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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Schwedische Litteratur

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Schwedische Litteratur (wissenschaftliche im 19. Jahrh.).

der schönen Litteratur bezeichnen. In der Theologie, deren Studium man jetzt mit größerer Wissenschaftlichkeit zu behandeln anfing, verschafften sich als Exeget der oben genannte Ödman (gest. 1829), als Kanzelredner besonders Wallin (gest. 1839) und Rogberg (gest. 1834), dann Franzén (gest. 1847), Hagberg (gest. 1841), Thomander (gest. 1865) und Wieselgren (gest. 1877) berühmte Namen. Außerdem haben sich bekannt gemacht: H. M. Melin (gest. 1877) durch eine Bibelübersetzung und durch seine gegen Strauß gerichteten Vorlesungen über das Leben Jesu, Ignell, V. Rydberg, Hultkrantz (gest. 1877), Reuterdahl durch kirchengeschichtliche Arbeiten. Auf die philosophische Litteratur übte lange die deutsche einen bedeutenden Einfluß aus. Der Kant-Fichteschen Richtung suchte am Schluß des 18. Jahrh. besonders Benj. Höijer (gest. 1812) Eingang zu verschaffen, und seine kritischen und philosophischen Schriften trugen zur Beförderung der Krise bei, aus welcher die neue Zeit hervorgegangen ist. Später wurde der Kantianismus, der zu Beginn des Jahrhunderts an den Universitäten herrschte, von Schellings Lehre verdrängt, welche in den Phosphoristen eifrige Verfechter fand. Der selbständigste unter den philosophischen Denkern ist Chr. Jak. Boström (gest. 1866), der aber mehr vom Katheder aus als durch Schriften sein eigentümliches System dargelegt hat. Von seinen Schülern sind Chr. Theod. Claeson (gest. 1859) und Axel Nybläus (geb. 1821) die bedeutendsten, der letztere der sogen. neurationalistischen Schule angehörig, die in Schweden in jüngster Zeit immer größere Ausbreitung gefunden hat. Die Geschichte der Philosophie schrieb Atterbom; um die Ästhetik hat sich Lénström verdient gemacht. Die Staatswissenschaften fanden in Schlyter, Nordström und Höijer, die Staatswirtschaft in Rabenius und Bergfalk Bearbeiter. In der Geschichtschreibung, auf welche die nationale Bewegung um die Wende des Jahrhunderts befruchtend wirkte, hat sich vor allen Geijer als vollendeter Meister bewährt und nicht nur in "Svea rikes häfder" und "Svenska folkets historia", sondern auch in einer Menge kleinerer Schriften wertvolle Werke geliefert. Mit größerer Ausführlichkeit, aber geringerer Tiefe in Gedanken und Vollendung in der Form arbeitete Magn. Strinnholm (gest. 1862) seine "Svenska folkets historia från de äldsta tider" (bis 1363 reichend) aus. Durch eine populäre Darstellungsweise zeichnet sich A. Fryxell (gest. 1881) aus in seinen "Berättelser ur svenska historien", von denen besonders die ersten Teile eine beliebte Volkslektüre geworden und auch in mehrere Sprachen übersetzt sind. Unter den vielen Werken, welche einzelne Perioden der schwedischen Geschichte behandeln, sind hervorzuheben: Cronholm (gest. 1879), "Sveriges historia under Gustaf II. Adolfs regering", F. F. Carlsons (gest. 1887) treffliche "Sveriges historia under konungarne af Pfalziska huset" und K. G. Malmströms "Sveriges politiska historia från Carl XII.'s död till 1772", während Bernh. v. Beskow (gest. 1868) die Regierung Gustavs III. schilderte und Svedelius in seiner Schrift über "Svenska statsrådets ansvarighet" eine geschichtliche Lösung einer der wichtigsten Fragen des Staatsrechts lieferte. Auch Wahrenberg, Tengberg, Hammarstrandt ^[richtig: Hammarstrand] u. a. haben verschiedene historische Arbeiten in speziellern Richtungen veröffentlicht, Swederus in "Sveriges krig och politik 1808-14" den König Karl XIV. Johann gegen die Beschuldigungen seiner Widersacher gerechtfertigt. Außer diesen sind als Historiker von Bedeutung zu nennen: Lundblad, Odhner, Styffe, Annerstedt, Hellstenius, Weibull, Alin u. a. Die Litteraturgeschichte ist in anerkennenswerter Weise von S. Wieselgren, Hammersköld, Fryxell, Atterbom, Malmström, G. H. J. ^[Gustaf Håkan Jordan] Ljunggren, Sturzenbecker, Ahnfelt, Forsell u. a. (s. unten), die Kunstgeschichte durch Hildebrand und Brunius gefördert worden. Die Handelsgeschichte schrieb Silén. Viele Teile der schwedischen Personalgeschichte haben die nötige Aufklärung erhalten durch das von Palmblad u. a. redigierte "Svenskt biographiskt lexikon" (Upsala 1835-56, 23 Bde.), dessen Fortsetzung Wieselgren herausgab (Bd. 1-9, Örebro u. Stockh. 1858-83). Die Geographie hat in Palmblad einen wissenschaftlichen Bearbeiter gefunden; die spezielle Geographie Schwedens wurde von Tuneld, Tamm u. a. behandelt. Außerdem haben die reise- und forschungslustigen Schweden die Reiselitteratur fleißig angebaut. Wir nennen hier: Castrén, Engström, Berggren, Gosselman, Atterbom, Nicander, Pontin, Arwidsson, Kernell, Kullberg, den Dichter-Maler Lundgren, die Nordpolfahrer Nordenskjöld und Kjellman. Auch in den Naturwissenschaften hat Schweden im 19. Jahrh. wieder Hervorragendes geleistet, doch müssen wir uns hier auf die Nennung nur der allerbedeutendsten Namen, die überall bekannt sind, wie den Chemiker Berzelius (gest. 1848), die Botaniker Karl Adolf Agardh (gest. 1859) und Elias Fries (gest. 1878), den Geologen Sven Nilsson (gest. 1883), den Anatomen Anders Ad. Retzius (gest. 1867), beschränken. Die Altertumsforschung fand in Dybeck, Liljegren, Holmberg, Bror, Emil Hildebrand und Hans Hildebrand, Oskar Montelius u. a. kundige Bearbeiter. In der nordischen Philologie hat Rydquist (gest. 1877) ein verdienstvolles Werk: "Svenska språkets lagar" (Stockh. 1850-83, 6 Bde.), geliefert, das erste Werk, welches dem jetzigen Standpunkt der Wissenschaft entspricht. Außerdem haben Dietrich und Fryxell die Grammatik angebaut (vgl. Schwedische Sprache). Die klassische Philologie hat in Schweden nie recht Boden gewinnen können, wenn es auch nicht an einzelnen wertvollen Leistungen fehlt, wie z. B. das "Svenskt-latinskt lexikon" von Lindfors beweist. Besser gediehen die orientalischen Studien, wo Norberg, Agrell und Tullberg für das Syrische, Tornberg für das Arabische und Tullberg für Sanskrit thätig waren und zu europäischer Berühmtheit gelangten.

Die Hauptwerke über schwedische Litteraturgeschichte im allgemeinen sind: Hammarsköld, Svenska vitterheten (neue Ausg. von Sondén, Stockh. 1833); Lénström, Svenska poesiens historia (das. 1839, 2 Bde.); Derselbe, Sveriges literatur- och konsthistoria (das. 1841); Claëson, Öfversigt af svenska språkets och literaturens historia (4. Aufl., das. 1877); Fryxell, Bidrag til Sveriges literaturhistoria (das. 1860-62); Dietrichson, Indledning i studiet af Sveriges literatur i vort aarhundrede (das. 1862); Ahnfelt, Verldliteraturens historia (das. 1876). Die belletristische Litteratur behandeln: Wieselgren, Sveriges sköna literatur (Stockh. 1843-49, 5 Bde.); Malmström, Grunddragen af svenska vitterhetens historia (das. 1866-68, 5 Bde.); Ljunggren, Svenska vitterhetens häfder efter Gustaf III.'s död (das. 1876-81). Einzelne Charakterbilder gaben Atterbom, Svenska siare och skalder (2. Aufl., Stockh. 1862-63); Orvar Odd, Grupper af personager från igår (das. 1861). Die dramatische Litteratur ist litterarhistorisch von