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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Ariēl; Arĭer; Arĭes; Ariette; Arimaspen; Arimathīa; Ariminum; Arinagoto; Arīnos; Arīon; Ariōso; Ariosto

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Ariel – Ariosto

von der Zweigbahn Toulouse-Tarascon der Südbahn, im ganzen (1886) 69,9 km, und von (1888) 272,2 km Nationalstraßen durchzogen. Es besitzt von höhern Unterrichtsanstalten ein Lyceum und zwei Collèges und steht hinsichtlich der Volksbildung weit unter dem Durchschnittsstand des Landes; unter 1917 Rekruten (1888) waren 402 Analphabeten und bei 1476 Eheschließungen (1886) konnten 345 Männer und 642 Frauen ihren Namen nicht schreiben.

Ariēl (hebr., d. h. der Löwe Gottes) heißen mehrere Personen des Alten Testaments. Von Jesaias (29, 1) wird Jerusalem so genannt. Doch ist an dieser Stelle wahrscheinlich der Text beschädigt. In der kabbalistischen Dämonologie der spätern Juden bezeichnet A. einen Wassergeist. A. ist der Name eines Luftgeistes in Shakespeares «Sturm» und von hier in Goethes «Faust» übernommen. – A. heißt auch einer der Uranusmonde.

Arĭer (Sanskrit arya, gewöhnlich ārya; altpers. ariya; ostiran. airya, d. h. Herr), der Name, mit dem die indogerman. Bewohner Vorderindiens, Persiens und Ostirans sich selbst bezeichneten. Daher stammt auch der Name des Landes Irān, alt-ostiran. Airyana. Im Gegensatz zu den A. heißen die Völker anderer Rasse in Indien in ältester Zeit dasyu und dāsa, d. h. Sklave, später anārya, wie ostiran. anairya, d. h. nicht-arisch. In Indien ist A. später auch Bezeichnung eines Angehörigen der drei obersten Kasten im Gegensatz zu den Çūdra (s. d.).

In der neuern Sprachwissenschaft ist es zum Teil Gebrauch, mit A. sämtliche Indogermanen (s. d.) zu bezeichnen, doch ist die Bezeichnung Indogermanen oder Indoeuropäer vorzuziehen, da man unter A. in der Sprachwissenschaft in der Regel nur die ind.-iran. Indogermanen versteht.

Arĭes (lat.), der Widder, das männliche Schaf; in der Astronomie das erste Zeichen des Tierkreises (s. d.); in der alten Kriegskunst der Mauerbrecher (s. Widder).

Ariette (ital. arietta) heißt eine kleine, minder ausgeführte Arie (s. d.) von leichterm Gehalt.

Arimaspen, ein in mythisches Dunkel gehülltes Volk im äußersten Nordosten der Alten Welt. Nach Herodot waren sie einäugig und lebten in stetem Kampfe mit den goldhütenden Greifen, die sie zu berauben suchten. Vielleicht liegt dieser Erzählung die Kunde von goldgrabenden Völkern in Asien, am Ural oder Altai zu Grunde. – Vgl. Neumann, Die Hellenen im Scythenlande (Berl. 1855).

Arimathīa, Ort in Palästina (s. Rama).

Arimĭnum, Hafenstadt in Umbrien, das jetzige Rimini (s. d.), am Flusse Ariminus, dem jetzigen Marecchia, gelegen. Von den Umbriern gegründet, fiel es Anfang des 4. Jahrh. v. Chr. zugleich mit dem gesamten nördl. Italien in die Hände der Gallier, hundert Jahre später in die der Römer, die eine Kolonie daselbst gründeten.

Arinagoto, s. Amerikanische Rasse (S. 526 b).

Arīnos, der bedeutendste Quellfluß des Tapajoz, eines Nebenflusses des Amazonenstroms auf dessen rechtem Ufer, in dem brasil. Staat Mato Grosso, entsteht nördlich von Diamantino auf dem Arinosplateau in 14° südl. Br. Von den Quellen des A. sind die des zum Paraguay gehenden Cuyaba nur 285 m entfernt, so daß man auch hier schon in der Regenzeit über eine nur 4 Leguas lange Portage Boote hinübergeschafft hat. Der A. verbindet sich unter 10° 20′ südl. Br. mit dem Juruena und nimmt nun den Namen Tapajoz an.

Arīon, griech. Dichter und Musiker aus Methymna auf Lesbos, um 620 v. Chr., wird als Erfinder des kunstmäßigen Dithyrambus (s. d.) genannt. Besonders bekannt ist A. durch eine Sage, die schon von Herodot erzählt, von griech. und röm. Dichtern ausgeschmückt, auch in einem A. fälschlich zugeschriebenen Hymnus gefeiert, in neuerer Zeit namentlich von A. W. Schlegel und L. Tieck zu Balladen verarbeitet wurde. Nach der Sage wollten den A., der sich meist bei Periander von Korinth aufhielt, als er mit reichen Schätzen von Sicilien und Italien nach Korinth zurückfuhr, die Schiffer aus Habsucht töten. A. bat, noch einmal seine Kunst üben zu dürfen, trat festlich geschmückt, die Kithara in der Hand, auf das Verdeck und stürzte sich nach dem Gesange in das Meer. Aber ein Delphin nahm den Sänger auf den Rücken und trug ihn zum Vorgebirge Tänaron, von wo er nach Korinth zurückkehrte. Die Schiffer, die hier später ankamen und versicherten, daß sie A. wohl und gesund in Tarent verlassen hätten, ließ Periander an das Kreuz schlagen. Noch zur Zeit des Periegeten Pausanias stand bei Tänaron ein Denkmal aus Erz, das einen Mann auf einem Delphin reitend darstellte und für ein Weihgeschenk A.s galt. Dieses hat wohl die ganze Sage erst hervorgerufen.

Ariōso (ital.), ein arienmäßiger (s. Arie), kurzer Gesang, der nur aus einem Teil besteht, also ohne da capo ist. Statt A. und Ariette sagt man in neuerer Zeit Cavatine (s. d.).

Ariosto, Lodovico, ital. Dichter, geb. im Sept. 1474 zu Reggio in der Emilia, wo sein Vater, Niccolò degli Ariosti, einer altadligen Familie angehörig, Kommandant der Citadelle war. A. studierte seit 1489 die Rechte; mit 20 Jahren erhielt er vom Vater die Erlaubnis, sich ganz den schönen Wissenschaften zuzuwenden. Unter Leitung des trefflichen Gregorio von Spoleto machte er schnelle Fortschritte, wie schon 1496 die Ode an Philiroe und andere lat. Poesien zeigten, die aufs glücklichste die Alten nachahmen. 1502 war er Kapitän der Burg von Canossa und feierte die Hochzeit des Prinzen Alfonso von Este mit Lucrezia Borgia durch ein lat. Epithalam. 1503 trat er in den Dienst des Kardinals Ippolito von Este, Bruders Alfonsos. Seit 1506 dichtete A. fast nur noch italienisch. Damals beschäftigte ihn bereits die große ritterlich-romantische Dichtung «Orlando Furioso». Für die Theatervorstellungen am Hofe von Ferrara verfaßte er die Komödien «La Cassaria» (1508) und «I Suppositi» (1509), in der ersten durchaus, in der zweiten weniger abhängig von Plautus und Terenz. Es folgten die Lustspiele «Il Negromante» (1520), für Papst Leo Ⅹ. «La Lena» (1528 oder 1529) und «Gli Studenti», das er unvollendet ließ und sein Bruder Gabriele ergänzte; diese sind in reimlosen Elfsilbern (sdruccioli) geschrieben, und in dieser Form arbeitete er auch die anfangs in Prosa geschriebenen ersten zwei Komödien um. Das unstete Leben, zu dem ihn der Kardinal zwang, die vielen Reisen und Gesandtschaften mißfielen ihm auf die Dauer, und 1518 trat er in den Dienst des Herzogs Alfonso von Ferrara. Aber Geldverlegenheit bestimmte ihn 1522, das wenig passende herzogl. Kommissariat in der Garfagnana anzunehmen. Dies eben wieder gewonnene Bergland verwaltete er mit Eifer, konnte aber, inmitten zahlloser Banditen und des Zwistes des Adels, die Ordnung nicht herstellen. 1525 kehrte er nach Ferrara zurück und baute sich dort ein Häuschen