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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Voigtei; Voigtel; Voigtsberg; Voigts-Rhetz; Voiron; Voirons, Les

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Voigtei - Voirons, Les.

Hessen etc.« (das. 1802); »Geschichte der Steinkohlen, Braunkohlen und des Torfs« (das. 1802, 2 Bde.); »Geschichte des ilmenauischen Bergbaues« (Sondersh. 1820). - Sein Bruder Christian Gottlob von V., geb. 23. Dez. 1743 zu Allstedt, gest. 22. März 1819 als Staatsminister in Weimar, wohin er 1778 als Regierungsrat berufen war, ist bekannt durch seine Beziehungen zu Goethe und dem weimarischen Dichterkreis. Vgl. O. Jahn, Goethes Briefe an Chr. G. v. V. (Leipz. 1868).

2) Johannes, namhafter Historiker, geb. 27. Aug. 1786 zu Bettenhausen im Herzogtum Sachsen-Meiningen, studierte seit 1806 zu Jena erst Theologie, dann Geschichte und Philologie, folgte 1809 einem Ruf als Lehrer am Pädagogium in Halle, habilitierte sich 1812 daselbst als Privatdozent und ward 1817 Professor in Königsberg; er starb daselbst 23. Sept. 1863. Er schrieb: »Hildebrand als Papst Gregor VII. und sein Zeitalter« (Weim. 1815, 2. Aufl. 1846), welche Schrift ihm, da sie die erste unparteiische Würdigung Gregors von protestantischer Seite war, mehrere Anträge auf Übertritt zum Katholizismus zuzog; »Geschichte des Lombardenbunds« (Königsb. 1818); die vortreffliche »Geschichte Preußens« (das. 1827-39, 9 Bde.); »Codex diplomaticus prussicus« (das. 1836-61, 6 Bde.); »Die westfälischen Femgerichte in Bezug auf Preußen« (das. 1836); »Briefwechsel der berühmtesten Gelehrten des Zeitalters der Reformation mit Herzog Albrecht von Preußen« (das. 1841); »Handbuch der Geschichte Preußens bis zur Reformation« (das. 1842-43, 3 Bde.); »Geschichte des sogen. Tugendbunds« (das. 1850); »Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach« (Berl. 1852, 2 Bde.) und »Geschichte des Deutschen Ritterordens« (das. 1857-59, 2 Bde.).

3) Karl, Medailleur und Edelsteinschneider, geb. 1800 zu Berlin, erhielt bereits im 19. Jahr die Stelle eines ersten Medailleurs an der königlichen Münze daselbst, ging Ende der 20er Jahre nach Rom und wurde dort mit dem König Ludwig von Bayern bekannt, der ihn als Münzmedailleur nach München berief. Als solcher schnitt V. etliche dreißig Stempel zu Geschichtsthalern, die zu dem Besten gehörten, was die Neuzeit auf diesem Gebiet leistete. Ende der 50er Jahre siedelte er ganz nach Rom über, behielt aber seinen Dienst in München bei. Während dieser Zeit schnitt er eine Anzahl Denkmünzen auf Papst Pius IX., Lamoricière etc. Von seinen prächtigen Kameen sind zu nennen: eine Viktoria, eine Psyche, eine Medusa, Tag und Nacht. Er starb 18. Okt. 1875 während einer Reise in Triest.

4) Georg, Historiker, Sohn von V. 2), geb. 5. April 1827 zu Königsberg i. Pr., studierte daselbst Philologie und Geschichte, wurde 1852 Kustos an der Universitätsbibliothek daselbst, ging 1855 nach München, um unter Sybels Leitung die Herausgabe der deutschen Reichstagsakten zu besorgen, ward 1860 Professor in Rostock und 1866 in Leipzig. Er schrieb: »Die Wiederbelebung des klassischen Altertums« (Berl. 1859; 2. Aufl. 1881, 2 Bde.); »Enea Silvio de' Piccolomini als Papst Pius II.« (das. 1856-63, 3 Bde.); »Die Kyffhäusersage« (Leipz. 1871); »Die Geschichtschreibung über den Schmalkaldischen Krieg« (das. 1874); »Moritz von Sachsen 1541-47« (das. 1876) und veröffentlichte die »Denkwürdigkeiten des Minoriten Jordanus von Giano« (das. 1870).

Voigtei, s. Vogtei.

Voigtel, 1) Richard, Architekt, geb. 31. Mai 1829 zu Magdeburg, widmete sich der Baukunst an der Berliner Akademie, wurde 1855 dem Architekten Zwirner für den Bau des Kölner Doms beigegeben und, da er sich in dieser Stellung vortrefflich bewährt hatte, nach Zwirners Tod 1862 mit der selbständigen Leitung des Dombaues beauftragt und zum königlichen Landbaumeister ernannt. Es gelang ihm, das große Werk im Äußern bis zum August 1880 zu vollenden, so daß es 15. Okt. d. J. durch Kaiser Wilhelm I. geweiht werden konnte. V. wurde aus diesem Anlaß zum Geheimen Regierungsrat ernannt. Er hat auch einige rheinische Kirchen restauriert, darunter die romanische zu Sinzig.

2) Valeska, geborne Müller, unter dem Namen Arthur Stahl bekannte Schriftstellerin, war die Tochter eines höhern preußischen Offiziers, verlebte ihre Jugend in Westfalen und verheiratete sich mit dem Juristen und preußischen Landtagsabgeordneten V. in Magdeburg, nach dessen Tod (1868) sie meist auf ihrer Villa am Lago Maggiore lebte. Zum zweitenmal mit einem italienischen Offizier verheiratet, siedelte sie mit diesem nach Mailand über, wo sie 2. Okt. 1877 im Irrenhaus starb. Sie unterschied sich von der Masse der Romanschriftstellerinnen vorteilhaft durch einen Zug von Originalität und geistiger Bedeutsamkeit. Sie begann mit den Romanen: »Ein Prinz von Gottes Gnaden« (Jena 1863) und »Ein weiblicher Arzt« (das. 1863, 2 Bde.), denen die keck aus dem Leben gegriffenen »Novellen und Skizzen« (Leipz. 1867, 3 Bde.), die geistreichen Reiseschilderungen: »Spanien« (2. Aufl., das. 1868, 2 Bde.) und »Im Lande der Pharaonen« (Wien 1869), der historische Roman »Die Tochter der Alhambra« (Berl. 1869, 3 Bde.), die »Historischen Bilder aus der Alten Welt« (Wien 1870), das Familiengemälde »Aus guter alter Zeit« (Leipz. 1873) u. a. nachfolgten.

Voigtsberg, s. Ölsnitz.

Voigts-Rhetz, Konstantin Bernhard von, preuß. General, geb. 16. Juli 1809 zu Seesen im Herzogtum Braunschweig, trat 1827 als Leutnant in das 9. Infanterieregiment ein, ward 1841 als Hauptmann in den Großen Generalstab versetzt und besonders bei der Landesvermessung beschäftigt. 1848 ward er Major im Generalstab des 5. Armeekorps, 1852 Chef desselben, 1855 in das Kriegsministerium berufen, 1858 Generalmajor und Kommandeur der 9. Infanteriebrigade, 1859 Direktor des allgemeinen Kriegsdepartements im Kriegsministerium, 1860 Kommandant der Bundesfestung Luxemburg und 1863 zum Generalleutnant befördert sowie Oberbefehlshaber der Bundesgarnison in Frankfurt a. M. 1866 wurde er zu dem wichtigen Posten eines Chefs des Generalstabs der ersten Armee (des Prinzen Friedrich Karl) berufen, nach dem Krieg zum Generalgouverneur von Hannover und zum Kommandeur des 10. Armeekorps ernannt. Dieses befehligte er auch im Krieg 1870/71 und errang mit demselben namentlich vor Metz bei Vionville (16. Aug.), bei Orléans, bei Beaune la Rolande (28. Nov.) und bei Le Mans, das er 12. Jan. 1871 einnahm, bedeutende Erfolge. Nach dem Krieg kehrte er nach Hannover zurück, ward 1873 wegen Kränklichkeit zur Disposition gestellt und starb 14. April 1877 in Wiesbaden. 1889 wurde das 79. Regiment nach ihm Infanterieregiment von V. genannt.

Voiron (spr. wŏaróng), Stadt im franz. Departement Isère, Arrondissement Grenoble, an der Morge und der Bahnlinie Lyon-Grenoble, hat eine neue gotische Kirche, Fabrikation von Leinwand, Papier, Kerzen, Seidenstoffen und (1886) 8459 Einw.

Voirons, Les (spr. lä wŏaróng), Bergkette im franz. Departement Obersavoyen (Landschaft Chablais),