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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Apollonius; Apollos

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Apollonius (von Perga) - Apollos

seine von der alexandrinischen Dichtungsweise abweichenden "Argonautica" keinen Beifall gefunden hatten und er infolge seiner Richtung mit seinem Lehrer Kallimachus verfeindet war, nach Rhodus. Dort überarbeitete er die "Argonautica" und erwarb als Lehrer und Schriftsteller so großen Ruhm, daß die Rhodier ihm das Bürgerrecht erteilten. Später kehrte er nach Alexandria zurück, wo er nach Eratosthenes (s. d.) Vorstand der Bibliothek wurde. Seine grammatischen Schriften sowie seine andern Dichtungen sind bis auf Bruchstücke verloren; erhalten sind die "Argonautica" (4 Bücher), ein Gedicht, das mehr Gelehrsamkeit und Fleiß als Dichtergenie zeigt. Die Römer bewunderten das Werk, es wurde von Publius Terentius Varro übersetzt, von Virgilius im einzelnen und von Valerius Flaccus im ganzen nachgeahmt. Beste Ausgabe mit den Scholien von Merkel (Lpz. 1853-54), deutsche Übersetzungen von Willmann (Köln 1832) und Osiander (Stuttg. 1837). - Vgl. Weichert, Über das Leben und Gedicht des A. (Meiß. 1821); Michaelis, Apollonii Rhodii fragmentis (Halle 1875).

Apollonius von Perga (in Pamphylien), neben Euklid und Archimedes einer der Begründer der mathem. Wissenschaften im 3. Jahrh. v. Chr., bildete sich Zu Alexandria, wo er um 200 v. Chr. lebte. Von seinem Hauptwerk über die Kegelschnitte ("De sectionibus conicis libri octo") sind vier Bücher in griech. Sprache, die drei folgenden in arab. Übersetzung vorhanden, das achte ist verloren. Eine mathem. Abhandlung ("Peri logu apotomēs) ist nur in arab. Übersetzung bekannt, andere seiner Werke zum Teil nur durch Anführungen bei Pappus (s. d.). Ausgaben von Halley (Oxf. 1710), Heiberg (Apollonii Pergaei quae graece exstant, 2 Bde., Lpz. 1891-93), deutsche Bearbeitung von Balsam (Berl. 1863).

Apollonius von Tyăna (in Kappadocien), ein Neupythagoreer (s. d.), der unter Nero lebte. Erhalten sind unter seinem Namen über hundert meist kurze, aber an Kernsprüchen reiche Briefe (hg. von Hercher in den "Epistolographi graeci", Par. 1873), deren Echtheit jedoch sehr fraglich ist. Sein Leben beschrieb in romanhafter Ausschmückung der ältere Philostratus (3. Jahrh.), der den A. weite Reisen bis Indien unternehmen, wunderbare Abenteuer erleben läßt und in der Person des A. die neupythagoräischen Ideen den stoischen, christlichen u. s. w. gegenüberstellt (hg. von Westermann, Par. 1849; von Kayser, Lpz. 1870; deutsch von von Baltzer, Rudolst. 1883). Im 4. Jahrh. wurde dann diese Biographie von Hierokles zu einer Schrift gegen das Christentum benutzt, die aber nur aus der Widerlegung des Eusebius bekannt ist. - Vgl. Baur, A. von Tyana und Christus, oder das Verhältnis des Pythagoräismus zum Christentum (Tüb. 1832); A. Chassaney, A. de Tyana, sa vie, ses voyages ect. (Par. 1862); Pettersch, A. von Tyana, der Heiden-Heiland (Reichenberg 1879); Tredwell, A sketch of the life of A. of Tyana (Neuyork 1886).

Apollonius von Tyrus, der Held eines griech. Romans, der, namentlich wegen eingelegter Rätsel beliebt, im Mittelalter fast in alle abendländ. Sprachen übersetzt wurde. Prinz A. erkennt aus einem Rätsel, das ihm König Antiochus von Syrien aufgiebt, als er um dessen Tochter wirbt, daß Antiochus mit dieser in Blutschande lebt. Von dem entlarvten Fürsten verfolgt, erlangt er als Hofmeister Liebe und Hand der Prinzessin von Kyrene, Archestratis. Auf einer Reise verliert er die Gattin durch Scheintod, seine Tochter durch Piraten; diese findet er schließlich in den Händen eines Kupplers zu Mitylene, aber unberührt, jene als Oberpriesterin der Diana zu Ephesus wieder. Das vermutlich griech. Original, wohl im 3. Jahrh. n. Chr. entstanden, ist nicht mehr vorhanden, nur eine alte lat. Bearbeitung, etwa aus dem 6. Jahrh. n. Chr. (vgl. Historia Apollonii regis Tyri iterum rec. Alex. Riese, Lpz. 1893), verwertet in den "Gesta Romanorum" (s. d.); in Verse umgesetzt ist der erste Teil in den fragmentarischen "Gesta Apollonii" in leoninischen Hexametern (hg. von Dümmler in "Poetae lat. aevi Carolini", II), das Ganze in Gottfrieds von Viterbo "Pantheon". Aus dem 11. Jahrh. stammt ein angelsächs. Prosaroman aus lat. Quelle (hg. von Thorpe, Lond. 1834); das engl. Volksbuch (1510) beruht auf franz. Grundlage. Nach den "Gesta Romanorum" erzählte die Apolloniussage Gower in seiner engl. Dichtung "Confessio amantis" (um 1400) und Twine in einer Prosanovelle (1576); aus beiden schöpfte Shakespeare im "Pericles", an welchem Drama vielleicht Geo. Wilkins, der Verfasser einer Perikles-Novelle (1608), beteiligt war. In Deutschland bearbeitete den Stoff Heinrich von Neustadt (s. d.) um 1300, in einem langen, größtenteils frei erfundenen Gedichte (Auszüge von J. Strobl, Wien 1875); das 15. Jahrh. brachte eine mitteldeutsche Prosa (hg. von K. Schröder in "Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft", Bd. 5, Lpz. 1872) und die "Histori des Küniges Appolonij", die Steinhöwel (s. d.) 1461 aus Gottfried von Viterbo und den "Gesta Romanorum" übersetzte. Eine niederdeutsche Fassung erschien Hamburg 1601. Eine Erneuerung bot Simrock, "Deutsche Volksbücher", Bd. 15, und "Quellen des Shakespeare", Bd. 2, sowie Ed. von Bülow, "Novellenbuch", Bd. 4 (Lpz. 1836). In dem franz. Roman des 13. Jahrh. "Jourdains de Blaivies" (hg. von Hofmann, 2. Aufl., Erlang. 1882) ist A. ein karolingischer Held geworden; enger an die alte Erzählung schließt sich eine altfranz. Prosa (gedruckt um 1480 in Genf), der bis ins 18. Jahrh. mehrere andere franz. Fassungen folgten. Eine span. Bearbeitung des 13. Jahrh. enthält die "Biblioteca de autores españoles", Bd. 57. Dazu kommen ital., dän. (Kopenh. 1627), Holland, und böhm. (Prag 1761 u. ö.) Dichtungen und Volksbücher; die neugriech. Dichtung des Gabriel Contianus (um 1500) aus Kreta in politischen Versen wurde Venedig 1696, eine ältere in Wagners Mediæval Greek texts" (Lond. 1870) gedruckt. - Vgl. Hagen, Der Roman vom König A. von Tyrus (Berl. 1878).

Apollonius, mit dem Beinamen Dyskŏlos (d. i. der ernste, strenge [Forscher]), griech. Grammatiker aus Alexandria, lebte in der zweiten Hälfte des 2. Jahrh. n. Chr., wirkte eine Zeit lang auch in Rom. Als Grammatiker stand er in größtem Ansehen. Unter seinen erhaltenen Schriften ist die bedeutendste "De syntaxi seu constructione orationis libri IV", hg. u." a. von Bekker (Berl. 1817), übersetzt und erläutert von Buttmann (ebd. 1878). Bekker gab auch andere, früher meist nur dem Titel nach bekannte Schriften des A. heraus: "De pronomine" (Berl. 1813), "De adverbiis" und "De conjunctionibus" (in den "Anecdota graeca", Bd. 2, ebd. 1817). Gesamtausgabe der Werke des A. von Rich. Schneider und Uhlig, ("Grammatici graeci", 1. Tl., Lpz. 1878). Sohn des A. war der berühmte Grammatiker Herodianus (s. d.).

Apollos oder Apollonius, ein alexandrinischer Judenchrist, trat zuerst zu Ephesus auf (Apostelg.