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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Englische Litteratur

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Englische Litteratur (seit 1884: Übersetzungen etc., Monatsschriften, Encyklopädien)

Churchward; "The Solomon Islands and their natives" von Guppy. - Näherliegende Gegenden werden besprochen in "Athos, or the mountains of the Monks" von Athelstan Riley; "An autumn cruise in the Aegean" von Fitzpatrick; "The land begond the forest" (Siebenbürgen) von Frau Gerard.

Übersetzungen. Verschiedenes.

Aus den sehr zahlreichen Übersetzungen seien nur wenige angeführt. Die Quatrains des pessimistisch angehauchten Wein- und Liebedichters Omar Khay Yam haben (nach Fitzgerald, 1858, und Whinfield, 1882) in Justin Huntlen M'Carthy, dem Sohn des Historikers und Romanschriftstellers, einen dritten, selbst dichterisch thätigen Übersetzer gefunden; vielfach an Mirza Schaffy erinnernd, hat es ein gewähltes Publikum, aber an puritanischer Einsprache fehlt es ihm nicht. Sir Richard Burton, der vielseitige Reisende und Sprachkenner, hat den Camoens übersetzt und zwar nicht nur die "Lusiaden", die längst wiederholt ins Englische übertragen sind, sondern auch die Sonette, Kanzonen und Oden. Indem er dabei sich einer sehr archaischen Sprache bedient, ist das Verständnis selbst für Engländer häufig verdunkelt. Burton lieferte auch die erste vollständige englische Übersetzung von "Tausendundeine Nacht", die ihm übrigens, weil er sich zu der üblichen Auslassung anstößiger Stellen nicht bequemen wollte, schärfsten Tadel zuzog. Maude Ashurst Biggs hat, wie schon früher den "Konrad Wallenrod", nun auch den "Master Thadeus" des Polen Mickiewicz durch ihre von Härten nicht ganz frei gebliebene Übersetzung eingeführt. J. E. Watts vollendete in fünf Bänden eine Übersetzung nebst Erläuterungen des "Don Quichotte", nachdem ihm Duffield und Ormsby in kurzer Frist vorausgegangen waren. Auch von Dante liegt wieder eine neue Übersetzung vor von dem Geistlichen Plumptre, der sich bereits durch eine Sophokles-Übersetzung bekannt gemacht hat; Sir Charles Brown übersetzte den Vergil; der "Odyssee" von William Morris und der Übertragungen aus Ibsen ist schon oben gedacht.

Aus dem Deutschen hat Coupland die Philosophie E. v. Hartmanns den Engländern näher geführt in "Philosophy of the Unconscious" (1884). Dickson gibt aus Mommsen "Provinces of the Roman empire", seine Übersetzung der römischen Geschichte erschien in neuer Auflage. Die Memoiren des Grafen Beust fanden in Baron Worms einen Übersetzer, auch die Biographie der Madame de Stael von Lady Blennerhasset wurde übersetzt; Ebers' "Gred" als "Margery" von Klara Bell, die überhaupt eine große Thätigkeit als Übersetzerin an den Tag legt.

Unter den sehr zahlreichen Schriften über gesellschaftliche, ökonomische, soziale Übel haben einige auch litterarischen Wert. Wir nennen die Sammlung von Monographien, welche E. Booth herausgegeben: "Life and labour in the East End of London"; Arnold White: "The problems og a great city"; G. R. Sims: "How the poor live", lebensvolle Schilderungen der schrecklichen Leiden, welchen die untersten Klassen von Arbeitern in den übervölkerten Stadtvierteln Londons ausgesetzt sind; J. M. Hyndman: "The historical basis of socialism in England". Eine heitere Lebensansicht gibt Sir John Lubbock, Politiker, Bankier, Naturforscher, in "The pleasures of life". Satirisch behandelt manche teilweise bereits siegreiche Bestrebungen nach gesellschaftlicher Reform ein Mann deutscher Abkunft, Sir Julius Vogel, der eine Zeitlang Premierminister von Neuseeland war, in "Anno Domini 2000, a woman's destiny".

Fragen der Ethik und Religion werden in verschiedenem Sinn, doch wesentlich in freierer Richtung oder doch mit reformatorischem Bestreben behandelt. In erster Linie nennen wir hier des eben verstorbenen Positivisten Coster Morison: "The service of man, an essay towards the religion of the future"; sein Standpunkt ist der des vollendeten Humanismus. Gleich ernst, aber nicht fest gewappnet gegen die Versuchungen des Mystizismus war Lawrence Oliphant, einer der erstaunlichsten Charaktere der modernen Litteratur Englands. Karl Pearson schrieb "The ethic of freethought", Edward Clodd, Naturwissenschaft dem Bibelglauben entgegenstellend: "The story of creation", Andrew Lang "Myth, ritual and religion". Ernst v. Bunsen schreibt über "Islam and true christianity", zieht von dem letztern das Paulinische Element ab und findet den Rest in wesentlicher Übereinstimmung mit dem Islam. Eine gedrängte Übersicht von Herbert Spencers synthetischer Philosophie bietet J. Howard Collins in "An epitome of Herbert Spencer's philosophy". Max Müller, dessen Schrift über Denken und Sprechen mannigfachem Widerspruch begegnete, schrieb über "Natural religion" und bereitet ein neues Buch vor: "The swcience of language and its place in general literature". Das von der Universität Oxford unter seiner Leitung herausgegebene große Sammelwerk "Sacred books of the East", zu dessen Bearbeitern auch namhafte deutsche Gelehrte (Oldenberg, Jacobi, Bühler, Eggeling u. a.) gehören, ist gegenwärtig bis zum 29 Band vorgeschritten.

Von litterarischen Gesellschaften seien noch außer der oben erwähnten Goethe-Gesellschaft die Shakespeare-, Browning-, Ruskin-, Carlyle-Gesellschaften angeführt, ferner die vor zwei Jahren gegründeten Incorporated Society of authors, zum Schutz der Interessen der Schriftsteller.

Zu den vielen längst bestehenden Monatsschriften sind drei neue hinzugetreten: "Murray's Magazine", "The Universal Review", "The New Review", die alte Vierteljahrsschrift "Westminster Review" hat sich in eine Monatsschrift verwandelt. Außerdem haben die amerikanischen Monatsschriften ("Harper", "The Cebtury", "Scribner") auch in England große Verbreitung gefunden und beschäftigen vielfach englische Schriftsteller. Unter Jugendschriften, nämlich solchen, die für alt und jung anziehend, gedenken wir vor allen der Werke von Juliana Horatio Ewing ("Story of a short lite", 1885, u. a.) und zweier Bücher von Helen Atteridge: "Foremost if I can" und "Bunty and the boys". Unter den encyklopädischen Werken ist die 1875 begonnene neunte Auflage der "Encyclopaedie Britannica", zu welcher 1100 Mitarbeiter Beiträge geliefert haben, mit dem 24. Band (1888) nunmehr zum Abschluß gebracht worden. Auch Cassels "Encyclopaedic Dictionnairy" wurde 1888 beendet, während Chambers in diesem Jahr eine neue, durchaus umgearbeitete Auflage seiner "Cyclopaedia" begann, die sich zu immer größerer Selbständigkeit entwickelt hat. Seit vier Jahren erscheint jährlich bei Hazell eine von E. D. Price vortrefflich geleitete, umfassende und nützliche "Annual Cyclopaedia", in ihrer neuesten Ausgabe "Hazell's Annual" genannt. Von dem großen, auf einige 60 Bände berechneten "Dictionary of national biography", welchem Leslie * Stephen vorsteht, sind bis jetzt 15 Bände erschienen. Das gründliche, neben Grimm und Littré zu stellende Wörterbuch der englischen Sprache, zu welchem die Philologische Gesellschaft vor einigen dreißig Jahren den Grund