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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Wilhelm

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Wilhelm (deutscher Kaiser, Baden, Bayern).

und seine Zeit (3. Aufl., Leipz. 1888); (L. Hahn) Gedenkbuch Kaiser Wilhelms I. (Berl. 1874); Egelhaaf, Kaiser W. (3. Aufl., Stuttg. 1888); Kugler, Kaiser W. und seine Zeit (Münch. 1888); Adami, Das Buch von Kaiser W. (Bielef. 1888); L. Hahn, W., der erste Kaiser des neuen Deutschen Reichs (Berl. 1888); L. Schneider, Aus dem Leben Kaiser Wilhelms (das. 1888, 3 Bde.); Kohut, Goldene Worte des Kaisers W. I. (Leipz. 1888); E. Simon, Kaiser W. und sein Reich (a. d. Franz., 2. Aufl., Jena 1887); Lavisse, Trois empereurs (Par. 1888); Forbes, Kaiser W. (a. d. Engl., Gotha 1888).

3) W. II. Friedrich Viktor Albert, deutscher Kaiser und König von Preußen, geb. 27. Jan. 1859 zu Berlin, ältester Sohn des damaligen Prinzen Friedrich Wilhelm und der Prinzessin Viktoria von Großbritannien, erhielt im Hause seiner Eltern eine sorgfältige Erziehung, wurde 27. Jan. 1869 Leutnant im 1. Garderegiment und besuchte nach seiner Konfirmation (1. Sept. 1874) das Gymnasium in Kassel, wo er 20. Jan. 1877 das Abiturientenexamen machte. Hierauf lernte er den praktischen Militärdienst beim 1. Garderegiment in Potsdam, studierte 1877-79 in Bonn Staats- und Rechtswissenschaften und übernahm dann als Hauptmann die Führung einer Kompanie des 1. Garderegiments. 1882 wurde er als Major zum Gardehusarenregiment versetzt und ward bald Oberst und Kommandeur desselben. Gleichzeitig lernte er unter der Leitung des Oberpräsidenten Achenbach den Verwaltungsdienst bei der Potsdamer Regierung kennen. Der Prinz zeigte für alles großen Eifer und lebhaften Anteil und war trotz einer Schwäche im linken Arm, die durch eine Verletzung des Nervs bei seiner Geburt verursacht wurde, ein trefflicher Reiter und Jäger. 1888 zum Generalmajor und Kommandeur der 1. Gardeinfanteriebrigade befördert, ward er durch den Tod seines Großvaters Wilhelm I., der ihm besonderes Vertrauen schenkte, und den er als sein Vorbild verehrte, 9. März 1888 Kronprinz und nach dem frühen Hinscheiden seines Vaters 15. Juni d. J. deutscher Kaiser und König von Preußen. Er ergriff das Zepter mit kräftiger Hand, eröffnete den deutschen Reichstag 25. Juni inmitten aller deutschen Fürsten mit einer schwungvollen Ansprache, in der er seine Friedensliebe betonte, und versprach bei der Eidesleistung im preußischen Landtag 27. Juni, gleich Friedrich II. der erste Diener des Staats zu sein. Indem er die von Bismarck bisher angeratene Politik zu der seinigen machte und durch Pflege des Bündnisses mit Österreich und Italien den Frieden zu sichern bemüht war, suchte er das Vertrauen der Mächte zu seiner Politik durch Besuche bei den bedeutendsten Höfen Europas zu befestigen. Zuerst besuchte er 1888 mit einer Kriegsflotte die Höfe von Petersburg, Stockholm und Kopenhagen, dann die süddeutschen Höfe, den Kaiser Franz Joseph und den König von Italien, wo er mit Enthusiasmus in Rom und Neapel aufgenommen wurde, 1889 nach einer Nordlandsreise England, Griechenland, dessen Kronprinz sich im Oktober d. J. mit seiner Schwester Sophie vermählte, und Konstantinopel. Seinen festen Entschluß, das Gebiet des Deutschen Reichs unvermindert zu behaupten, sprach er mit Nachdruck aus und war eifrig bestrebt, Heer und Flotte in bestem Stand zu erhalten. W. ist seit 27. Febr. 1881 vermählt mit der Prinzessin Augusta Viktoria von Schleswig-Holstein (geb. 22. Okt. 1858), Tochter des Herzogs Friedrich von Augustenburg; fünf Söhne sind bereits dieser Ehe entsprossen: Kronprinz Wilhelm, geb. 6. Mai 1882; Prinz Eitel Friedrich, geb. 7. Juli 1883; Prinz Adalbert, geb. 14. Juli 1884; Prinz August Wilhelm, geb. 29. Jan. 1887; Prinz Oskar, geb. 27. Juli 1888. Vgl. Graf Douglas, Was wir von Kaiser W. zu erwarten haben (1888).

[Baden.] 4) W. Ludwig August, Markgraf von Baden, zweiter Sohn des Großherzogs Karl Friedrich von Baden aus dessen zweiter Ehe mit der Gräfin von Hochberg, geb. 8. April 1792 zu Karlsruhe, führte bis 1817 den Namen Graf von Hochberg, trat 1805 in die Armee ein, machte als Oberst im Hauptquartier Massénas den Krieg von 1809 mit und ward 8. Nov. zum Generalmajor ernannt. 1812 befehligte er in Rußland die badische Brigade. Im Januar 1813 zum Generalleutnant befördert, erhielt er im August das Kommando des neuerrichteten badischen Korps. Während der Schlachttage von Leipzig hatte er diese Stadt selbst besetzt, kapitulierte mit den Verbündeten 19. Okt., lehnte jedoch den Antrag derselben ab, sich mit ihnen zu vereinigen. 1814 leitete er mit 10,000 Mann Badensern, die das 8. deutsche Bundeskorps bildeten, die Blockaden von Straßburg, Landau, Pfalzburg, Lichtenberg, Lützelstein und Bitsch. Nachdem er 1815 beim Wiener Kongreß die Angelegenheiten der großherzoglich badischen Familie vertreten, befehligte er bei dem Wiederbeginn des Kriegs gegen Frankreich an der Spitze einer aus württembergischen, hessischen und badischen Truppen bestehenden Division die Blockaden von Schlettstadt und Neubreisach sowie die Belagerung von Hüningen. Am 4. Okt. 1817 erhielt er den Titel eines großherzoglichen Prinzen und Markgrafen von Baden. 1819 ward er Präsident der Ersten Kammer, 1825 Kommandeur des badischen Armeekorps und nahm thätigen Anteil an den öffentlichen Angelegenheiten des Landes. Die Stürme von 1848 bewogen ihn, die Führung der Truppen niederzulegen, und wegen Kränklichkeit gab er später auch seine Stellung als Präsident der Ersten Kammer auf. Er starb 11. Okt. 1859. Er war seit 1830 vermählt mit Elisabeth, der Tochter des verstorbenen Herzogs Ludwig von Württemberg, die ihm vier Töchter gebar und 5. Dez. 1864 starb. Vgl. »Denkwürdigkeiten des Generals der Infanterie, Markgrafen W. von Baden, 1809-15« (hrsg. von Röder v. Diersburg, Karlsr. 1864).

5) W. Ludwig August, Prinz von Baden, dritter Sohn des Großherzogs Leopold, geb. 18. Dez. 1829, trat 1849 als Premierleutnant in das preußische 1. Garderegiment zu Fuß, ging 1856 als Major zur Gardeartillerie über und war zuletzt Generalmajor und Kommandeur der Gardeartilleriebrigade. Er schied 1863 aus preußischen Diensten aus und vermählte sich mit der Prinzessin Maria von Leuchtenberg, übernahm 1866 den Oberbefehl über die badische Division im 8. Bundeskorps und zog sich durch seine vorsichtige Führung derselben heftige Angriffe der Gegner seiner deutsch-nationalen Gesinnung zu, welche ihm die Schuld an dem Mißgeschick des Feldzugs zuschoben (vgl. »Zur Beurteilung des Verhaltens der badischen Felddivision im Feldzug 1866«, Darmst. 1866; dagegen: [Schneider] »Der Anteil der badischen Felddivision an dem Krieg 1866 in Deutschland«, 3. Aufl., Lahr 1867), befehligte 1870 im Kriege gegen Frankreich die badische 1. Brigade im Werderschen Korps, ward bei Nuits schwer verwundet, gehörte als badischer Abgeordneter 1871-1873 dem Reichstag (Reichspartei) an und ward zum General der Infanterie ernannt.

[Bayern.] 6) W. IV., Herzog von Bayern, Sohn Albrechts IV. (gest. 1508), regierte erst unter Vormundschaft, seit 1511 selbständig, jedoch eine Zeit-^[folgende Seite]