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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Mißbildungen an Händen und Füßen

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Mischmaschinen - Mißbildungen an Händen etc.

Eisenstäben versehen sind und in einer Mischkammer durch schnelle Drehung das von oben zentrisch einlaufende Mehl etc. durcheinander schleudern. Viel wichtiger sind die Rühr- und Knetwerke wegen ihrer vielfachen Verwendung zum Mischen teigartiger Massen (in Bäckereien, Wurst-, Schokolade-, Farben-, Kautschuk-, Thonwarenfabriken etc.) als auch zum Mischen von Flüssigkeiten. Zum Mischen von Flüssigkeiten bedient man sich gewöhnlich einer Einrichtung, welche Luft unter Pressung durch eine Düse oder ein Rohr einbläst, das siebartig durchlöchert unten in dem Behälter angebracht ist. Die Pressung erfolgt entweder durch ein Gebläse oder häufiger durch Strahl-, namentlich Dampfstrahlapparate. In den Mineralölraffinerien vermischt man das Öl mit Schwefelsäure in großen Behältern durch siebartig durchbrochene Scheiben, welche an vertikalen Stangen auf und ab bewegt werden. Am häufigsten stehen jedoch solche M. in Gebrauch, deren wesentlicher Teil nebst dem gewöhnlich cylindrisch geformten Behälter eine rotierende sogen. Rührwelle ist, die sehr verschiedene Anordnungen erhält. Zum Mischen leicht beweglicher Körper (Maische, Firnisse, Seifensude, Kunstbutter, warmer oder geschmolzener Fette, gekochter Stärke etc.) in Brauereien, Brennereien, Stearinfabriken, Appreturanstalten etc. trägt die horizontale Rührwelle mitunter nur schmale Flügel nach Art eines Wasserrades oder kleine Kübel, die den Stoff mit in die Höhe nehmen und fortwährend von oben in die Masse zurückhalten lassen. Hieraus sind für dieselben Zwecke die haspelartigen Rührwellen hervorgegangen, die sowohl eine horizontale als vertikale Aufstellung bekommen. Das Mischen plastischer, also knetbarer Massen setzt stets ein Durchkneten und damit Maschinen voraus, welche bedeutend größere Widerstände überwinden müssen, indem sie die einzelnen Teile so lange gegeneinander verschieben, bis die Masse homogen geworden ist. Zu dem Zwecke sind Rührwellen, Drehgabeln, Walzen und Kollergänge in Gebrauch. Die Rührwellen bestehen entweder aus vertikalen Achsen mit horizontalen Armen, an welchen sich Zinken befinden, die am zweckmäßigsten messerartig geformt und schräg eingesetzt sind. Oder es erhalten nach einer andern vielfach zur Anwendung gekommenen Bauart die Rührwellen zahlreiche entsprechend stark konstruierte, radial stehende, aber wendeltreppenartig verlaufende Rührmesser, welche wie eine sogen. archimedische Schraube wirken und eine ebenso kräftige als vollständige Mischung ermöglichen, weshalb sie namentlich zum Kneten von Thonmassen (Thonschneider), sodann in Brotfabriken und zwar sowohl in vertikaler als horizontaler Aufstellung in Gebrauch stehen. Eine ebenfalls in Brotfabriken eingebürgerte, auf dem Prinzip der Schraube beruhende Mischmaschine besitzt zwei schraubenförmig gewundene flache Schienen, die durch Arme mit einer Welle verbunden sind oder nur in zwei Zapfen auslaufen, welche mittels eines kurzen Wellenansatzes die Drehung vermitteln. Aus dieser Konstruktion sind die vollkommensten Einrichtungen dieser Art, die M. von Werner-Pfleiderer in Kannstadt, hervorgegangen, welche namentlich in allen Teigwarenfabriken, in der Linoleumfabrikation, zur Bereitung künstlicher Steinmassen, zur Wurstanfertigung u. dgl. eine große Verbreitung gefunden hat. Sie besteht dem Wesen nach aus zwei nebeneinander auf parallelen Wellen angebrachten schraubenflächenartig gestalteten Flügeln, welche sich derart gegeneinander in halbcylindrischen Trogen drehen, daß das Material fortwährend zwischen diese Knetscheiben gelangt, dann mit diesen links und rechts sich teilt sowie in der Achsenrichtung verschiebt, um wieder zwischen die Scheiben geschoben zu werden u. s. f. Eine in Teigwarenfabriken oft benutzte Mischmaschine besteht aus einer Gabel, die sich in einem runden Troge dreht, während der letztere um eine vertikale Achse rotiert. Handelt es sich um das Mischen und Durchkneten zäher Massen (Schokolade, Kautschuk u. dgl.), also um Ausübung bedeutender Kräfte, so finden vorzugsweise Kollergänge und Walzwerke Anwendung. Die erstern bestehen in der Regel aus Granitwalzen, die in einem festliegenden ringförmigen Troge und zwar in cykloidischen Bahnen laufen. Nach einer andern Konstruktion dagegen befindet sich der Rollstein auf einer festgelagerten Achse, während der auf Rollen liegende Trog sich um eine vertikale Achse dreht und den Rollstein durch Reibung mitnimmt. Die langsame Verschiebung des Steines längs seiner Achse erfolgt dabei durch eine in der Achse gelagerte Schraube. Die Walzenmischmaschinen beruhen auf zwei Prinzipien. Entweder liegt nur eine gezahnte Walze in einem halbcylindrischen Troge und rollt das Material, dasselbe knetend, über den Trogboden her, oder die Anordnung vereinigt mehrere Walzen zu einem Walzenwerk, in welchem Falle die Walzen entweder geriffelt sind und zahnradartig ineinander greifen, oder mit glatten Oberflächen wirken. Sie sind namentlich in der Kautschukfabrikation unentbehrlich, aber auch in der Schokoladefabrikation vielfach in Gebrauch. Endlich ist als Mischmaschine noch die Mischtonne oder Mischtrommel zu erwähnen, die unter anderm in Pulverfabriken, Metallgießereien (zum Mischen von Formsand), überhaupt zum Mischen trockner Substanzen unter gleichzeitiger Zerkleinerung derselben dient und entweder nach Art der Kugelmühle oder aus einem cylindrischen Gefäß hergestellt ist, das um eine Achse gedreht wird, welche in diagonaler Richtung mit demselben verbunden ist. In vielen Fällen sind die Tröge der M. hohlwandig, um mittels durchströmenden Dampfes erwärmt werden zu können.

Mißbildungen an Händen und Füßen. An der Hand, bez. am Fuß kommt ebensowohl eine Verminderung der Finger-, bez. Zehenzahl (Ektrodaktylie) wie auch eine Vermehrung derselben (Polydaktylie) vor. Das Fehlen jedweden Fingers oder jedweder Zehe ist ebenso selten wie das Vorhandensein von nur einem Finger oder einer Zehe. Da, wo nur 2 Finger oder 2 Zehen sich finden, sind dieselben häufig so zu einander gestellt, daß sie eine Art von Hummerschere bilden. Die Bildung der tridaktylen (mit 3 Fingern versehenen) Hand ist eine sehr mannigfaltige, bald sind der Daumen und 2 der übrigen Finger vorhanden und dann ist die Gebrauchsfähigkeit der Hand eine bedeutende; bald fehlt der Daumen und es sind nur 3 der übrigen Finger vorhanden, wodurch die Gebrauchsfähigkeit der Hand sehr eingeschränkt wird. Bemerkenswert ist, daß die nämliche Mißbildung entweder an beiden Händen oder an beiden Füßen zugleich auftritt, sowie die Häufigkeit der Vererbung. Die gewöhnlichste Form der Polydaktylie ist das Vorkommen von 6 Fingern oder 6 Zehen. Der überschüssige Finger findet sich entweder auf der Kleinfingerseite der Hand bald nur durch eine Hautbrücke mit der übrigen Hand zusammenhängend, bald durch ein besonderes Gelenk mit dem Mittelhandknochen des kleinen Fingers in Verbindung stehend; oder die Polydaktylie entsteht durch Spaltung des Daumens in zwei Finger. Als Ursachen der Ektrodaktylie gelten abnorme Vorgänge während des Fötallebens; die Polydaktylie scheint dagegen