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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Sims; Simsen; Simson; Simulacrum; Simulia; Simulieren; Simulierte Geschäfte; Simultan

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Sims - Simultan.

seiner eignen Dichtungen finden sich in den "Rheinsagen aus dem Munde des Volkes und deutscher Dichter" (Bonn 1836, 9. Aufl. 1883); selbständig erschienen: "Bertha, die Spinnerin" (Frankf. 1853); "Legenden" (Bonn 1855, 3. Aufl. 1876); "Gedichte" (Leipz. 1844; neue Auswahl, Stuttg. 1863) und die von patriotischer Empfindung durchströmten "Deutschen Kriegslieder" (Berl. 1870). S. gehört zu jenen sangesfrohen Dichtern des Rheinlandes, in deren Gedichten sich der romantische Reiz und der tiefsinnige Sagenreichtum ihrer Heimat widerspiegeln. Glut der Farbe findet man bei ihm selten; doch entschädigen dafür die heitere Weltanschauung, der Humor und die mannhafte Gesinnung seiner Lieder und Balladen. Simrocks prosaische Schriften bestehen, außer kleinern Aufsätzen, in den litterargeschichtlichen Einleitungen, welche er seinen Bearbeitungen der mittelalterlichen Dichter beigefügt hat, sodann in dem umfassenden "Handbuch der deutschen Mythologie" (Bonn 1853-55, 6. Aufl. 1887), in dem "Altdeutschen Lesebuch" (2. Aufl., Bonn 1859), dem "Altdeutschen Lesebuch in neudeutscher Sprache" (Stuttg. 1854; 2. Aufl. 1884), dem "Malerischen und romantischen Rheinland" (4. Aufl., das. 1865) und in kleinern Schriften, wie: "Der gute Gerhard und die dankbaren Toten" (das. 1856). Außerdem veröffentlichte er: "Die deutschen Sprichwörter" (Stuttg. 1846, 4. Aufl. 1881); "Deutsches Kinderbuch" (das. 1848, 3. Aufl. 1879); "Die geschichtlichen deutschen Sagen" (Frankf. 1850; 2. Aufl., Basel 1886); "Die deutschen Volkslieder" (das. 1851, 2. Aufl., Basel 1887); "Deutsche Sionsharfe" (Elberf. 1857); "Die Nibelungenstrophe und ihr Ursprung" (Bonn 1858); "Das deutsche Rätselbuch" (3. Aufl., Frankf. 1874); "Deutsche Weihnachtslieder" (Leipz. 1859); "Lieder vom deutschen Vaterland aus alter Zeit" (Frankf. 1863, neue Ausg. 1871); "Deutsche Märchen" (Stuttg. 1864) u. a. Vgl. Hocker, Karl S. (Leipz. 1877); Düntzer, Erinnerungen an Karl S. (in Picks "Monatsschrift für die Geschichte Westdeutschlands", Trier 1876 u. 1877).

Sims, bei botan. Namen für J. ^[John] Sims, gest. 1838, englischer Arzt und Botaniker; früherer Herausgeber des "Botanical Magazine".

Simsen (Simsenlilien), s. Junkaceen.

Simson (hebr., "Sonnenmann", in der griech. Aussprache Samson), Nationalheld der Hebräer, aus dem Stamm Dan, der, von einer außerordentlichen Körperstärke unterstützt, den damals über Israel herrschenden Philistern viel Verdruß bereitete und Schaden zufügte. Der biblische Bericht (Richt. 13 ff.) von seinen Großthaten läßt über die Verwandtschaft der hebräischen Sage von Simsons Thaten mit dem Sagenkreis des phönikischen Herakles keinen Zweifel. Vgl. Roskoff, Die Simsonsage und der Heraklesmythus (Leipz. 1860); Wietzke, Der biblische S. der ägyptische Horus-Ra (Wittenb. 1888). S. ist auch Held verschiedener Tragödien, z. B. von W. Gärtner (1849), A. Dulk (1859); in der Malerei wurden seine Thaten von Dürer (Holzschnitt), G. Reni, Rembrandt, Rubens (S. und Delila), Bloch u. a. dargestellt.

Simson, Martin Eduard von, deutscher Rechtsgelehrter, geb. 10. Nov. 1810 zu Königsberg i. Pr., studierte daselbst 1826-29 Staats- und Rechtswissenschaft, besuchte dann noch die Universitäten Berlin und Bonn sowie die Pariser École de droit, habilitierte sich 1831 zu Königsberg als Privatdozent und erhielt 1833 eine außerordentliche und 1836 eine ordentliche Professur des römischen Rechts. 1846 ward er zum Rat am Tribunal in Königsberg ernannt. 1848 wählte ihn Königsberg zu seinem Abgeordneten für die Frankfurter Nationalversammlung, in welcher er sogleich nach ihrer Konstituierung als Sekretär, seit 2. Okt. als Vizepräsident, seit 19. Dez. als Präsident fungierte und in dieser Stellung bis zu seinem Austritt aus der Versammlung (Ende Mai 1849) verblieb. Er erwarb sich den Ruhm, die öfters so stürmischen Debatten mit Sicherheit, Schärfe und Gewandtheit geleitet zu haben. Er stand an der Spitze der Deputation, die 3. April 1849 dem König von Preußen seine Wahl zum deutschen Kaiser ankündigte. Im Sommer 1849 that er sich in der preußischen Zweiten Kammer als einer der gewandtesten Redner der konstitutionellen Partei hervor und führte 1850 im Erfurter Volkshaus das Präsidium von dessen Konstituierung bis zum Schluß des Parlaments (30. April 1850). Seit Herbst 1852 beschränkte er sich auf seine richterliche und akademische Thätigkeit. Erst 1859 trat er wieder in das preußische Abgeordnetenhaus und war 1860 und 1861 Präsident desselben. 1860 ward er zum Vizepräsidenten sowie 1869 zum Chefpräsidenten des Appellationsgerichts in Frankfurt a. O. ernannt. Sowohl der konstituierende als der erste ordentliche Reichstag des Norddeutschen Bundes und das Zollparlament erwählten S., der die Rede mit seltener Meisterschaft beherrschte und die Verhandlungen mit der größten Sicherheit und Unparteilichkeit leitete, 1867 zum ersten Präsidenten, und daher fiel es ihm auch zu, die Adresse des Reichstags an den Schirmherrn des Norddeutschen Bundes 3. Okt. 1867 auf der eben völlig wiederhergestellten Burg Hohenzollern sowie 18. Dez. 1870 die Adresse desselben vom 10. Dez., durch welche dem König Wilhelm die deutsche Kaiserwürde angetragen wurde, in Versailles zu überreichen. Auch der deutsche Reichstag wählte S. zum Präsidenten; 1874 lehnte er aber aus Gesundheitsrücksichten die Wiederwahl ab und zog sich 1877 ganz vom politischen Leben zurück. Nachdem er im April 1879 sein 50jähriges Doktorjubiläum gefeiert, ward er zum ersten Präsidenten des neuen Reichsgerichts in Leipzig ernannt, das er 1. Okt. 1879 eröffnete. Im März 1888 verlieh ihm Kaiser Friedrich III. mit dem Schwarzen Adlerorden den erblichen Adel. Er schrieb: "Geschichte des Königsberger Obertribunals". - Sein Sohn Bernhard, geb. 19. Febr. 1840, seit 1877 ordentlicher Professor der Geschichte in Freiburg, verfaßte die "Jahrbücher des fränkischen Reichs unter Ludwig dem Frommen" (Leipz. 1874-76, 2 Bde.) und die 2. Auflage der "Jahrbücher des fränkischen Reichs unter Karl d. Gr." (das. 1883).

Simulacrum (lat.), Bild, Abbild; Trugbild. Davon Simulaker, zu Übungszwecken in leichter Ausführung nachgeahmte Geschütze, Waffen etc.

Simulia, s. Mücken.

Simulieren (lat.), etwas zum Schein nachahmen, erheucheln, sich verstellend vorgeben; auch s. v. w. auf oder über etwas sinnen. Simulation, Verstellung, Annahme des Scheins von etwas, Vorspiegelung. Häufig werden Krankheiten simuliert, um bestimmte Zwecke zu erreichen, und namentlich Epilepsie, Krämpfe, Geistesstörungen, Lähmungen, Bluthusten, Blindheit, Taubheit etc. nachgeahmt; ebenso werden aber auch aus Scham, Eitelkeit, Furcht vor Strafe etc. vorhandene Krankheiten verheimlicht (dissimuliert). Simulant, besonders ein eine Krankheit Heuchelnder. Vgl. Heller, Simulationen und ihre Behandlung (Fürstenwalde 1882).

Simulierte Geschäfte, s. Scheingeschäfte.

Simultan (lat.), gemeinsam; auch gleichzeitig, zugleich eintretend (im Gegensatz zu successiv).