Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Diabetes; Diastase; Diäthylendiamin; Dienstauszeichnung

194

Diabetes - Dienstauszeichnung

Diabetes (Zuckerharnruhr), Theorie desselben, s. Balneologische Gesellschaft (S. 77) und Innere Medizin.

Diastase. Während es der Chemie bis jetzt nicht gelungen ist, die stoffliche Natur dieses rätselhaften Ferments endgültig aufzuklären, sind neuerdings von botanischer Seite Untersuchungen gemacht, welche wenigstens die Wirkung und das Auftreten der D. in der Pflanze näher kennen lehren. Die am meisten charakteristische Eigenschaft der z. B. in keimenden Getreidekörnern reichlich auftretenden und aus denselben durch Wasssr ausziehbaren D. besteht in der Fähigkeit, verhältnismäßig große Quantitäten von Stärkemehl zu lösen und dabei in Amylodextrin, Maltose, Glykose u. a. überzuführen. Bisher dachte man sich in der Regel die Einwirkung der D. auf das Stärkemehlkorn ähnlich wie die einer Säure auf dasselbe, indem man annahm, daß die Diastaselösung das Amylumkorn zu durchtränken und auszulaugen vermöchte. Wie Krabbe in einer ausführlichen Arbeit gezeigt hat, ist diese Vorstellung jedoch unrichtig; es wirkt die Lösung der D. auf das Stärkemehlkorn vielmehr so wie Wasser auf einen darin löslichen Kristall, in welchen es ebenfalls nicht eindringt, sondern von dem es nur von der Peripherie aus Teilchen nach Teilchen lostrennt, um sie in die Lösung überzuführen. Es ließ sich dies durch ein genaues Studium der Korrosionserscheinungen feststellen, welche die Stärkemehlkörner in verschiedenartigen Pflanzenteilen, wie in keimenden Samen von Weizen, Gerste, Roggen, Mais, in den Zwiebelschuppen von Hyazinthen und Lilien, in Samen von Leguminosen u. a, durch die im Verlauf des Vegetationsprozesses auftretende D. aufweisen. Wie Krabbe beobachtete, findet die Auflösung entweder nur von einzelnen Punkten der Kornoberfläche statt, wobei nach dem Innern desselben fortschreitende, bisweilen auch verzweigte Hohlkanäle sich bilden, oder es schmilzt das ganze Korn von außen allmählich ab, wobei die nicht angegriffenen Teile durch die D. zunächst nicht verändert werden. In der allmählichen Auflösung der Körner von außen liegt der Beweis für das Unvermögen der D., in das Innere der Stärkemehlsubstanz einzudringen, da sonst die Auflösungserscheinungen andrer Art sein und vor allem wenigstens eine Veränderung in der physikalischen Beschaffenheit des noch nicht gelösten Stärkekornteiles hervorrufen müßten. Krabbe erklärt dies auffallende Verhalten der D. durch die Annahme, daß ihre Lösung Molekularaggregate (Micellen) von einer Größe enthalte, die ein Eindringen in die Zwischenräume der Micellen unmöglich mache. Auch die Thatsache, daß die Lösung der D. ohne Anwendung von Druck eine poröse Thonzellenwand nicht zu durchdringen vermag, wird in ähnlicher Weise gedeutet. Da Zellhäute unter Druck von der D. passiert werden, so nimmt Krabbe an, daß sie größere, wenn auch nicht mikroskopisch nachweisbare Poren besitzen. Die Einwirkung der D. auf das Stärkemehl wird von ihm mit dem Entstehen von Ätzfiguren auf Kristallen bei Einwirkung von Lösungsmitteln verglichen.

Das Vorkommen der D. in den verschiedenen Pflanzenteilen wurde eingehend von Wortmann untersucht, der vor allein die wichtige Thatsache feststellte, daß in assimilierenden Blättern jenes Ferment gar nicht oder doch nur in ganz minimalen Mengen auftritt; Lösung und Transport des Stärkemehls sind in diesem Fall von der D. ganz unabhängig. Nur in stärkemehlreichen Speicherorganen, wie in Knollen, Mizomen und Samen, wird eine so

^[Spaltenwechsel]

große Menge von D. während der Vegetation erzeugt, daß die wässerigen Auszüge jener Pflanzenteile eine energische Wirkung auf feste Stärke ausüben. Auch die das diastatische Enzym (Ferment) ausscheidenden Bakterien und Pilze bilden nur einen Ausnahmefall; im allgemeinen hat die D. an der Auflösung des Stärkemehls innerhalb der Pflanze nur einen geringen Anteil, da dieser Vorgang überwiegend von dem Zellplasma vermittelt wird. Letztere Auflösungsart hatte Krabbe allerdings geleugnet, jedoch zeigte Wortmann, daß durch Herabsetzung der Lebensthätigkeit des Plasmas auch die Stärkelösung in den Blättern verhindert wird, womit die Abhängigkeit dieses Vorganges von dem physiologischen Zustande des Plasmas wahrscheinlich gemacht wird. Eine weitere Stütze findet diese Ansicht in der eigentümlichen Ähnlichkeit zwischen gewissen chemischen und physiologischen Eigenschaften der D. und des Protoplasmas; wie die übrigen bisher noch nicht künstlich dargestellten Enzyme (Fermente) entsteht auch die D. immer nur aus Protoplasma und verhält sich auch sonst, z. B. bei Einwirkung von Giften, demselben ähnlich. Möglicherweise ist daher die D. weiter nichts als ein Bestandteil des kompliziert gebauten Plasmas selbst, der ausnahmsweise in keimenden, stärkereichen Organen in derartiger Menge auftritt, daß eine Anzahl seiner Moleküle aus der Verbindung mit dem übrigen Plasma austreten und unabhängig von demselben die stärkemehlauflösende Wirkung auszuüben vermag.

Als spezielles Organ für die Bildung der D. innerhalb der Getreidefrucht hat Haberlandt die dicht unter der Fruchtschale befindliche Kleberschicht nachgewiesen; er konnte experimentell zeigen, daß kleine, frei präparierte und gereinigte Stücke derselben im stände sind, durch die in ihnen vorhandene D. eine Anzahl aufgestreuter Stärkemehlkörner zu korrodieren. Um die Frage zu entscheiden, ob etwa die Zellen des Keimlings die D. erzeugen und dieselbe von den Zellen der Kleberschicht nur weiter geleitet werde, wurde rings um den Rand des Schildchens von Roggenkörnern ein seichter Einschnitt gemacht, der den Zusammenhang innerhalb der Kleberschicht aufhob. Trotzdem trat bei der Keimung die Korrosion des Stärkemehls ganz so wie in normalen Körnern in nächster Nachbarschaft der Kleberzellen ein. Letztere bilden somit das die D. bildende und ausscheidende Drüsengewebe. Setzt man Roggenkörner mit künstlich entferntem Keimling den Keimungsbedingungen aus, so tritt nur ganz spurenweise Auflösung der Stärke unterhalb der Kleberschicht ein. Dies beweist, daß die Bildung und Ausscheidung der D. von dem Wachstum des Keimlinges abhängt; jedoch kann in embryolosen Maiskörnern die Kleberschicht in geringerer Menge D. bilden. - Vgl. Krabbe, Untersuchungen über das Diastaseferment 2c. (Pringsheims Jahrh., Bd. 21); Wortmann, Über die Bedeutung des dillstatischen Enzyms in der Pflanze (Botan. Zeitung, 1890); Haberlandt, Die Kleberschicht des Grasendosperms (Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft, 7. Jahrg., 1890).

Diäthylendiamin, s. Piperazin.

Dienstauszeichnung, militärische. Das Dienstehrenzeichen besteht in Württemberg seit 1833 und wurde 1874 den bezüglichen preußischen Einrichtungen ähnlicher gestaltet. Die eiserne Schnalle der Unteroffiziere und Mannschaften für 15- und 9 jährige Dienstzeit heißt D. 1879 wurde in Württemberg im Anschluß an die preußischen Einrichtungen eine Landwehrdienstauszeichnung gestiftet.