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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Barbatus; Barbauld; Barbe; Barbédienne; Barbencholera; Barbera; Barberey-St.Sulpice

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Barbatus - Barberey-St. Sulpice

Barbatus (lat.), bärtig, der Bärtige.

Barbauld (spr. -boh), Anna Letitia, geborene Aikin, engl. Schriftstellerin, geb. 20. Juni 1743 zu Kibworth-Harcourt in Leicester, veröffentlichte (Lond. 1773) stark religiös gefärbte «Poems», die viel Beifall fanden, ebenso wie die mit ihrem Bruder verfaßten «Miscellaneous pieces in prose» (ebd. 1773). 1774 heiratete sie Rochemont B., Dissentergeistlichen zu Palgrave in Suffolk, und begründete mit ihm eine Pensionsschule, was sie zur Herausgabe zahlreicher Jugendschriften führte, So verfaßte sie 1775 «Devotional pieces» aus Stoffen der Psalmen und des Buches Hiob, dann «Hymns in prose for children», in England oft gedruckt, auch viel übersetzt (z. B. italienisch, Lond. 1830; spanisch, ebd. 1827; französisch, ebd. 1828; deutsch von Jolowicz, Bromb. 1869); hierauf «Early lessons». Sie starb 9. März 1825. Erwähnung verdienen noch die poet. Epistel an Wilberforce «On the rejection of the bill for abolishing the slave-trade» (Lond. 1791) und die polit. Ode «Eighteen hundred and eleven» (ebd. 1811). Sie veröffentlichte den ausgewählten Briefwechsel Richardsons (1804) mit einer Biographie und eine Ausgabe der «British novelist» (50 Bde., Lond. 1810). Ihren poet. Schöpfungen fehlen Gedankentiefe und Kraft des Ausdrucks, aber sie sind einfach empfunden und nicht ohne Schwung. Ihr Leben beschrieb ihre Nichte Lucy Aikin (s. d.), die auch 1826 aus dem Nachlaß «A legacy for young ladies» drucken ließ, in der Gesamtausgabe der «Poetical works, correspondence and other prose pieces of A. L. B. » (2 Bde., Lond. 1825); eine Auswahl ihrer Schriften erschien als «The female speaker» (ebd. 1811).

Vgl. Le Breton, Memoir of Mrs. B., including letters and notices of her family and friends (Lond. 1874); Ellis, Life and Letters of Anna Letitia B. (1874); Murch, Mrs. B. and her contemporaries (Lond. 1877); Mrs. Ritchie, A book of Sibyls, I (ebd.1883).

Barbe (frz., eigentlich «Bart»), Streif von Spitzen in Frauenhauben, Frauenhüten u. dgl., auch Halsschmuck für Frauen. - In der Kupferstecherkunst der unebene Rand (Grat), der durch die Arbeit mit dem Stichel und der Nadel entsteht und durch das Schabeisen weggenommen werden muß.

Barbe (d. h. Oheim, Meister), Name für die Vorsteher der franz.-waldensischen Gemeinden im 15. Jahrh.

Barbe (Barbus), Gattung der Schlundblasenfische aus der Familie der Karpfen (s. d.), die durch zwei bis vier Bartfäden am Oberkiefer und die fast gleichlange, wenig ausgedehnte Rücken- und Afterflosse gekennzeichnet ist, von denen die erstere mit einem starken, am Hintergrunde gezähnten vordern Stachelstrahl versehen ist. Die Schlundzähne sind kegelförmig am Ende gekrümmt und stehen in drei Reihen; die Schwimmblase ist groß und geteilt. Von dieser Gattung finden sich an 200 Arten in den heißen und gemäßigten Teilen der Alten Welt, die meisten in Indien, dagegen kommt in Deutschland, Frankreich und England nur eine Art derselben vor, die Flußbarbe (Barbus fluviatilis Agass.; Barbus vulgaris Flem., s. Tafel: Fische I, Fig. 8), die in den meisten steinigen Flüssen des mittlern Europas als vorwiegend nächtlicher Grundfisch lebt und sich durch den vorstehenden Oberkiefer und wulstige Lippen auszeichnet. Ihr Körper ist schmal, gestreckt, olivengrün, an den Seiten grüngelb, die Seitenlinie schwarz punktiert, der Schwanz gabelig. Sie wird 40-70 cm lang und 1-12, ja 24 Pfd. schwer, wächst schnell, wird im dritten Jahr fortpflanzungsfähig und laicht im Mai und Juni. In schlammigen, ganz offenen Teichen gedeiht sie nicht. Sie gräbt sich gern in den Boden ein und lebt in Haufen gesellig. Um sie an der Angel zu fangen, wird sie mit Würmern oder sehr kleinen Fischchen geködert; wo sie, wie z. B. im Oberrhein, sehr häufig ist, fängt man sie mit Netzen. Ihr Fleisch ist weiß, weich, aber voller Gräten und nicht eben geschätzt, gilt aber für leicht verdaulich. Die schmackhaftesten B. soll die Weser liefern. Der Rogen ist, wenigstens zu gewissen Zeiten, schädlich, indem er die sog. Barbencholera (s. Fischgift) hervorruft. Über die Meerbarben s. d.

Barbe (spr. barb; aus dem lat. Barbera),Felseninsel in der Saône, im franz. Depart. Rhône, 3 km nördlich von Lyon und Lieblingsaufenthalt der Bewohner dieser Stadt, ist 560 m lang und 125 m breit, trägt zwischen wilden Felsenmassen die Ruinen einer Burg mit altem Turme, die Karl d. Gr. für sich bauen ließ. Er legte darin die erste, später als Librairie de Charlemagne sehr berühmte Bibliothek an. Auf der Insel befand sich auch eine Abtei, die, ebenso wie die Bibliothek, 1562 von den. Calvinisten verbrannt wurde.

Barbédienne (spr. -diänn), Ferd., franz. Bronzewarenfabrikant, begründete 1838 in Paris feine Fabrik, die wohl die erste ihrer Art in Europa ist. Sie widmete sich insbesondere der verkleinerten Wiedergabe plastischer Kunstwerke, wozu das Verfahren vom Associé Achille Collas erfunden wurde. So wurden über 1000 Gegenstände aus den europ. Museen in Bronze verkleinert, ebenso auch viele moderne Gegenstände. Die Fabrik pflegt nicht bloß das figürliche Genre, sondern auch Ornamentales, Gegenstände des Gebrauchs und des Luxus zum Schmuck der Wohnungen. Bereits 1870 beschäftigte sie mehr als 300 Arbeiter. Auf allen Weltausstellungen, zuletzt noch auf der Pariser von 1889, erschien sie mit ihren überaus mannigfachen Arbeiten. B. starb 21. März 1892 in Paris.

Barbencholera, s. Fischgift.

Barbera, G., Verlagsbuchhandlung mit Buchdruckerei und Buchbinderei in Florenz, im Besitz von Piero B. und Luigi B. Sie wurde 1854 von dem Vater derselben, Gaspard B., geb. 1818 in Turin, im Verein mit den beiden Brüdern Benjamin und Cölestin Bianchi gegründet und trug bis zum Austritt der letztern, 1859, die Firma Barbèra, Bianchi & Co. Hierauf war B. bis zu seinem Tode (13. März 1880) alleiniger Besitzer. Von ihm erschienen «Memorie di uno editore» (Flor. 1883). Auch Piero B. schrieb histor. Essays, namentlich über ältere ital. Buchdrucker und Verleger. Die Buckbinderei wurde von den Söhnen errichtet. Der Verlag umfaßt Schulbücher, histor., jurist. Werke, feinere Unterhaltungs- und belletristische Litteratur, Textausgaben ital. Klassiker (namentlich in der beliebten «Collezione Diamante», für die besondere Regale, Schränkchen und Kästchen geliefert werden), kritische Ausgaben derselben, die «Piccola Biblioteca del Popolo Italiano» (seit 1886; bis Ende 1891 39 Nummern), mit Beiträgen der hervorragendsten ital. Schriftsteller der Gegenwart u. a. Das Haus hat 1 Gas-, 1 Dampfmaschine, 10 Pressen, 12 Buchbindermaschinen und 80-90 beschäftigte Personen.

Barberey-St.Sulpice (spr. barbreh-ßäng ßülpihß), Dorf im Kanton und Arrondissement Troyes