Arten, von denen 13 in den Mittelmeerländern. S. hortensis L. (Bohnenkraut, Pfefferkraut, Kölle, Gartenquendel, wilder Ysop), zweijährig, im südlichen Europa und in der Levante, mit 30 cm hohem, ästigem, kurzhaarigem Stengel, kurzgestielten, schmal lanzettlichen, drüsig punktierten, gewimperten, glanzlosen Blättern und violettrötlichen oder bläulichweißen Blüten, wird als Küchengewürz (besonders für grüne Bohnen) kultiviert.

Saturieren (lat.), s. v. w. sättigen.

Saturn, der zweitgrößte Planet im Sonnensystem, ist umgeben von einer Gruppe von Ringen und umkreist von acht Monden (s. Tafel "Planetensystem"). Seine mittlere Entfernung von der Sonne beträgt 9,53886 Erdbahnhalbmesser = 1,418,090,000 km oder 190,7 Mill. geogr. Meilen. Die Exzentrizität seiner um 2° 29' 40'' gegen die Ekliptik geneigten Bahn ist 0,05607, daher der größte Abstand von der Sonne