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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Zjechanow; Zjoo; Zlabings; Zlatitza; Zloczow; Zn; Zna; Znaim; Znin; Zoarces; Zobel

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Zjechanow - Zobel.

unter Augustus nach Italien verpflanzt, von wo aus er sich im ganzen südlichen Europa bis zum Fuß der Alpen verbreitete. Die oliven- bis pflaumengroßen Früchte (spanische, französische Jujuben) werden als Obst genossen und bei katarrhalischen Beschwerden angewendet. Das Holz dient zu Drechslerarbeiten. Z. Lotus Lam. (Lotusbaum) ist ein kaum mannshoher Strauch an der nordafrikanischen Küste und in Südeuropa, mit kleinen, weißen Blüten und rötlichen Früchten, welche kleiner und minder wohlschmeckend als die der vorigen Art sind (italienische Jujuben), gilt für den Lotosbaum der Alten, dessen Früchte nach Homer eine Hauptnahrung der Bewohner jener Gegenden (Lotophagen) bildeten und einen so leckern Geschmack besaßen, daß die Fremden darüber die Sehnsucht nach ihrem Vaterland verloren. Noch heutzutage essen die Anwohner der Kleinen Syrte diese Früchte, füttern damit ihr Vieh und machen ein Getränk davon. Z. spina Christi Willd. (Christdorn), ein Strauch oder kleiner Baum in Palästina, Ägypten und der Berberei, mit walnußgroßen Früchten, welche stark adstringierend wirken und reif ein beliebtes Obst abgeben. Aus Zweigen dieses Baums soll die Dornenkrone Christi geflochten worden sein. Z. jujuba Lam. (echter Jujubenbaum), ein ansehnlicher Baum in Ostindien, mit weißen Blüten und taubeneigroßen, gelben Früchten, welche apfelartig schmecken und, nach Art der Oliven eingemacht, gegessen werden.

Zjechanow, s. Ciechanow.

Zjoo (Schoo), japan. Hohlmaß, = 10 Ngoo à 10 Schijaku = 1,8148 Lit.

Zlabings (tschech. Slavonice), Stadt in Mähren, Bezirkshauptmannschaft Datschitz, in einem Bergkessel gelegen, mit Fabrikation von Zündwaren, Seidenbändern, Web- und Wirkwaren, einer eisenhaltigen Mineralquelle und (1880) 2662 Einw.

Zlatitza, Kreishauptstadt in Bulgarien, am Südabhang des Balkans, 720 m ü. M., an einem Zufluß der in die Maritza mündenden Topolnitza, mit 1546 Einwohnern.

Zloczow (spr. slötschow, Stadt in Galizien, an der Karl Ludwigs-Bahn (Lemberg-Podwoloczyska), Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Kreisgerichts, hat ein Obergymnasium, ein ehemals befestigtes Schloß (jetzt Kaserne), ein Basilianerkloster, ein Kranken- und Siechenhaus und (1880) 8347 Einw. (davon 4046 Juden).

Zn, in der Chemie Zeichen für Zink.

Zna, linker Nebenfluß der Mokscha im russ. Gouvernement Tambow, fließt nordwärts, wird bei Morschansk schiffbar und mündet nach einem Laufe von 320 km.

Znaim (tschech. Znojmo), Stadt mit eignem Statut in Mähren, in fruchtbarer Gegend, am linken steil abfallenden Ufer der Thaya, an der Österreichischen Nordwestbahn, welche die Thaya mit einem 220 m langen Viadukt überschreitet, und der Flügelbahn Grußbach-Z. der Österreichisch-Ungarischen Staatseisenbahn, ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft (für die Umgebung) und eines Kreisgerichts, hat 4 Vorstädte, schöne Anlagen an Stelle der frühern Festungswerke, an bemerkenswerten Gebäuden ein Rathaus mit 80 m hohem Turm (von 1445), ein altes Zeughaus, den sogen. Heidentempel (eine Kapelle in der Form einer Rotunde), ferner die gegenwärtig als Kaserne benutzte ehemalige Burg, die in ihrem Unterbau in die ersten Zeiten des Christentums reichende Wenzelskapelle, eine gotische Pfarrkirche, St. Nikolaus, und neue stattliche Gebäude für die Unterrichtsanstalten, die Zwangsarbeitsanstalt, das deutsche Vereinshaus etc. Dem im nahegelegenen Dorf Poppitz gebornen Romanschriftsteller Karl Postel (Charles Sealsfield) wurde 1881 ein Denkmal errichtet. Als Bildungsanstalten bestehen: ein Obergymnasium, eine Landesoberrealschule, eine gewerbliche Fortbildungsschule, eine Fachschule für die Thonindustrie, eine Musikschule, eine Acker- und Weinbauschule u. a. Die Einwohner, (1880) 12,254 an der Zahl, meist Deutsche, betreiben Industrie sowie Landwirtschaft, namentlich Wein-, Obst- und Gemüsebau (insbesondere Gurken), sowie Handel mit diesen Produkten und mit Vieh. Die wichtigsten Industriezweige sind: die Thonwarenindustrie, welche aus dem ausgezeichneten Thon der Umgegend treffliche Majolika-, Steinzeug- und Fayencewaren herstellt, ferner die Fabrikation von Leder, Essig, Bier und Schokolade. 1877 wurde eine neue Wasserleitung aus dem Thayafluß hergestellt. An der Ostseite der Stadt liegt Kloster-Bruck, ehemals Prämonstratenserabtei, jetzt Kaserne und Staatshengstedepot für Mähren und Schlesien, 1 km westlich Pöltenberg mit Propstei und Kirche (schöne Fresken von Maulpertsch) des Kreuzherrenordens. - Das alte Znoimo (Znojem), seit 1055 als einer der Vororte des Brünn-Znaimer Teilfürstentums, das später in die beiden getrennten Apanageherzogtümer Brünn und Z. zerfiel, wurde 1145 von dem böhmischen Fürsten Wladislaw zerstört, und an derselben Stelle ward nach einer Urkunde 1226 das jetzige Z. angelegt. Das Znaimer Teilfürstentum nahm wie alle übrigen um 1197 sein Ende. Die ältesten Freiheiten dieser deutschen Ansiedlerstadt wurden 1278 von Kaiser Rudolf I. bestätigt; 1292, 1303, 1307 schlossen sich andre Gnadenurkunden der böhmischen Könige und 1314 ein förmliches Stadtrecht an. Hier schloß 18. Aug. 1308 Friedrich von Österreich mit Heinrich von Kärnten einen Frieden, in welchem er den Rechten auf Böhmen entsagte; ebendaselbst verbündeten sich 18. Dez. 1393 Siegmund von Ungarn, Jobst von Mähren und Albrecht III. von Österreich gegen König Wenzel. 1404 lagen vor Z., als Sitz der mährischen Freibeuter, König Siegmund und Herzog Albrecht IV. von Österreich. In den Hussitenkriegen gehörte Z. zum katholischen Bunde der Deutschstädte Mährens. Auch die Reformation fand hier Zugang, doch kam es wieder zur durchgreifenden Rekatholisierung. Einen historischen Namen gewann die Stadt durch den Vertrag vom April 1632 zwischen Kaiser Ferdinand H. und Wallenstein, durch das Gefecht vom 11. Juli 1809 zwischen dem Nachtrab des Erzherzogs Karl und den Franzosen unter Marmont und Masséna sowie durch den tags darauf abgeschlossenen Waffenstillstand von Z., der am 14. Juli zum Frieden von Wien führte. Vgl. Hübner, Denkwürdigkeiten der Stadt Z. (Znaim 1869).

Znin (Schnin), Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Bromberg, am Zniner See und an der Gonsawka, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, eine Dampfsägemühle, Fischerei und Handel und (1885) 2430 meist kath. Einwohner.

Zoarces, Aalmutter.

Zobel (Mustela zibellina L., s. Tafel »Raubtiere II«), Raubtier aus der Familie der Marder (Mustelida) und der Gattung Marder, ist 58 cm lang, mit 17 cm langem Schwanz, gleicht unter den Gattungsverwandten am meisten dem Baummarder und unterscheidet sich von diesem besonders durch stärkern, gedrungenen Leib, den kegelförmigen Kopf, die größern Ohren, die hohen, starken Beine und die großen Füße. Das glänzende, seidenweiche Fell, welches