Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Zülz; Zumala-Carréguy; Zumbusch; Zumpt

988

Zülz - Zumpt.

Zülz (Biala), Stadt im preuß. Regierungsbezirk Oppeln, Kreis Neustadt, am Zülzer Wasser (Biala), hat eine kath. Kirche, ein Schloß (jetzt katholisches Schullehrerseminar mit Präparandenanstalt), eine Zuckerfabrik (in dem nahen Schönwitz), Ziegelbrennerei, Thon- und Zementröhrenfabrikation und (1885) 2812 Einw.

Zumala-Carréguy, Don Tomas, karlist. Feldherr, geb. 1789 zu Ormaisteguy in der Provinz Guipuzcoa, studierte zur Zeit der französischen Invasion in Pamplona die Rechte, nahm aber dann unter Mina Kriegsdienste und stieg bis zum Hauptmann. In der 1820 ausbrechenden Revolution ging er zur Glaubensarmee unter Quesada über. Nach der Restauration avancierte er zum Obersten eines Linienregiments in Estremadura und zum Gouverneur von Ferrol. Nach den Ereignissen von La Granja (1832) mit allen des Karlismus verdächtigen Offizieren aus der Armee entfernt, zog er sich nach Pamplona zurück. Als nach Ferdinands Tod (29. Sept. 1833) die baskischen Provinzen für Don Karlos und die Fueros die Waffen ergriffen, organisierte Z. im Oktober ein royalistisches Freikorps, ward zum Anführer in den aufständischen Provinzen erwählt und brachte bald ein Heer zusammen. Sein Überfall Vitorias mißglückte zwar, dagegen schlug er 1. Aug. 1834 den christinischen General Rodil bei Artaza im Amescoasthal, zerstreute 4. Sept. das christinische Korps unter Carondebet bei Viana, lieferte den Generalen Osma und O'Doyle 27. und 28. Okt. die siegreichen Gefechte bei Alegria und zwang im Februar 1835 den befestigten Ort Los Arcos zur Übergabe, ward aber in dem Gefecht 12. März, unweit Lacaroz im Ulzamasthal, zum Rückzug in das Borundathal genötigt. Seine Siege schändete er durch grausame Ermordung der gefangenen Christinos. Am 19. März nahm er nach fünftägiger Belagerung das Fort von Etcharry-Arranaz, errang vom 21. bis 23. April im Thal von Amescoas über den Kriegsminister Valdez einen entscheidenden Sieg, schlug dann auch Iriarte bei Guernica, nahm die festen Orte Estella, Villalba, Tafella, Villafranca, Trevino, Tolosa und war nun, mit Ausnahme weniger Plätze, Herr des ganzen Landstrichs von der französischen Grenze bis Pamplona. Bei der Belagerung Bilbaos erhielt er 24. Juni 1835 eine Schußwunde, an welcher er 25. Juni in Cegama starb. Er war ein unbeugsamer, unbestechlicher, aber finsterer Charakter, tapfer, seiner Sache ergeben und von seinen Truppen mit Begeisterung verehrt.

Zumbusch, Kaspar, Bildhauer, geb. 23. Nov. 1830 zu Herzebrock (Westfalen), wurde 1848 Schüler Halbigs in München, bei welchem er fünf Jahre lang arbeitete, und ging 1858 nach Rom, wo er sich besonders an J. M. ^[Johann Martin] Wagner anschloß. 1860 kehrte er nach München zurück und machte sich dort, nachdem er in der Konkurrenz um ein Denkmal Friedrich Wilhelms III. für Köln den ersten Preis erhalten, durch eine Büste König Ludwigs II. in weitern Kreisen bekannt. Aus der Konkurrenz für das Nationaldenkmal Maximilians II. von Bayern ging er als Sieger hervor. Während er das aus fünf Kolossalfiguren bestehende Königsdenkmal (1875 enthüllt, s. Tafel »Bildhauerkunst IX«, Fig. 7) ausführte, entstanden noch eine Anzahl von Marmorstatuetten aus Rich. Wagners Musikdramen für den König Ludwig, die Porträte des Reichsrats v. Pözl, Hofrats E. Förster, Franz Liszts, R. Wagners, Franz v. Löhers, der Sophie Schröder u. a., die treffliche Kolossalstatue des Grafen Rumford in der Maximiliansstraße zu München, das Grabmal des Prinzen August von Preußen im Park des Schlosses Bellevue bei Berlin, das Grab der Freifrau von Fraunhofer, das Grabdenkmal der Familie Sager in München, das Kriegerdenkmal in Augsburg (1877 enthüllt). 1873 nach Wien berufen, entwickelte er dort eine umfassende Thätigkeit sowohl als Lehrer an der Kunstakademie wie auf dem Gebiet der monumentalen Bildnerei. Zuerst beschäftigte ihn das Beethovendenkmal (1880 enthüllt) mit der sitzenden Kolossalfigur des Komponisten und den Gestalten des Prometheus und der Viktoria sowie zwei die Werke Beethovens symbolisierenden Kindergruppen am Sockel. Zu gleicher Zeit hatte er das Denkmal für Maria Theresia in Angriff genommen, welches, 1888 enthüllt, die thronende Gestalt der Kaiserin auf hohem Postament zeigt, welches oben von vier allegorischen Figuren, unten von vier Reiterstandbildern und vier Statuen umgeben und mit Reliefs geschmückt ist. Ein großer monumentaler Zug und edle Durchbildung der Formen zeichnen die Werke von Z. aus.

Zumpt, 1) Karl, Philolog, geb. 20. März 1792 zu Berlin, daselbst gebildet, studierte seit 1809 in Heidelberg und Berlin, ward 1812 hier Lehrer am Werderschen und 1821 Professor am Joachimsthalschen Gymnasium, nahm 1826 infolge einer Zurücksetzung seine Entlassung, wurde aber 1827 außerordentlicher und 1836 ordentlicher Professor der römischen Litteratur an der Universität und starb 25. Juni 1849 in Karlsbad. Sein bekanntestes Werk ist die »Lateinische Grammatik« (Berl. 1818; 13. Aufl. von A. W. Zumpt, 1874). Verdienstlich sind auch seine Ausgaben von Curtius (Berl. 1826; krit. Ausg., Braunschw. 1849; Schulausgabe mit deutschen Anmerkungen, das. 1849; 2. Aufl. von A. W. Zumpt, 1864), Quintilian (Leipz. 1831; vorher 5. Bd. der Spaldingschen Ausg., das. 1829), Ciceros Verrinen (Berl. 1830; mit Kommentar, das. 1831, 2 Bde.) und Ciceros »De officiis« (Braunschw. 1837; Wiederholung der größern Heusingerschen Ausg., das. 1838). Von seinen trefflichen Untersuchungen zur Geschichts- und Altertumskunde nennen wir: die »Annales veterum regnorum et populorum etc.« (Berl. 1819, 3. Aufl. 1862); »Über den römischen Ritterstand« (das. 1839); »Über den Stand der Bevölkerung und die Volksvermehrung im Altertum« (das. 1841); »Über den Bestand der philosophischen Schulen in Athen und die Succession der Scholarchen« (das. 1843); »Über die bauliche Einrichtung des römischen Wohnhauses« (das. 1844, 2. Aufl. 1852); »Die Religion der Römer« (das. 1845); »De legibus iudiciisque repetundarum commentarii III« (das. 1845-47); »Über die persönliche Freiheit des römischen Bürgers und die gesetzlichen Garantien derselben« (Darmst. 1846) u. a. Vgl. A. W. Zumpt, De Car. Tim. Zumptii vita et studiis narratio (Berl. 1851).

2) August, Philolog, Neffe des vorigen, geb. 4. Dez. 1815 zu Königsberg, gebildet in Frankfurt a. O., studierte seit 1833 in Berlin, wurde 1837 Lehrer am Joachimsthalschen, 1838 am Werderschen, 1851 Professor am Friedrich Wilhelms-Gymnasium zu Berlin und starb dort 22. April 1877. Z. hat sich besonders um die lateinische Epigraphik und deren Erforschung für die römischen Antiquitäten verdient gemacht. Hierher gehören: »Monumentum Ancyranum« (mit Franz, Berl. 1845; dazu: »De monumento Ancyrano supplendo«, das. 1869); »Commentationes epigraphicae« (das. 1850-54, 2 Bde.); »Studia romana« (das. 1859); »Das Kriminalrecht der römischen Republik« (das. 1865-69, 2 Bde.); »Das Geburtsjahr Christi« (Leipz. 1869); »Der Kriminalprozeß der römischen Republik« (das. 1871) u. a. Sonst