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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Markthallen

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Maritime wissenschaftliche Expeditionen - Markthallen.

Anwendung kommenden Methoden und Apparate. Besonders die Amerikaner arbeiten unermüdlich an der Vervollkommnung der technischen Behelfe und legen die Resultate dieser Studien in ausführlichen Publikationen nieder. Wie sie an Stelle der Leine für das Lot die Verwendung eines 1 mm starken Klaviersaitendrahts eingeführt haben und zur Führung der Grundnetze statt der Taue Drahtseile benutzen, so sind auch die bisher bekannten und gebräuchlichen Apparate zum Fange der Tiere sämtlich einer hohen Verbesserung unterworfen worden, wenn auch mit Beibehaltung der alten Formen und Prinzipien. Es sind dies die in verschiedenen Modifikationen auftretenden Kurren (trawl der Engländer und Amerikaner, chalut der Franzosen, gangano der Italiener), die Dredschen und Quastendredschen, sämtlich Geräte, welche am Grunde des Meeres arbeiten und die hier ruhenden oder kriechenden Tiere erbeuten. Zum Fange der dicht über dem Meeresboden frei schwimmenden Organismen, z. B. Tiefseefische und Krebse, hat Fürst Albert I. von Monaco Tiefseereusen eingeführt. Diese Tiefseereuse hat die Gestalt eines dreieckigen Prismas, welches mit einer der Seitenflächen auf den Grund zu liegen kommt, während die Grundflächen senkrecht stehen. Das Gerüst besteht aus zwei gleichseitigen dreieckigen Rahmen aus Eisenschienen, verbunden durch Holzsparren, nach innen von diesem Gerüst ist ein feinmaschiges Netz (Sardellennetz) ausgespannt. In den dreieckigen Grundflächen befindet sich jederseits ein Eingang in die Reuse in Gestalt eines seichten Trichters aus feinmaschigem Messingdrahtgitter; der ganze Apparat wird mit Gewichtssäcken beschwert und für längere Zeit versenkt, wobei er an einer Boje verankert wird. Im Innern der Reuse werden als Köder Stücke von Fischen oder glänzende Gegenstände angebracht, und der Apparat hat den Vorteil, daß die in ihm gefangenen Tiere vortrefflich erhalten und meist unverletzt sind, während sie in den Kurren meist stark beschädigt werden. Zum Fange der frei schwimmenden Organismen des Meeres in dessen verschiedenen Tiefen dienen Netze, die sich in bestimmten Tiefen automatisch öffnen und schließen, so daß man sicher ist, nur den Fang aus einer ganz bestimmten Tiefe zu erhalten. Ein derartiges Schließnetz ist von Chun und Petersen angegeben. Dasselbe öffnet und schließt sich infolge der Bewegung eines Propellers, der bei einer schrägen Stellung des Netzes in Aktion tritt; man kann jedoch sicher weder den Eintritt der Funktion noch die Dauer derselben nach Belieben genau bestimmen. Auf einem andern Prinzip beruht das Kurtinenschließnetz des Fürsten von Monaco, welches den Vorzug hat, während der beliebig zu bestimmenden Dauer einer Funktion die gewählte Wasserschicht horizontal zu durchlaufen, aber in seiner Konstruktion etwas kompliziert ist. Mit beiden Netzen sind schon bedeutsame Resultate erzielt worden. Zum Fange der auf der Oberfläche schwimmenden Tiere dient das gewöhnliche Oberflächennetz, welches aus einem, einem Reif anhängenden konischen Netze besteht, oder die Monacosche Oberflächenkurre, die es ermöglicht, eine größere Oberfläche in den Bereich des Fischens zu ziehen. Besonderer Art ist das von Hensen zum Fange der treibenden Organismenschar des Meeres, des Planktons, konstruierte Planktonnetz, welches aus zwei mit dem weiten Teile aufeinander gestellten Trichtern besteht. Der obere bildet ein eisernes, mit undurchlässigem Zeug überzogenes Gestell und hat an der Spitze eine Öffnung von 0,1 qm, der untere Trichter ist der fangende Apparat. Dieser besteht aus dem eigentlichen Netze und dem Eimer; das Netz ist seidenes Beuteltuch, sehr feines Gewebe von quadratischen Maschen mit 0,053 mm Weite, der Eimer ist von Messing und wird an einen Ring des Netzes, leicht abnehmbar, angeschraubt; unten am Eimer findet sich eine durch einen Stöpsel verschlossene Tülle, durch welche man den Inhalt herausläßt. Mehrfach hat bei den maritimen wissenschaftlichen Expeditionen der letzten Jahre das elektrische Licht als Lockmittel für die marinen Tiere Anwendung gefunden. In den meisten Fällen kamen hierbei Glühlampen zur Anwendung, die in der Mündung von Schweb- oder Bodennetzen angebracht wurden und durch einen Leitungsdraht mit einer Batterie an Bord des Schiffes in Verbindung standen. Fürst Monaco bringt die Glühlampe in der Mitte des Netzes an, und statt die Lampe vom Schiffe aus zu speisen, versenkt er die Elektrizitätsquelle gleich mit, indem sich im Netze eine hermetisch in einem eisernen Kasten verschlossene, aus Bunsen-Elementen bestehende Batterie befindet. Zum Studium über das Eindringen der Lichtstrahlen in die Tiefe werden lichtempfindliche Bromsilbergelatineplatten verwendet, die in einer Bleidose hermetisch eingeschlossen zur Versenkung kommen; mittels eines Propellers kann der Kasten wie beim Chun-Petersen-Schließnetz in beliebiger Tiefe geöffnet und geschlossen werden.

Markthallen (hierzu Tafel »Markthalle in Berlin«), Gebäude zur Abhaltung von Märkten für Lebensmittel und einfache Gebrauchsgegenstände. Während für die Lebensmittelversorgung kleinerer Orte gewöhnliche Wochenmärkte genügen, bedarf es zur Beschaffung der Lebensmittel für Großstädte einer Erweiterung des Zufuhrgebiets. Diese ist ohne Zwischenhandel nicht möglich. Um letztern aber zu regeln und auf das ersprießliche Maß einzuschränken, auch zu verhindern, daß er als Ladenverkauf die Lebensmittel verteuert, sind zweckmäßige Einrichtungen des Marktbetriebes erforderlich, welche eben durch die M. geboten werden. Durch sie wird, von steuerfiskalischen Gesichtspunkten abgesehen, eine Verbesserung der Marktverwaltung ermöglicht; sie bieten nicht nur Käufern und Verkäufern Schutz gegen die Unbilden der Witterung, sondern entziehen auch die Marktwaren den nachteiligen Einwirkungen von Sonne, Frost und Regen und schützen sie so vor Entwertung. Sie gestatten endlich schnellen Umsatz und ununterbrochenen, nicht auf einzelne Tage und Tagesstunden beschränkten Marktbetrieb und ermöglichen eine übersichtliche Aufstellung und damit die wirksame gesundheitspolizeiliche Überwachung der Waren.

Die M. zerfallen in solche für den Groß- und Kleinhandel. Vielfach sind beide Arten Handel in einer Halle vereinigt. Der Großmarkt versorgt sowohl den Kleinmarkt als auch Stadthändler und größere Abnehmer, wie Gastwirte etc. Der Verkauf wird dabei entweder seitens der Verwaltung besorgt, oder er ist, wie z. B. in England, an die Unternehmer und Großverkäufer freigegeben. Im erstern Falle erfolgt der Verkauf fast ausschließlich im Wege öffentlicher Versteigerung, und es ist mit dem Marktbetrieb meist die Erhebung von Steuern verbunden; im zweiten Falle (ebenso wie beim Kleinmarkt, der einer besondern Organisation nicht bedarf) beschränkt sich die Mitwirkung der Verwaltung im wesentlichen auf die Aufrechterhaltung der Ordnung in den M. Von größter Wichtigkeit ist für eine Großmarkthalle das Vorhandensein von unmittelbarer Eisenbahn- und Wasserverbindung. Das Fehlen beider macht sich