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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Sosier - Sottie.

Sosier (Sosii), Name einer Buchhändlerfirma im alten Rom, zur Zeit des Augustus, welche einen großen, von Horaz rühmend erwähnten Betrieb hatte; deshalb typischer Name für angesehene Buchhändler.

Sosiphanes, griech. Tragiker der sogen. Pleias, aus Syrakus, lebte um 300 v. Chr. und soll 73 Tragödien geschrieben haben, von denen aber nur geringe Fragmente (bei Nauck: "Tragicorum graecorum fragmenta", 2. Aufl., Leipz. 1889) erhalten sind.

Sositheos, griech. Tragiker der sogen. Pleias, aus Alexandria in Troas, lebte um 280 v. Chr. zu Athen und Alexandria in Ägypten und gilt als Wiederhersteller des Satyrspiels. Von seinen Dramen sind nur spärliche Fragmente erhalten (bei Nauck: "Tragicorum graecorum fragmenta", 2. Aufl., Leipz. 1889).

Sosna (Ssosna), Fluß im russ. Gouvernement Orel, fließt zwischen waldlosen, steilen Ufern hin und mündet von rechts in den Don; 220 km lang.

Sosniza (Ssosniza), Kreisstadt im russ. Gouvernement Tschernigow, unweit der Mündung der Ubeda in die Desna, hat 5 Kirchen, ein Stadtkrankenhaus und (1885) 6774 Einw., welche sich vornehmlich mit Ackerbau und Tabaksanpflanzung beschäftigen. Ursprünglich eine Stadt des Tschernigower Fürstentums, stand S. lange unter polnischer Herrschaft, bis es 1686 die Russen wieder in Besitz nahmen.

Sóso, afrikan. Stadt, s. Saria.

Sosos, griech. Mosaikkünstler, der wahrscheinlich zur Zeit der Attaliden zu Pergamon thätig war. Dort befand sich sein berühmtes Werk mit den vier trinkenden oder sich sonnenden Tauben auf dem Rand eines Wassergefäßes, aus natürlichen Steinen zusammengesetzt, wovon sich eine römische Nachbildung im kapitolinischen Museum zu Rom befindet.

Sospel (ital. Sospello), Stadt im franz. Departement Seealpen, Arrondissement Nizza, in einem tiefen Thal an der Bevera und an der Straße zum Col di Tenda, hat Reste alter Befestigungen und (1881) 3097 Einw.

Sospirante (ital.), seufzend.

Sospiro (ital., franz. soupir, "Seufzer"), in der Notenschrift s. v. w. Viertelpause.

Sospita (auch Sispita, Sospes, Sispes, "Erretterin, Heilbringerin"), Beiname besonders der Juno, als welche sie namentlich in Lanuvium, aber auch in Rom verehrt wurde, angethan mit Ziegenfell, welches ihr zugleich als Helm und als Panzer diente, gebogenen Schnabelschuhen, Schild und Spieß. Eine vorzügliche Statue derselben enthält das vatikanische Museum zu Rom.

Sospität (lat.), Wohlsein, Wohlstand.

Sostenuto (ital.), s. v. w. gehalten, eine Tempobezeichnung, die etwa mit Andante oder Adagio übereinstimmt, zu welchen beiden es auch als Zusatz auftritt.

Sotades, griech. Dichter, aus Maroneia in Thrakien, lebte in Alexandria unter Ptolemäos Philadelphos (um 280 v. Chr.) und soll auf Geheiß des Königs, dessen Ehe mit seiner leiblichen Schwester Arsinoe er verspottet hatte, ersäuft worden sein. Er verfaßte im ionischen Dialekt und einem eigentümlichen nach ihm benannten Metrum (Sotadeen, Grundschema: ^^^^^^^^^^^^^^) boshafte Spottgedichte und mythologische Travestien zum Teil unzüchtigen Inhalts, welche auf mündlichen Vortrag unter mimischer Tanzbegleitung berechnet waren. Diese sogen. Sotadische Dichtgattung fand zahlreiche Nachahmer. Vgl. Sommerbrodt, De phlyacographis Graecorum (Bresl. 1875).

Soetbeer (spr. söt-), Adolf, deutscher Nationalökonom, geb. 23. Nov. 1814 zu Hamburg, studierte Philologie, wurde infolge seiner Schrift "Des Stader Elbzolls Ursprung, Fortgang und Bestand" 1840 Bibliothekar der Kommerzbibliothek und 1843 Sekretär und Konsulent der Kommerzdeputation in Hamburg. Die Universität Kiel ernannte ihn zum Ehrendoktor der Rechte. 1872 siedelte er nach Göttingen über, wo er zum Honorarprofessor und Geheimen Regierungsrat ernannt wurde. S. hat seit vielen Jahren eifrig für eine deutsche Münzreform auf Grundlage der Goldwährung gewirkt; auch der Münzgeschichte, der Statistik der Flußschiffahrt, den Handelsverträgen widmete er ein reges Interesse. Er übersetzte Mills "Politische Ökonomie" (4. Ausg., Leipz. 1881, 3 Bde.), schrieb Kommentare zum deutschen Münzgesetz und dem deutschen Bankgesetz (Erlang. 1874-76) und veröffentlichte außerdem: "Edelmetallproduktion und Wertverhältnis zwischen Gold und Silber seit der Entdeckung Amerikas" (Gotha 1879) und "Materialien zur Erläuterung und Beurteilung der wirtschaftlichen Edelmetallverhältnisse und der Währungsfrage" (2. Ausg., Berl. 1886).

Soteira (griech., "Retterin"), Name der Göttinnen, welche als Schützerinnen eines Landes galten, z. B. der Artemis in Korinth, der Athene in Athen.

Soter (griech., "Erhalter, Retter"), Beiname aller Stadt und Land beschützenden Götter, des Zeus, Helios, Apollon, Dionysos, Asklepios, Poseidon, Herakles etc.; auch Beiname vieler Könige und Kaiser.

Soteriologie (griech.), die Lehre von Christus als dem Erlöser (Soter).

Sothisperiode (Hundssternperiode), s. Periode.

Sotnie (russ.), bei den Kosaken s. v. w. Kompanie oder Eskadron; Sotnik, der Kommandant einer S.

Soto, 1) (Sotus) Dominico de, gelehrter kathol. Theolog, geb. 1494, war Dominikaner, beteiligte sich 1545-47 am Konzil von Trient, war 1547-50 Beichtvater Karls V. und lebte später zu Salamanca, wo er 1560 starb. Unter seinen Schriften ward namentlich die "De justitia et jure" (Salam. 1556) dadurch berühmt, daß sie dem Volk das Recht vindiziert, einen tyrannischen Fürsten abzusetzen. Auch bekämpfte S. als einer der ersten den Negerhandel.

2) Hernando de, span. Seefahrer, geboren um 1496 zu Villanueva in Estremadura, machte erst Entdeckungsreisen auf Cuba, ward Gouverneur von Santiago de Cuba, erbaute das 1528 von französischen Seeräubern zerstörte Havana wieder, begleitete dann 1532 Pizarro auf seiner Unternehmung gegen Peru und kundschaftete das Land aus, zeigte sich human und mild und suchte vergeblich Atahualpas Hinrichtung zu hindern, unternahm 1539 die Eroberung Floridas und kam auf einer seiner Expeditionen 25. Juni 1542 um. Vgl. Garcilaso de la Vega, Historia del adelantado H. de S. (Madr. 1723).

Sotteville (spr. ssott'wil, S. lès Rouen), Dorf im franz. Departement Niederseine, links an der Seine, Rouen gegenüber, an der Eisenbahn Paris-Le Havre, hat Eisenbahnwerkstätten der Ostbahn, Baumwollspinnerei und -Weberei, Fabriken für Chemikalien, Seilerwaren, Öl, Seife etc. und (1886) 13,628 Einw.

Sottíe (franz. sotie, von sot, "Narr"), Narrenspiel, Name einer Art dramatischer Possen oder Satiren, welche wie die Moralitäten und Farcen den Anfangszeiten des französischen Dramas angehörten, und deren Personen Narren waren. Sie wurden von den Enfants sans souci (s. d.), dann auch von den Mitgliedern der Bazoche (s. d.) aufgeführt und zeichneten sich besonders durch die Plumpheit ihrer Rollen und kühn tadelnde Sprache aus. Seit Gringore (s. d.),