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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Arabĭen

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Arabien (Oberflächengestaltung)

ment, das den islamit. Völkern, namentlich den span. und ägypt. Arabern und den Türken, Indern und Persern eigen ist. Im 16. Jahrh. wurde es nach dem christl. Europa übertragen und fand namentlich in Deutschland lebhafte Fortbildung. Die Kupferstecher Peter Flötner (gest. 1546), A. Kirschvogel (gest. 1569) glänzten im Entwurf zierlicher A., die bald eine der beliebtesten Schmuckformen, namentlich für Eisenätzungen, Stickereien u. s. w. wurden. – Vgl. A. Lichtwark, Der Ornamentstich der deutschen Frührenaissance (Berl. 1888).

Im heutigen Sinne des Wortes findet die A. in allen Zweigen der Kunst Anwendung, besonders in der Kunstindustrie, auf Teppichen und Tapeten, auf glasierten Thongefäßen, auf Glas, im Mobiliar u. s. w. Ihre bevorzugte Stätte aber ist und bleibt, wie in der mohammed. Kunst, die ebene Fläche.

Arabĭen, von den Bewohnern Dschesiret el-Arab, d. h. die Insel Arabiens, von Türken und Persern Arabistan genannt, die südwestlichste große Halbinsel Asiens, die durch den Persischen Golf, als Teil des Indischen Oceans, von dem Kontinente Asiens getrennt wird und durch die Tiefebenen der syr.-arab. Wüste mit ihm zusammenhängt. Durch die Landenge von Sues, abgesehen vom Sueskanal, mit Afrika verbunden, nur durch das schmale, in der Straße von Bab el-Mandeb zu etwa 30 km verengte Rote Meer von diesem getrennt, bildet A. ein Übergangsglied zwischen Afrika und Asien. Die Halbinsel liegt zwischen 12° 45’ und 30° 25’ nördl. Br. und zwischen 32° 50’ und 58° 42’ östl. L. von Greenwich. Von den Küsten des Indischen Oceans nach NW. bis an die Grenzen der syr.-mesopotam. Wüste mißt sie 2325 km, vom Isthmus von Sues bis Basra etwa 1500 km; im Parallel von Dschidda beträgt ihre Breite über 2000 km. Den Flächeninhalt von A. mit der Sinaihalbinsel und der Syrischen Wüste schätzt man auf 3000000 qkm, also auf etwa ein Viertel von Europa. Das Ganze der Halbinsel läßt sich in folgende Abteilungen zerlegen: 1) El-Hidschr, im NW., oder Arabia petraea (von der Stadt Petra abgeleitet) mit etwa 7000 E., unter osman. Oberhoheit, ebenso wie 2) Hedschas, der Küstenstreif bis zu etwa 19° nördl. Br. und 41° östl. L. von Greenwich, einschließlich Mekka und Medina, 357194 qkm einschließlich der Sinaihalbinsel und Hedud, mit 400000 E.; ferner 3) Asir, 116176 qkm mit 400000 E., und 4) Jemen, 110120 qkm mit 600000 E., beide 1871‒73 von den Türken erobert, so daß das türk. Gebiet auf dieser Westseite 583490 qkm betragen würde. In der Mitte bildet den nördl. Teil 5) die Syrische Wüste oder das Gebiet der Scherarât-Beduinen, mit der ovalen Vertiefung Dschauf oder Dschof, mit etwa 28000 E., und die Wüste Nefud. 6) Das Reich Schemmer (Schemer) mit etwa 45000 Bewohnern und mit der Hauptstadt Haïl (Hayel). 7) Der Wahhâbitenstaat im Nedschd, 523098 qkm mit 1133000 E. und der Hauptstadt Er-Riad. Wegen des Despotismus haben sich Kasim, wahrscheinlich auch Harik, davon getrennt, so daß die Fläche sich um sehr Bedeutendes, die Bewohnerzahl um Weniges vermindert haben mag. Der ehemalige östl. Teil desselben, 8) El-Hasa oder Hadscher, 81328 qkm mit 218000 E. (Hauptstadt Hofuf), wurde 1871 von osman. Truppen erobert. 9) Der Staat des Sultans von Oman, fälschlich Imam von Maskat genannt, 210450 qkm mit 1 Mill. E. 10) Im Osten von Jemen an der hohen, gebirgigen Südküste das nur mangelhaft bekannte Mahra, dessen Bewohner einen besondern arab. Dialekt sprechen, und Hadramaut. 11) Zwischen diesen südlichsten Gebieten und dem Wahhâbitenstaat im Nedschd die gewaltigen Sandwüsten Dehna und Ahkaf. Außerdem führt der schmale, sandige Küstenstrich längs des Roten Meers den Namen Tihama, d. h. nach dem Meere hin abfallende Niederung. Ebenso wendet man die Bezeichnung El-Ahkaf, d. h. eine mit Sandbergen bedeckte Wüste, an; denn der Charakter der Sand- und Felswüste, welcher das süße Wasser gänzlich mangelt, ist der in A. häufig wiederkehrende, obwohl nach Palgrave drei Viertel von A. anbaufähigen Boden aufzuweisen haben. 12) Das engl. Gebiet von Aden.

Oberflächengestaltung. A. ist geologisch einfach gebaut. Den Grund bildet ein archäisches Urgebirge, welches im Innern von der Nefudwüste an gegen S. heraustritt und auch bei Maskat und gegenüber der Insel Mosera sich zeigt; ferner an den Rändern des Golfs von Akabah und auf der Sinaihalbinsel. Darüber ist einerseits eine große Sandsteindecke, andererseits eine Decke von Eruptivgesteinen gebreitet, die auch über den Sandstein gelagert ist. Dieser Sandstein bedeckt den ganzen Nordosten, die Lavamassen namentlich die Gegend südlich der Nefud, um Mekka und Medina. Der ganze Norden der Halbinsel, bis zu 28° nördl. Br., ist eine 900 m hohe Ebene, von niedrigen Hügelreihen durchschnitten. In 28° erhebt sich der gegen 1800 m hohe Dschebel Schammar, bestehend aus zwei hohen, von SW. nach NO. streichenden, granitischen, mit Buschwerk bekleideten Bergketten, Dschebel Adscha (350 m über der Ebene) und Dschebel Selma. Beide sind durch die Ebene Albatin voneinander getrennt. Im N. derselben dehnt sich die Wüste Nefud aus. Weiter nach S. bildet A. ein hohes, von Wadis durchschnittenes Plateau. Nur in zeitweise oder dauernd bewässerten, zum Bodenbau geeigneten Wadis findet sich eine seßhafte Bevölkerung. Ein breites Hochthal, reich bewässert und ergiebig an Korn und Früchten, senkt sich von den Radwabergen Asirs an nach O. zum Persischen Meerbusen hinab und teilt das ganze Hochland in ein nördliches und ein südliches. Dieses Hochthal soll den besten Teil der großen Landschaft Jemameh bilden. Das Hauptgebirge auf der Hochebene ist der Dschebel Imarieh oder El-Arid. Von Darijeh, wo der El-Arid nach N. als Dschebel Tuek sich wendet, scheint eine andere Kette, der Dschebel el-Tema, nach N. zu laufen. Im S. von West-Jemameh hat man eine, mit dem Dschebel Imarieh parallel, aber wohl 300 km davon entfernt laufende Kette in nordöstl. Richtung bemerkt, vielleicht den Dschebel Menakib der arab. Schriftsteller. Dschebel heißen auch die Terrassenabfälle der innern Hochebene gegen die Küsten hin, deren zackige Stufen Randgebirge bilden. Der Rand des Tafellandes im O. von Hedschas heißt Dschebel el-Hedschas; der im Dschebel Schar gegen 2300 m hohe, unter 24° nördl. Br. gelegene Teil desselben führt den Namen Dschebel Radwa. Östlich davon liegt auf der dritten, zwischen 1300 und 1625 m hohen Stufe Medina in 1000 m Höhe. Zwischen Mekka und Taïf heißt die Kette der Dschebel Kora. Von 19° nördl. Br. bis zur Meerenge von Bab el-Mandeb heißt das Gebirge Dschebel el-Jemen, der südlichste, zerrissene und an Gipfeln reiche Teil einfach El-Dschebel. Dieser steigt wohl zu 3200 m auf und wird in der Breite von Sana zu einem ausgedehnten Gebirgslande, welches zum Distrikt El-Dschof und den sandigen Ebenen von Mareb steil hinabfällt. Sana liegt 2200 m hoch, und die um dasselbe