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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Trumscheit; Truncus; Trunkelbeere; Trunkenheit; Trunkmaschine; Trunksucht

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Trumscheit - Trunksucht.

heitsrücksichten 1860 in die Heimat zurückgekehrt, privatisierte er zunächst in Stuttgart, nahm 1864 die Diakonatsstelle in Pfullingen an, begab sich aber 1870 im Auftrag der englischen Regierung von neuem nach Indien und zwar nach Lahor im Pandschab, um daselbst in Verbindung mit einigen Sikhpriestern eine Übersetzung der heiligen Bücher der Sikh auszuführen. 1872 habilitierte er sich in Tübingen als Privatdozent und erhielt 1874 die ordentliche Professur der orientalischen Sprachen an der Universität zu München, wo er 5. April 1885 starb. Sein Hauptwerk ist "The Adi Granth, or the holy scriptures of the Sikhs, translated from the original Gurmukhi" (Lond. 1877). Außerdem veröffentlichte er: "Materialien zum Übersetzen aus dem Deutschen ins Hebräische" (Heilbr. 1854); "Sindhi reading book" (Lond. 1858); "Über die Sprache der sogen. Kafirs im indischen Kaukasus" (im 20. Bd. der "Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft"); "The Sindhi Diwan of Abd-ul-Latif Shah" (1866); "Grammar of the Sindhi language" (Lond. 1872); "Grammar of the Pashto or language of the Afghans etc." (das. 1873); "Einleitung in das Studium der arabischen Grammatiker" (Münch. 1876); "Das Taufbuch der äthiopischen Kirche" (äthiopisch u. deutsch, das. 1876); "Der Kampf Adams" (äthiopischer Text, das. 1880); "Die Religion der Sikhs" (Leipz. 1881); "Der arabische Satzbau" (Münch. 1879); "Grammatische Untersuchungen über die Sprache der Brahuis" (das. 1881); "Das Hexaëmeron des Pseudo-Epiphanius" (äthiopisch und deutsch, das. 1882); "Der Bedingungssatz im Arabischen" (das. 1882) etc.

Trumscheit (Trumbscheidt, Scheidtholt, Trompetengeige, Tromba marina, Tympanischiza), primitives, in Deutschland im 14.-16. Jahrh. und noch länger beliebtes Streichinstrument, bestehend aus einem langen, schmalen, aus drei Brettchen zusammengesetzten Resonanzkörper, über den eine einzige Saite gespannt war, wenigstens nur eine Griffsaite, während etwa noch hinzugefügte Saiten als Bordune unabänderlich mitgestrichen wurden. Der zweifüßige Steg des Trumscheits war nur mit einem Fuß aufgeleimt, während der andre, wenn die Saite schwang, durch schnelles Berühren des Resonanzbodens einen etwas schnarrenden Ton hervorbrachte.

Truncus (lat.), der Stamm der Bäume etc.; vgl. Stengel und Baum.

Trunkelbeere, s. Vaccinium.

Trunkenheit, im allgemeinen der durch den Genuß betäubender Stoffe, z. B. Opium, Alkohol, Haschisch, Kumys und andrer gegorner Getränke, auf den Organismus hervorgebrachte abnorme Zustand der Gehirnthätigkeit etc. Für gewöhnlich wird die T. erzeugt durch alkoholhaltige (spirituöse) Getränke. Man unterscheidet als den ersten Grad der T. den Rausch. Derselbe gibt sich anfangs in einer Steigerung des ganzen Lebensprozesses kund, die sich besonders als eine höhere gemütliche Anregung im Gemeingefühl durch Heiterkeit und Wohlbehagen, raschern Puls, gerötetes Gesicht, belebte, glänzende Augen, lebhafte, wechselnde Vorstellungen und leicht zu Gemütsbewegungen sich steigernde Gefühle zu erkennen gibt. Beim zweiten Grade, der Betrunkenheit (ebrietas), sind alle jene physischen Erscheinungen gesteigert, zuweilen bis zu einer Art von Tobsucht und Zerstörungswut, das Bewußtsein ist getrübt, die Geistesthätigkeiten verwirren sich, und es entsteht Delirium. Als dritten Grad unterscheidet man die sinnlose Besoffenheit, bei der die sensorische Nerventhätigkeit völlig ruht, so daß dem Menschen Bewußtsein, Empfindung und willkürliche Bewegung verloren gehen. Den zur Gewohnheit gewordenen übermäßigen Genuß spirituöser Getränke bezeichnet man als Trunksucht oder Trunkfälligkeit (ebriositas). Diese hat nach und nach eine dauernde Verderbnis des Bluts, den Alkoholismus oder die Säuferkrankheit, zur Folge. Da das preußische Strafgesetz für Verbrechen, welche im trunkenen Zustand begangen sind, mildernde Umstände bewilligt, so ist es für den Gerichtsarzt wichtig, das Vorhandensein von T. zu konstatieren. Diese Aufgabe erfordert große Vorsicht und Beurteilung des individuellen Falles, da die Menge des genossenen Getränks, welche erforderlich ist, um T. zu bedingen, bei verschiedenen Personen äußerst verschieden groß ist. Jedenfalls wird der Nachweis erbracht werden müssen, daß zur Zeit der strafbaren Handlung ein so starker Rausch bestanden hat, daß dadurch das Bewußtsein getrübt und die freie besonnene Aktion aufgehoben worden ist. S. Trunksucht.

Trunkmaschine, s. Dampfmaschine, S. 468.

Trunksucht, der gewohnheitsmäßige Mißbrauch alkoholischer Getränke, welcher zu einer Schädigung des körperlichen, geistigen und sittlichen Lebens (Alkoholismus) führt. Unmäßiger Alkoholgenuß zerstört alle Gewebe und Systeme des Körpers und vernichtet die normale Konstitution des Individuums und der Rasse. Am frühsten erkrankt der Verdauungsapparat bei dem Trunksüchtigen; auf der anfänglich katarrhalisch erkrankten Magenschleimhaut entstehen Geschwürsbildungen, ein beständiges Gefühl von Druck und Schmerz in der Magengegend, Säurebildung, Appetitlosigkeit, häufiges, bald täglich wiederkehrendes Erbrechen von zähem Schleim, besonders des Morgens, auch Blutbrechen. Der absorbierte Alkohol wird der Leber zugeführt, und je konzentrierter er war, desto früher und desto intensiver sind die Veränderungen dieses Organs. Wein- und Biertrinker erleiden niemals jene schweren Formen der Leberdegeneration wie Schnapstrinker. Fettleber, Lebercirrhose, Entzündung der Leber mit Schwund ihrer Bestandteile, Gelbsuchten sind häufige Krankheiten der Trinker. Bei gewohnheitsmäßigen Trinkern findet sich immer eine Vergrößerung des Herzmuskels (Hypertrophie), später fettige Entartung in demselben und in den Blutgefäßen. Der Katarrh des Kehlkopfes, kenntlich durch die eigentümlich rauh belegte Stimme, geht auf die innern feinen Luftröhrenverzweigungen und Lungenbläschen über; Ausweitungs- und Zerstörungsprozesse führen zur Verkleinerung der Lungenoberfläche, zur Behinderung der Blutzirkulation und des Gasaustausches in den Lungen und erzeugen die bläuliche Gesichtsfarbe und die Kurzatmigkeit der Trinker. Die gesteigerte Thätigkeit der Nieren nach Aufnahme von alkoholischen Getränken führt nicht selten zur sogen. Brightschen Niere, zur Nierenschrumpfung, einer Krankheit, die meist zum Tod führt und auch in der Blutbeschaffenheit der Trinker und in den vielen schädlichen Einwirkungen, Durchnässungen etc., denen Trinker ausgesetzt sind, ihre Ursache findet. Auch der Genitalapparat erleidet bei T. krankhafte Veränderungen. Sehr mannigfach sind die Störungen des Nervensystems. Die Anhäufung von Blut in den Hirnhäuten und im Gehirn selbst, der Austritt von Blut (Schlaganfall) mit der großen Reihe von krankhaften Störungen durch diese Vorgänge, Entzündung der Hirnsubstanz und Schwund, ähnliche Erkrankungen und Veränderungen im Rückenmark und seinen Häuten sind die Ursachen vieler Erscheinungen: Gefühl von Taubheit, Kribbeln, Ameisenlaufen, Empfindungslosigkeit, Muskelzittern,