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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Zia; Zibeben; Zibet; Zibetbaum; Zibetkatze; Zibetratte; Zibettier; Zichorie; Zichy

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Zia - Zichy.

ordentlicher Professor der Theologie und ging, nachdem er seit 1861 einen längern Urlaub zu litterarischen Arbeiten und Reisen benutzt, 1865 in gleicher Eigenschaft nach Gießen, woselbst er 1865 ordentlicher Professor wurde. 1866 folgte er einem Ruf nach Erlangen, wo er 20. Juli 1886 starb. Unter seinen zahlreichen Schriften sind hervorzuheben: »Zur Apologie des Christentums« (2. Aufl., Leipz. 1866); »Die Katechismen der Waldenser und Böhmischen Brüder« (Erlang. 1863); »System der christlich-kirchlichen Katechetik« (Leipz. 1863-72, 2 Bde.; 2. Aufl. des 2. Bandes 1872-74); »Vom römischen Kaisertum deutscher Nation« (das. 1877); »Das mittelalterliche Drama vom Ende des römischen Kaisertums etc.« (das. 1878); »System der praktischen Theologie« (das. 1876 bis 1878, 3 Tle.); »Lehrbuch der Pädagogik« (das. 1882); »Luthers Kleiner Katechismus« (das. 1881); »Die Christenlehre im Zusammenhang« (2. Aufl., das. 1883 bis 1886, 4 Tle.); in Zöcklers »Handbuch der theologischen Wissenschaften« (Nördling. 1883) schrieb er sowohl die »Einleitung in die praktische Theologie« als auch die »Katechetik«. Vgl. »Zur Erinnerung an G. v. Z.« (Leipz. 1886).

Zia, Insel, s. Kea.

Zibeben (Cibeben), große Rosinen.

Zibet, gelbliche, später braun werdende, salbenartige Absonderung besonderer Drüsen der Zibetkatzen, riecht stark, entfernt dem Moschus ähnlich, schmeckt unangenehm, schmilzt beim Erhitzen wie Fett, ist schwer löslich in Alkohol, teilweise in Äther, nicht in Wasser, enthält ätherisches Öl, Fett, Harz etc. Man gewinnt den Z., indem man die Drüsentasche mit einem Löffelchen entleert und das Sekret von Haaren etc. reinigt; auch sammelt man den Z., welchen das in der Freiheit lebende Tier bei Überfüllung der Drüsentasche freiwillig entleert und an Bäume abgerieben hat. Ein Tier soll 10-15 g Z. liefern. Man hebt denselben in Büchsen auf und benutzt ihn in der Heimat der Tiere als Parfüm und Arzneimittel; früher fand er auch bei uns, ähnlich dem Moschus und Bibergeil, Verwendung als nervenstärkendes und krampfstillendes Mittel.

Zibetbaum, indischer, s. Durio.

Zibetkatze (Zibettier, Schleichkatze, Viverra L.), Säugetiergattung aus der Ordnung der Raubtiere und der Familie der Schleichkatzen (Viverrida), leicht und gestreckt gebaute Tiere mit spitziger Schnauze und Nase, kurzen, breiten Ohren, mäßig großen Augen, ziemlich hohen Beinen, breiten, dicht behaarten Füßen, kurzen, gebogenen, zurückziehbaren Krallen, schlaffem Schwanz und sehr entwickelter Drüsentasche zwischen After und Geschlechtsteilen. Die afrikanische Z. (Civette, Viverra Civetta Schreb., s. Tafel »Raubtiere III«), 70 cm lang, mit 35 cm langem Schwanz, im Bau zwischen Katze und Marder stehend, mit kräftigem Leib, mittellangem Schwanz und aufrichtbarer Mähne, welche sich vom Hals bis auf den Schwanz erstreckt, ist aschgrau, bisweilen gelblichgrau, schwarzbraun gefleckt und gestreift, am Bauch heller, an der Schwanzwurzel schwarz geringelt, an der Schwanzspitze schwarzbraun, an den Seiten des Halses mit einem langen, weißen, schwarzbraun eingefaßten Fleck. Sie bewohnt namentlich Ober- und Niederguinea, findet sich einzeln auch in Ostafrika, geht abends auf Raub aus, jagt kleine Säugetiere, frißt auch Vogeleier, Lurche, Früchte und Wurzeln. Jung eingefangene Tiere werden sehr zahm, aber durch den heftigen Moschusgeruch, welchen sie verbreiten, lästig. Vielfach, auch in den Binnenländern Afrikas und Asiens, wird das stark riechende Sekret der Drüsentasche sehr geschätzt, und man hält deshalb das Tier sehr allgemein in Käfigen, um den Zibet zu gewinnen. In der Freiheit entleert das Tier die Tasche durch Drücken und Reiben an Bäumen, in der Gefangenschaft drückt man die Abführungsgänge der Drüse wöchentlich zweimal aus und gewinnt dabei jedesmal etwa ein Quentchen. Früher war Euphras in Abessinien Hauptsitz des Zibethandels, und auch in Italien, Holland und Deutschland wurde das Tier gepflegt. Die asiatische Z. (Zibete, V. Zibetha L.), wenig größer als die vorige, ohne Mähne, düster bräunlichgelb, dunkel rostrot gefleckt und gestreift, am Kopf weiß gefleckt, an der Kehle bräunlich und am Bauch weißlich, am ganzen Schwanz geringelt, bewohnt Ostindien und seine Inseln und wurde durch die Malaien weit verbreitet. Sie gleicht in der Lebensweise der vorigen und liefert den besten Zibet, welcher von Buro, einer der Molukken, in den Handel kommt. Die Rasse (V. Rasse Horsf.), 60 cm lang, mit fast ebenso langem Schwanz, ist grau gelbbräunlich und schwarz gewässert, reihenweise dunkel gefleckt, der Schwanz mehrfach geringelt. Sie bewohnt Indien und mehrere südasiatische Inseln, auch wohl China, ist ebenfalls ein Nachttier und wird behufs der Gewinnung von Zibet vielfach in Käfigen gehalten. Die Ginsterkatze (Genettkatze, V. Genetta L.), 50 cm lang und 15-17 cm hoch, mit 40 cm langem Schwanz, ist sehr gestreckt gebaut, mit kleinem Kopf und spitzer Schnauze, hell gelblichgrau, schwarz gefleckt, an Kehle und Unterhals hellgrau, unter den Augen weiß gefleckt, am Schwanz weiß geringelt. Sie bewohnt die Länder des Atlas, kommt aber auch in Spanien und Südfrankreich vor, bevorzugt feuchte, buschreiche Gegenden, jagt nachts allerlei kleinere Tiere, plündert Hühnerställe und Taubenschläge, nährt sich aber hauptsächlich von Ratten und Mäusen. Sie ist äußerst mordlustig und mutig, höchst gewandt, klettert auch gut und erhascht die Beute im Sprung. Man kann sie leicht zähmen und benutzt sie in der Berberei wie bei uns die Katze; doch wird ihr starker Moschusgeruch lästig. Ihr Fell liefert gesuchtes Pelzwerk. Karl Martell erbeutete 732 nach dem Sieg über die Sarazenen viele Kleider, welche mit diesem Pelz versehen waren, und stiftete einen Orden der Ginsterkatze, dessen Mitglieder die ersten Fürsten waren.

Zibetratte, s. Bisamratte.

Zibettier, s. Zibetkatze.

Zichorie, Zichorienkaffee, s. Cichorium.

Zichy (spr. sittschi), Michael, ungar. Maler, geb. 1827 zu Zala im Somogyer Komitat, bildete sich unter Waldmüller in Wien und lebte von 1847 an mit kurzen Unterbrechungen bis 1874 in Petersburg, wo er 1859 Hofmaler wurde. Dann siedelte er nach Paris über, von wo er mehrfach nach Rußland zur Ausführung von künstlerischen Aufträgen zurückkehrte. Z. ist eine eigenartige Künstlernatur, deren Schwerpunkt in der Darstellung des Phantastischen, Übersinnlichen und Grauenhaften liegt. In Zeichnungen, Aquarellen und Ölgemälden hat er vorzugsweise Stoffe behandelt, deren mystische, spekulative und transcendentale Tendenz sich der Darstellung durch die Malerei entzieht. Seine koloristische Behandlung steht im Dienst seiner exzentrischen Erfindungen. Seine Hauptwerke sind: der Gefangene im Kerker, der Messias und Luther auf der Wartburg, der Mensch zwischen Vernunft und Narrheit, jüdische Märtyrer, die Waffen des Dämons der Verwüstung, fallende Sterne. Bedeutender als diese Phantasien ist sein Geschichtsbild: Kaiserin Elisabeth am Sarg Deáks. Er lebt jetzt wieder in Petersburg.