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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Tüll - Tümpling.

geientulpen) haben sehr große, unförmliche Blumen von schöner Farbe (gelb und rot), mit weit abstehenden, zerrissen gefransten Kronblättern. Die Kultur stimmt im wesentlichen mit der der Hyazinthen überein. Die zur Erlangung neuer Spielarten aus Samen gezogenen Tulpen blühen meist erst im siebenten Jahr.

Tüll, Gewebe, bei welchen feine, untereinander gut gebundene Fäden regelmäßige Zellen bilden, indem je zwei beisammenliegende Kettenfäden nach jedem Einschuß sich kreuzend verschlingen. T. wird aus Gespinsten von verschiedener Feinheit (bis zu Nr. 120) gewebt und kommt glatt und einfach oder gestreift, gemustert, in Seide broschiert oder auch auf weißem oder schwarzem Grund mit bunten Blumen gestickt vor. Englischer T., s. v. w. Bobbinet.

Tullamóre, Hauptstadt der irischen King's County, hat lebhaften Handel, Brennerei, Tabaksfabrikation und (1881) 5098 Einw. Dabei Tullabeg mit Jesuitenschule.

Tulle (spr. tüll), Hauptstadt des franz. Departements Corrèze, früher Hauptstadt von Niederlimousin, am Einfluß der Solane in die Corrèze und an der Eisenbahn Clermont-Brive, hat meist alte Häuser und abschüssige Straßen, aber schöne Promenaden, eine Kathedrale aus dem 12. Jahrh., ein Kommunalcollège, ein Priester- und ein Lehrerseminar, eine Gewerbeschule, eine öffentliche Bibliothek und ein Theater. T. hat eine große Waffenfabrik, dann Fabriken für Papier, Leder, Woll- und Baumwollenzeuge, Eisenwaren, Schokolade etc., Färbereien, starken Handel und (1886) 8974 (als Gemeinde 16,277) Einw. Die Fabrikation der nach der Stadt benannten Spitzen (Plisse de T.) hat aufgehört. Die Stadt ist der Sitz eines Bischofs, eines Präfekten, eines Gerichts- und Assisenhofs und eines Handelsgerichts. In der fränkischen Zeit kommt T. als Tutela vor.

Tullins (spr. tülläng), Stadt im franz. Departement Isère, Arrondissement St.-Marcellin, an der Eisenbahn Valence-Chambéry, hat Fabrikation von Maschinen, Bändern, Packpapier, wollenen Decken etc. und (1881) 3342 Einw.

Tullĭus, röm. Geschlecht, dem unter andern die plebejische Familie der Ciceronen angehörte. S. Cicero.

Tulln, Stadt in der niederösterreich. Bezirkshauptmannschaft Hernals, an der Mündung der beiden Tullnbäche in die Donau und an der Staatsbahn Wien-Gmünd-Prag, welche hier die Donau auf einer großen Gitterbrücke überschreitet, und an welche hier die Linie T.-St. Pölten anschließt, hat ein Bezirksgericht, 2 Kirchen, eine alte Dreikönigskapelle, Kasernen, Schiffahrt und (1880) 3234 Einw. T. ist eine der ältesten Städte an der Donau, das Comagenä der Römer, Standort ihrer Donauflotte. Nach dem Nibelungenlied empfing hier Etzel Kriemhild. Die fruchtbare Umgebung der Stadt heißt das Tullner Feld. Vgl. Kerschbaumer, Geschichte der Stadt T. (Wien 1874).

Tüllpapier, s. v. w. Spitzenpapier.

Tullus Hostilĭus, der dritte röm. König, 672-640 v. Chr., Nachfolger des Numa Pompilius, Enkel des Hostius Hostilius, der unter Romulus gegen die Sabiner gekämpft hatte, zerstörte Albalonga und siedelte die Einwohner auf dem Mons Cälius in Rom an. Auch mit den Sabinern führte T. glückliche Kriege. Da er aber den Dienst der Götter vernachlässigte, so schickten diese erst einen Steinregen, dann eine Pest und schlugen ihn endlich selbst mit einer schweren Krankheit, und als er deshalb den Jupiter Elicius durch gewisse geheime Gebräuche nötigen wollte, ihm die Mittel der Sühne zu offenbaren, traf ihn Jupiters Blitz, der ihn und sein Haus verbrannte.

Tuloma, Fluß im russ. Lappland, kommt aus dem Nuotsee, fließt nordöstlich und mündet unterhalb Kola in eine tiefe Bucht des Eismeers.

Tulpe, s. Tulipa.

Tulpenbaum, Pflanzengattung, s. Liriodendron.

Tultscha (Tulcea), Hauptstadt eines Distrikts in der rumän. Dobrudscha, rechts an der Donau, welche sich in der Nähe der Stadt in ihre drei Hauptmündungsarme teilt, hat 7 Kirchen, darunter eine armenische und eine katholische, 2 Moscheen, ein Gymnasium, einen stark besuchten Hafen und 21,826 Einw. (darunter 3000 Russen, 1600 Griechen, 800 Türken, 700 Tataren, 200 Deutsche). T. ist Sitz eines Divisionskommandos. Zwischen Matschin und T. 9. Juni 1791 Sieg der Russen unter Repnin über 20,000 Türken.

Tulu, drawidische Volkssprache in Südindien (s. Drawida), in und um Mangalur, mit eignem, aber mit der Sanskritschrift verwandtem Alphabet, nur von etwa 30,000 Menschen gesprochen. Vgl. Brigel, Grammar of the T. language (Mangalur 1872).

Tulucūnaöl, s. Carapa.

Tulumbadschi (türk.), Name der Feuerwehr in Konstantinopel, die seit alten Zeiten ein strenges Zunftwesen bildete und ihre Hilfe für Geld verdingte. In neuerer Zeit hat die Pforte eine Umgestaltung der T. nach europäischem Muster veranlaßt, welche von dem Grafen Edmund Széchényi ins Werk gesetzt wurde.

Tulunīden, die älteste selbständige arab. Dynastie in Ägypten, nach ihrem Gründer Achmed ibn Tulun (gest. 888) genannt, herrschte 872-904.

Tum, ägypt. Gott in menschlicher Gestalt mit der Pschentkrone abgebildet (s. Figur) ist eine Form des Sonnengottes, die besonders in Heliopolis verehrt wurde. Wie Ra die Sonne des Tags ist, so T. die der Nacht, welche die untere Hemisphäre erleuchtet.

^[Abb.: Tum.]

Tumāco, Bai und kleine Hafenstadt auf gleichnamiger Insel im Staat Cáuca der Republik Kolumbien, am Stillen Ozean, mit Zollhaus und (1870) 2642 Einw. Es ist der Hafen von Barbacóas.

Tumba (lat.), ein kistenartiges oder auf Füßen ruhendes Grabdenkmal.

Túmbes, Hafenort im Departement Piura (Peru), am Fluß gleiches Namens, mit (1876) 1851 Einw. Hier landete 1527 Pizarro.

Tumerikwurzel, s. Curcuma.

Tumlung, siames. Münze, = 4 Bat od. Tikal (s. d.).

Tummler (niederd., hochd. Taumler), ein halbkugelförmiges, henkel- u. fußloßes Glasgefäß zum Trinken, welches sich, zur Seite gelegt, wieder aufrichtet, im Volksmund auch Stehauf genannt (s. Abbildung).

^[Abb.: Tummler.]

Tümmler, s. Delphine (S. 652) und Tauben (S. 536).

Tūmor (lat.), Geschwulst; T. albus, Gliedschwamm.

Tümpling, Wilhelm von, preuß. General, geb. 30. Dez. 1809 zu Pasewalk, studierte anfangs die