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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Simme; Simmer; Simmering; Simmern; Simmias; Simms; Simnitza; Simoïs; Simolin

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Simme - Simolin.

aus, enthält den Palast des Gouverneurs, die Regierungsbüreaus, Stadthaus, schöne anglikan. Kirche, Schulen, kath. Kloster, Hospital, mehrere Banken, 2 Brauereien. Eine Batterie ist 6 km westlich auf einem isolierten Hügel angelegt.

Simme, Nebenfluß der Kander in der Schweiz, 51 km lang, entspringt als Große S. in den Bergwildnissen, welche den Rawylpaß umgeben, bildet den schönen Simmensturz, passiert das Alpenbad An der Lenk (1075 m ü. M.) und nimmt bei Zweisimmen die Kleine S. auf. Weiter abwärts durchfließt die S. ein schluchtartiges Thal, betritt dann eine neue Thalstufe und gelangt vor Wimmis zu einer Pforte, durch welche sie die Kander erreicht. Beide Thalstufen, Ober- und Nieder-Simmenthal, sind reich an Naturschönheiten, fetten Alpweiden, prächtigen Rindern (Simmenthaler Schlag) und beherbergen eine wohlhabende, deutsch redende und protestantische Älplerbevölkerung; der Bezirk Ober-Simmenthal zählt in vier Gemeinden 8025, der Bezirk Nieder-Simmenthal in neun Gemeinden 10,766 Seelen. Im Nieder-Simmenthal liegt der große Viehmarkt Erlenbach sowie Bad Weißenburg (s. d.). Vgl. Imobersteg, Simmenthal (Bern 1874).

Simmer (Simra, Simri, Sümmer), früheres Getreidemaß, in Württemberg = 22,153, Rheinbayern = 12,5, Hessen-Darmstadt = 32 Lit.

Simmering, Dorf in der niederösterreichischen Bezirkshauptmannschaft Bruck an der Leitha, Vorort von Wien, liegt zwischen dem Wiener-Neustädter und dem Donaukanal lang gestreckt zu beiden Seiten der von der Pferdebahn befahrenen Straße von Wien nach Schwechat an der Österreichisch-Ungarischen Staatseisenbahn und der Wien-Aspanger Bahn, hat eine große Maschinen- und Waggonfabrik, ein Kupfer- und Messingwalzwerk, eine Eisenbahnreparaturwerkstätte, Jutespinnerei und -Weberei, Bierbrauerei, Fabriken für Kotzen und Decken, Kerzen und Seifen, Spiritus, Wachstuch, Lacke, Emailgeschirr, Mühleneinrichtungen etc., Wäscherei, Gärtnerei und (1880) 19,600 Einw. In S., nächst der St. Marxer Linie, befindet sich auch der Wiener Zentralviehmarkt. Südöstlich von S. breitet sich gegen Kaiser-Ebersdorf die als Exerzierplatz benutzte Simmeringer Heide aus. An der Straße nach Schwechat liegen das sogen. Neugebäude, ein Pulvermagazin, und der Wiener Zentralfriedhof.

Simmern, 1) ehemaliges Fürstentum im oberrheinischen Kreis, auf dem Hunsrück, war sonst kurpfälzisch und zwar seit 1436 der Sitz einer wittelsbachischen Nebenlinie, welche 1559 nach dem Aussterben der Kurlinie in der Kurpfalz (s. Pfalz, S. 934) folgte. 1801 kam es an Frankreich, 1815 an Preußen und ist jetzt unter die Kreise S. und Kreuznach des Regierungsbezirks Koblenz verteilt. - 2) Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Koblenz, an der Simmer, 329 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Amtsgericht, eine Oberförsterei, Gerberei, Zündholzfabrikation, eine Dampfsägemühle und (1885) 2058 Einw. S., das 1689 von den Franzosen verwüstet wurde, war die Hauptstadt des ehemaligen Fürstentums S. (s. Pfalz, S. 934).

Simmias, griech. Dichter, aus Rhodos, um 300 v. Chr., ist Verfasser mehrerer sogen. figurierter Gedichte, welche durch die verschiedene Länge der Verse die Formen eines Eies, eines Beils oder Flügels etc. haben (hrsg. von Bergk in "Poetae lyrici graeci").

Simms, William Gilmore, nordamerikan. Dichter und Schriftsteller, geb. 17. April 1806 zu Charleston in Südcarolina, studierte Rechtswissenschaft und ward 1828 Advokat, gab aber diese Stellung auf, um die Redaktion eines politischen Blattes zu übernehmen, und lebte darauf bis 1832 zu New York, seitdem wieder in seiner Vaterstadt, woselbst er 11. Juni 1870 starb. S. war ein äußerst fruchtbarer Autor, von reicher Phantasie und scharfer Beobachtungsgabe. Seine Schriften, die eine ganze Bibliothek ausmachen, umfassen Poesien ("Lyrical poems", 1827; "The tricolor", 1830; "Atalantis", 1832, seine vorzüglichste Dichtung; "Southern passages and pictures", 1839; "Grouped thoughts and scattered fancies", 1845; "Areytos, songs of the South", 1846; "Lays of the palmetto", 1848; "The city of the silent", 1851; "Poems", 1854, 2 Bde.; "War-poetry of the South", 1867 u. a.), Dramen ("Norman Maurice" und "Michael Bonhum"), eine Reihe von Romanen, welche in chronologischer Folge Darstellungen zur politischen und zur Kulturgeschichte Nordamerikas bis zum Beginn des 19. Jahrh. bilden (darunter: "The Yemassee", 1835; "Confession, or the blind heart", 1841; "The Lily and the Totem", 1845; "Katherine Walton", 1851; "The Cassique of Kiawah", 1859, u. a.), und andre Erzählungen ("The wigwam and the cabin", 1845; "The book of my lady", 1853; "A tale of the crescent city", 1866, u. a.). Außerdem veröffentlichte S. eine "History of the South Carolina" (2. Aufl., New York 1859); "Egeria, or thoughts and counsel for the way side" sowie mehrere biographische Werke (z. B. über John Smith, 1846; Nathaniel Greene, 1849). Auch gab er "A supplement to Shakespeare" (Philadelphia 1848) heraus, welches sieben dem Dichter fälschlich zugeschriebene Dramen, wie "The Puritan" etc., enthält. Gesammelt erschienen seine Werke 1882 in 10 Bänden, illustrierte Ausg. 1886, 17 Bde. Sein Leben beschrieb Cable (Boston 1888).

Simnitza (Zimnicea), Stadt in Rumänien (Walachei), Kreis Teleorman, an der Donau, Swischtow gegenüber, mit Flußhafen, Schiffbau, Schiffahrt und 5060 Einw. Hier 27. Juni 1877 Übergang der Russen über die Donau.

Simoïs (Simoeis), in den Homerischen Gedichten ein Neben- oder Zwillingsfluß des Skamandros in der troischen Ebene, welchen man für den heutigen Dümreksu hält, während R. Hercher ("Über die Homerische Ebene von Troja", Berl. 1876) seine Nichtexistenz und Erdichtung nachzuweisen gesucht hat.

Simolin, ein in gerader Linie von dem fürstlich siebenbürg. Haus Báthori abstammendes, in Preußen und Kurland begütertes freiherrliches Geschlecht, nach seinem Erbgut Simony (Simolinus) benannt, welches auf Grund eines Rechtsgutachtens der Leipziger Juristenfakultät vom 12. Okt. 1852 von Rußland das Recht erhielt, Namen und Titel der Grafen Báthori zu führen. Namhafteste Sprößlinge:

1) Karl Gustav Alexander, Freiherr von, russ. Diplomat, geb. 10. Mai 1715 zu Abo, wurde früh zu politischen Missionen verwendet und war namentlich 1743 bei den Friedensunterhandlungen in Abo thätig. 1756 ging er als Minister der Kaiserin Elisabeth nach Kurland, welchen Posten er unter den schwierigsten Verhältnissen bis an das Ende seines Lebens mit großem Geschick bekleidete. Der König Stanislaus August erhob ihn nebst seinem Bruder in den Freiherrenstand. Er starb 27. Aug. 1777 als russischer Wirklicher Staatsrat in Spaa.

2) Johann Matthias, Freiherr von, Bruder des vorigen, geb. 17. Juli 1720 zu Abo, war Gesandter der Kaiserin Katharina II. bei der Reichsversammlung in Regensburg. Hierauf ging er als