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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Adler (Astronomie); Adlerbaum; Adlerberg; Adlercreutz; Adlerdollar; Adler (Friedr.); Adler (geographisch); Adler (Münze)

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Adler (Astronomie) – Adlerdollar

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Adler (Symbol)'

Schwanze, mit dem rechten Fange das Scepter, mit dem linken den Reichsapfel haltend. Auch der deutsche Reichsadler war ursprünglich einköpfig. Er soll von Karl d. Gr. bei seiner Krönung 800 nach dem Vorbilde der Römer zum Symbol seines Reichs erhoben sein. Als solches läßt er sich für das Deutsche Reich nachweisen: auf der Reichsfahne bereits unter Kaiser Otto II., auf den Siegeln der Mark- und Pfalzgrafen 977, auf Münzen 1195, in Siegeln 1299, überall noch einköpfig. Zweiköpfig findet er sich zuerst auf einer Reichsmünze um 1325; doch trägt das Siegel der Goldenen Bulle von 1356 wieder einen einköpfigen A. Wenzel führte seit 1378 den zweiköpfigen A. im Majestätssiegel, und unter Sigismund ward er von 1433 an beständiges Zeichen des Deutschen Kaisers und Kaiserreichs bis zu dessen Auflösung. Österreich hat den Doppeladler des alten Deutschen Reichs beibehalten. (S. Österreichisch-Ungarische Monarchie, Wappen.) – Vgl. Römer-Büchner, Der deutsche A. nach Siegeln geschichtlich erläutert (Frankf. 1858); von Köhne, Über den Doppeladler (Berl. 1871); Hohenlohe-Waldenburg, Zur Geschichte des heraldischen Doppeladlers (Stuttg. 1871). – Über den A. im Wappen des neuen Deutschen Reichs, Preußens, Rußlands, der Vereinigten Staaten s. diese Artikel; vgl. Adlerorden.

Adler, ein Sternbild des nördl. Himmels, das sich durch einen Stern erster Größe, den Atair, auszeichnet.

Adler, Goldmünze, s. Eagle.

Adler, auch Erlitz, czech. Orlice, Nebenfluß der Elbe in Böhmen, nächst der Moldau und Eger der wasserreichste Zufluß in Böhmen, 82 km lang, entsteht aus der Wilden und Stillen A. und mündet bei Königgrätz (241 m). Die A. hat ein Flußgebiet von 2041 qkm. Die Wilde A. entspringt auf der Südwestseite des Glatzer Gebirgskessels, umfließt östlich das Adlergebirge (Böhmischer Kamm). Die Stille A. entspringt am Schneeberg.

Adler, Friedr., Baumeister, geb. 15. Okt. 1827 zu Berlin, besuchte die Bauakademie daselbst, war dann unter Strack, Drewitz und Stüler praktisch thätig und baute für letztern 1854–57 die Bartholomäuskirche zu Berlin. Architekt und Archäologe zugleich, machte er sich dann durch seine «Mittelalterlichen Backsteinwerke des preuß. Staates» (2 Bde., 1859–69) bekannt. Seit 1863 Professor der Berliner Bauakademie, wurde er 1877 Geh. Baurat und vortragender Rat im Ministerium der öffentlichen Arbeiten zu Berlin. Er baute die gotische Christuskirche zu Berlin (1863–68), und versuchte dann in der Thomaskirche daselbst (1864–69) antike, romanische und Renaissance-Elemente in moderner Weise zu verbinden. Es folgten von Kirchenbauten noch die Elisabethkirche zu Wilhelmshaven (1869–72) und die Paulskirche zu Bromberg (1874–79). 1875–81 beteiligte er sich an den Ausgrabungen zu Olympia. Von seinen wissenschaftlichen Arbeiten sind noch hervorzuheben: Abhandlungen über das «Pantheon» (Berl. 1872), über die «Stoa des Königs Attalos II. zu Athen» (ebd. 1875), die «Baugeschichtlichen Forschungen in Deutschland» (ebd. 1870–79), «Ausgeführte Bauwerke» (ebd. 1872–75).

Adlerbaum, s. Aquilaria.

Adlerberg, Wladimir Fedorowitsch, Graf, russ. General der Infanterie und Minister, geb. 18. Nov. 1790 zu Petersburg, nahm als Offizier im litauischen Garde-Infanterieregiment an den Feldzügen von 1812, 1813 und 1814 teil und wurde 1817 Adjutant des damaligen Großfürsten Nikolaus. Nachdem ↔ Nikolaus den Thron bestiegen, ward A. Flügeladjutant, machte als Generalmajor den türk. Feldzug von 1828 mit, erhielt alsdann den Posten eines Direktors der Kriegskanzlei, avancierte 1833 zum Generallieutenant und war 1842–52 Generaldirektor der Postanstalten. Er wurde 1843 General der Infanterie, 1847 zum Grafen erhoben, 1852 Minister des kaiserl. Hauses. Von Nikolaus dem Nachfolger Alexander II. empfohlen, fand er auch bei diesem dasselbe unbedingte Vertrauen. In die Politik hat jedoch A. niemals entscheidend eingegriffen. 1870 legte er das Amt eines Ministers des kaiserl. Hauses nieder, blieb aber noch Mitglied des Reichsrats. A. starb, fast ganz erblindet, 20. (8.) März 1884 zu Petersburg. – Von seinen Söhnen waren die beiden ältesten, Alexander, geb. 13. (1.) Mai 1818, und Nikolaus, Generale der Infanterie und Generaladjutanten des Kaisers; Alexander ward 1870 Nachfolger seines Vaters als kaiserl. Hausminister, Ordenskanzler und Generalkommandant des kaiserl. Hauptquartiers und war der persönliche Freund des Kaisers Alexander II. 1881 legte er seine Ämter nieder und blieb nur Mitglied des Reichsrats. Er starb 4. Okt. (22. Sept.) 1888 in München. – Nikolaus A., früher russ. Militärbevollmächtigter am Berliner Hofe, war seit 1866 Generalgouverneur von Finland, trat nach der Thronbesteigung Alexanders III. zurück und starb 25. Dez. 1892 in München.

Adlercreutz, Karl Joh., Graf, schwed. General, geb. 27. April 1757 in Finland, trat im Alter von 13 J. als Korporal bei den finn. Dragonern ein, war bei dem Ausbruche des Krieges mit Rußland 1788 Kapitän und befehligte im Finnischen Kriege von 1808 anfangs ein von ihm geworbenes und organisiertes Regiment, wurde bald aber Generaladjutant beim Feldmarschall Klingspor und nahm an den Erfolgen der finn. Armee wesentlichen Anteil. Ein unglückliches Gefecht bei Oravais 14. Sept. hatte den Rückzug nach Gamla-Karleby und endlich die Räumung Finlands durch die Schweden zur Folge. Nach Stockholm zurückgekehrt, schloß er sich den Gegnern der unklugen Politik Gustavs IV. an. Am 13. März 1809 war es A., der den König, nachdem der Versuch gütlicher Ausgleichung gescheitert, im Namen der Nation verhaftete. Seit 1810 Staatsrat, 1811 General der Kavallerie, ging er 1813 als Chef des Generalstabes der schwed. Armee nach Deutschland. In gleicher Stellung befand er sich, als die Schweden zur Ausführung der Kieler Konvention in Norwegen einrückten. A. wurde 1814 in den Grafenstand erhoben und starb 21. Aug. 1815.

Adlerdollar, Adlerpiaster oder Adlerthaler (span. Peso del águila; engl. Mexican Eagle Dollar) nennt man nach seinem Prägebilde den Silberpeso oder Silberpiaster der Republik Mexiko. Der A. ist eine Silbermünze von 10 5/6 Dineros (Zwölfteln) oder 902 7/9 Tausendteilen Feinheit und 489 7/17 mexik. Granos oder 24,433 g Feingewicht. Aus der rauhen mexik. Mark werden 8 1/2 Stück geprägt, so daß das Gewicht 27,0643 g beträgt. Demnach ist der Münzfuß des A. ganz der nämliche, wie bei den von 1772–1848 in Spanien geprägten Silberpiastern. 1870 geschah eine Änderung im Gepräge der A.; auf der einen Seite wurde unter der Freiheitsmütze der Schwur auf die Verfassung durch die Wage der Gerechtigkeit ersetzt (Wagepiaster, span. Pesos de la balanza). Da diese Stücke aber in Kalifornien und China 2–3 Proz. geringer geschätzt wurden, kehrte man 1874 zu der frühern

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 148.