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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Windsbach; Windsbraut; Windscheid; Windsheim; Windsor; Windstillen; Windsucht; Windthorst

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Windsbach - Windthorst.

schiedenen Winde an einem bestimmten Ort angegeben ist, nennt man Windrosen (s. Wind, S. 663). Je nach dem meteorologischen Element (Temperatur, Feuchtigkeit etc.), welches dabei berücksichtigt ist, unterscheidet man sie in Windrosen für die Temperatur (thermische W.), für den Dunstdruck (atmische W.), für den Luftdruck (barische W.), für die Bewölkung (nephische W.), für die Häufigkeit der Winde (die gewöhnliche W.), für die Windstärke (dynamische W.), für die relative Feuchtigkeit, für die Regenmenge und für die Häufigkeit des Niederschlags.

Windsbach, Stadt im bayr. Regierungsbezirk Mittelfranken, Bezirksamt Ansbach, an der Fränkischen Rezat, 385 m ü. M., hat eine evang. Pfarrkirche, ein Schloß, ein Waisenhaus, Hopfenbau und (1885) 1535 Einwohner.

Windsbraut, alter Ausdruck für Sturm- oder Wirbelwind, in der Volkssage Verkörperung desselben: ein Edelfräulein, welches die Jagd über alles liebte und gleich dem wilden Jäger verwünscht ward, in alle Ewigkeit mit dem Sturm dahinzufahren.

Windscheid, Bernhard Joseph Hubert, ausgezeichneter Pandektist, geb. 26. Juni 1817 zu Düsseldorf, studierte in Bonn und Berlin die Rechte, promovierte 1838 in Bonn und habilitierte sich 1840 daselbst als Privatdozent. 1847 zum außerordentlichen Professor ernannt, ging er noch in demselben Jahr als ordentlicher Professor der Rechte nach Basel, 1852 in gleicher Eigenschaft nach Greifswald, 1857 nach München, 1871 nach Heidelberg, 1874 nach Leipzig. Sein Hauptwerk ist das »Lehrbuch des Pandektenrechts« (Düsseld. 1862-70, 3 Bde.; 6. Aufl., Frankf. a. M. 1887; Repertorium dazu, 2. Aufl. 1882). Außerdem schrieb er: »Zur Lehre des Code Napoléon von der Ungültigkeit der Rechtsgeschäfte« (Düsseld. 1846); »Die Lehre des römischen Rechts von der Voraussetzung« (das. 1850); »Die Actio des römischen Zivilrechts« (das. 1856) und »Die Actio. Abwehr gegen Th. Muther« (das. 1857); »Wille und Willenserklärung« (Leipz. 1878); »Zwei Fragen aus der Lehre von der Verpflichtung wegen ungerechtfertigter Bereicherung« (das. 1878); »Karl Georg v. Wachter« (das. 1880).

Windsheim, Stadt im bayr. Regierungsbezirk Mittelfranken, Bezirksamt Uffenheim, an der Aisch und der Linie Neustadt a. A.-W. der Bayrischen Staatsbahn, 327 m ü. M., hat 3 Kirchen (darunter die schöne und große Hauptkirche), eine Lateinschule (früher Gymnasium), ein reiches Hospital, ein schönes Rathaus, ein Amtsgericht, Gipsfabrikation, starke Bierbrauerei, Getreide-, Hopfen- und Weinbau und (1885) 3563 meist evang. Einwohner. - Der Ort kommt schon 823 in Urkunden vor, erhielt unter den sächsischen Kaisern Stadtrecht und 1295 eigne Gerichtsbarkeit. Wiederholte Verpfändungen seitens der deutschen Könige bewirkten, daß W. erst 1360 Reichsstadt wurde. Es nahm 1521 die Reformation an, kam 1802 an Bayern, 1804 an Preußen, stand 1806-10 unter französischer Herrschaft und fiel 1810 an Bayern zurück.

Windsor (spr. uinnsör [keine korrekte Wiedergabe phonet. Sonderzeichen]), 1) Stadt in Berkshire (England), 30 km von London, am rechten Ufer der Themse, über welche eine Brücke nach dem durch sein College berühmten Dorf Eton führt, hat ein Rathaus, Theater, Kasernen, eine Lateinschule und (1881) 12,273 Einw. Berühmt ist W. besonders wegen des großartigen königlichen Schlosses (W. Castle) auf einer Anhöhe, das seit fast acht Jahrhunderten Hauptsitz der englischen Könige ist. Schon die angelsächsischen Könige besaßen einen Palast in W., den jedoch Eduard der Bekenner der Westminsterabtei schenkte. Wilhelm der Eroberer tauschte W. wieder ein und erbaute das Schloß, das Eduard III., der hier geboren war, durch Wilhelm von Wykeham fast von Grund aus neu aufbauen ließ. Elisabeth hielt sich häufig hier auf, Karl I. wurde in W. beigesetzt, und Karl II. hatte seine gewöhnliche Sommerresidenz daselbst. Seine jetzige Gestalt und Einrichtung verdankt das Schloß Georg IV., der ungeheure Summen auf die Restauration und innere Ausschmückung desselben verwendete. Das Ganze bedeckt 4,9 Hektar und ist in zwei Höfe geteilt, die durch den sogen. runden Turm voneinander getrennt werden. Vom obern Hof aus gelangt man auf die Terrasse mit herrlicher Aussicht. An der Nordseite des obern Hofs liegen die Staats- und Audienzzimmer, an der Ostseite die Zimmer der Königin und gegen S. die der vornehmsten Kronbedienten. Der untere Hof enthält die St. Georgskapelle (1351-1474 erbaut), durch einen unterirdischen Gang mit dem Mausoleum verbunden. Die Säle und Zimmer des Schlosses sind prächtig dekoriert und meist mit wertvollen Gemälden geschmückt. In der St. Georgshalle (51 m lang) finden die Zeremonien des Hosenbandordens statt; im Waterloosaal hängen die Bildnisse von Staatsmännern und Kriegern, welche 1813-15 eine Rolle spielten. In dem an das Schloß anstoßenden kleinen Park (20,2 Hektar) befinden sich Frogmore, ein königlicher Landsitz, und das Mausoleum des Prinzen Albert (von Grüner erbaut). Den großen Park (730 Hektar) durchschneidet vom Schloß aus eine 4 km lange Allee, an deren Ende eine Reiterstatue Georgs III. (von R. Westmacott) steht. Im untern Teil dieses Parks liegt Virginia Water, ein künstlicher Teich mit malerischer Umgebung. Vgl. Dixon, Royal W. (Lond. 1879, 4 Bde.). - 2) Stadt in der britisch-amerikan. Provinz Ontario, am Detroitfluß, der amerikanischen Stadt Detroit gegenüber, mit (1881) 6561 Einw. - 3) Stadt in der britisch-amerikan. Provinz Neuschottland, an einer Einbuchtung der obern Fundybai, hat 3019 Einw. und ist Sitz des 1788 gegründeten King's College. 20 km nordwestlich davon liegt das Dorf Wolfville mit dem Acadic College der Baptisten.

Windstillen, s. Kalmen.

Windsucht, s. v. w. Trommelsucht, s. Aufblähen.

Windthorst, Ludwig, ultramontaner Parteiführer, geb. 17. Jan. 1812 zu Kaldenhof im Osnabrückschen von bäuerlichen katholischen Eltern, ward auf dem Carolinum in Osnabrück für den geistlichen Stand vorbereitet, studierte jedoch darauf in Göttingen und Heidelberg die Rechte. Er widmete sich anfangs der Advokatenlaufbahn in Osnabrück, ward dann ritterschaftlicher Syndikus und vorsitzender Rat des Konsistoriums daselbst, 1848 Oberappellationsgerichtsrat in Celle, 1849 Mitglied der hannöverschen Zweiten Kammer, in der er die partikularistische, preußenfeindliche Politik Stüves eifrig unterstützte, 1851 als Führer der ministeriellen Partei Präsident der Zweiten Kammer und 22. Nov. im Ministerium Schele Justizminister. Er setzte die Errichtung des katholischen Bistums Osnabrück und die Berufung katholischer Personen an den Hof durch. 1853 schied er aus dem Ministerium und ward wieder Abgeordneter, während er zugleich staatsrechtliche Arbeiten für fürstliche Häuser anfertigte, trat 1862 in das verfassungsfeindliche Ministerium Brandis-Platen als Justizminister, unterstützte die Bemühungen Österreichs, Hannover an seine Politik zu ketten, ward