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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Adoxa Moschatellina; Ad patres; Ad pias causas; Adra; Adraa; Adragantin; Adrammelech; Adramytti; Adrar-Tmarr; Adrastea; Adrasteia; Adrastos

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Adoxa Moschatellina - Adrastos

anmutige Campanerthal (s. d.), fließt an dem Badeorte Bagnères de Bigorre (550 m hoch) vorbei, tritt bei Tarbes (309 m) in die Ebene und wird bei St. Sever, 133 km von der Mündung, schiffbar. Bei Dax wendet er sich nach Süden, bildet die Grenze zwischen den Depart. Basses-Pyrénées und Landes und mündet nach einem 335 km langen Laufe 5 km unterhalb Bayonne in einen Meerbusen mit einer Sandbank, die zur Zeit der Ebbe nur 1 m unter der Oberfläche des Wassers liegt. Im 13. Jahrh. floß der A. 20 km weiter nördlich bei Kap Breton ins Meer, vom 14. bis 16. Jahrh. jedoch lag die Mündung 30 km nördlich von Bayonne bei dem Dorfe Bieux-Boucou. Durch die Arbeiten des Ingenieurs Louis de Foix und durch einen heftigen Sturm bekam er 1579 seine jetzige, durch Dämme vor neuer Ablenkung geschützte Mündung. Rechts nimmt er den durch den Bouès verstärkten Arros und die 43 km schiffbare, aus Douze und Midou gebildete Midouze auf. Die linksseitigen Nebenflüsse, wie Larcis, Gabas (107 km), Luy (141 km), Gave de Pau mit dem Gave d'Oloron, die Bidouze, Ardanaria und die 28 km schiffbare Nive, die bei Bayonne mündet, kommen aus den Pyrenäen.

Adoxa Moschatellina L., Bisamkraut, Moschuskraut, ein unansehnliches, schwach moschusduftendes Pflänzchen aus der Familie der Kaprifoliaceen (s. d.), wächst auf beschattetem, humosem Boden in Laubwäldern und unter Gebüsch und Hecken häufig. Es ist die einzige bekannte Art dieser Gattung und fast durch die ganze nördl. gemäßigte Zone verbreitet. Aus einem fleischigen, schuppigen Wurzelstock treten zarte, langgestielte, doppelt dreizählige Blätter hervor, desgleichen ein fingerlanger, mit zwei gegenständigen Blättern besetzter, einfacher Stengel, der an der Spitze ein kleines Köpfchen trägt. Die Frucht ist eine mehrsamige, grünliche Beere. Früher war das Kraut als Herba Moschatellinae offizinell.

Ad patres (lat.), zu den Vätern; ad patres gehen, soviel als sterben.

Ad pias causas (lat.), d. i. (eine Verfügung) zu kirchlichen, wohlthätigen oder Unterrichtszwecken. Die Verfügung kann in mancherlei Art getroffen werden, z. B. durch Auflagen (s. d.) des Erblassers an den Erben. Oder der Geber überweist gewisse Vermögensstücke einem Dritten, sei dies eine Einzelperson oder eine Korporation, mit der Auflage, sie zu dem vom Geber bestimmten Zwecke zu verwenden. Oder der Geber wendet die Gabe einer bereits bestehenden Stiftung (s. d. und Milde Stiftung) zu. Um die Ansammlung des Vermögens in der Toten Hand zu verhüten, behält sich der Staat meist eine Prüfung und Genehmigung solcher Gaben vor. (S. Amortisation.) Nach einem preuß. Gesetz vom 23. Febr. 1870 bedürfen Schenkungen und letztwillige Zuwendungen an bestehende inländische oder ausländische Stiftungen oder andere jurist. Personen, wenn ihr Wert 3000 M. übersteigt oder wenn sie zu andern als den bisher genehmigten Zwecken an inländische Korporationen oder andere jurist. Personen erfolgt, der Genehmigung des Königs oder der durch königl. Verordnung bestimmten Behörde.

Adra, Stadt (Villa) im Distrikt Berja der span. Provinz Almeria, links an der Mündung des Rio Grande in das Mittelländische Meer, hat (1887) 9029 E., Marmorbrüche, Schmelzhütten für silberhaltiges Blei, Zuckerrohrbau und Ausfuhr von Metallen, Erzen und Zucker.

Adraa, griech. Name für Edrei (s. d.).

Adragantin heißt auch der sonst als Bassorin bezeichnete Hauptbestandteil des Tragant (s. d.).

Adrammelech. 1) Im 2.Buch der Könige, Kap. 18, ein assyr. Gott, dem die Bewohner von Sepharvaim (Sippara), ebenso wie dem Anammelech ihre Kinder verbrannten. Melech entspricht dem assyr. malik = Prinz, Fürst, während für Adar noch keine Entsprechung gesichert ist. Anu-malik, die supponierte Form für Anammelech, würde bedeuten: "Anu (der Himmelsgott) ist Fürst". - 2) Ein Sohn des assyr. Königs Sanherib, der nach der Bibel (2 Kön. 19) in Verbindung mit seinem Bruder Sarezer seinen eigenen Vater im Tempel des Gottes Nisroch ermordete. Nach den Berichten der Keilinschriften ist es wahrscheinlicher, daß Sarezer nicht bei dem Morde beteiligt war.

Adramytti, Stadt in Kleinasien, s. Edremid.

Adrar-Tmarr, Aderer, ein von Berbern bewohntes Bergland (74 000 qkm) in der westl. Sahara unter 21° nördl. Br., mit zahlreichen Oasen. In den fruchtbaren, südl. Teilen baut man Weizen, Gerste, Hirse und Mais und erntet große Mengen Datteln und Gummi; neben Ackerbau betreibt die stark mit Negern gemischte Bevölkerung Viehzucht und Handel mit den Stämmen am Senegal in Straußenfedern, Datteln, Steinsalz aus der nördlich gelegenen Sebcha Idschil gegen Baumwollzeuge und Waffen. Von den vier Städten, außer denen es noch einige 20 Dörfer giebt, ist Wadan mit 4000 E. die größte. A., an der Karawanenstraße von Marokko nach dem Westsudan gelegen, ist der Handelsmittelpunkt der Westsahara, wo die Portugiesen schon im 16. Jahrh. vorübergehend eine Faktorei hatten; es gehört seit 1887 zum Hinterland der span. Rio-de-Oro-Kolonie, doch schloß die franz. Regierung 1892 mit dem Scheich von A. einen Schutzvertrag ab.

Adrastea, der 239. Planetoid.

Adrasteia (d. i. die Unentfliehbare), griech. Göttin, die als Vertreterin der ewigen Gerechtigkeit und Rächerin alles Unrechts der Nemesis (s. d.) nahe verwandt ist und daher auch von einigen spätern Dichtern, wie Antimachus und Kallimachus, letzterer völlig gleichgestellt wird. In Kleinasien war die A. mit der Kybele (s. d.) identisch. - Vgl. H. Posnansky, Nemesis und A. (Bresl. 1890).

Adrastos, Sohn des Talaos und der Lysimache, war König von Argos, wurde aber von Amphiaraos vertrieben und floh zu seinem mütterlichen Großvater, Polybos, nach Sikyon, wo er nach dessen Tode den Thron bestieg. Später söhnte er sich mit Amphiaraos wieder aus, gab ihm seine Schwester Eriphyle zur Gattin und kehrte nach Argos zurück. Seine Gemahlin war Amphithea. Um einem Orakel zu gehorchen, das ihm verkündet hatte, er würde seine Töchter einem Eber und Löwen geben, vermählte er die eine Tochter, Deïpyle, an Tydeus, die andere, Argeia, an Polyneikes, da er aus ihrem Kampf vor seinem Hause, nach andern an den Fellen, die sie trugen, oder an ihren Schildzeichen erkannte, daß sie gemeint seien. Polyneikes war von seinem Bruder Eteokles aus Theben vertrieben worden, und A. unternahm, um ihn in sein väterliches Erbe wieder einzusetzen, den Zug gegen Theben, der unter dem Namen des Zugs der Sieben gegen Theben berühmt ist. Von den Helden war A. der einzige, der mit Hilfe seines Pferdes Areion davonkam. Zehn Jahre darauf unternahm er den zweiten Feldzug mit den Nachkommen der erschlagenen Helden, den sog.