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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Barmenit - Barnabiten

nen, die Erfindung des Eisengarns u. s. w. Die seit Anfang des 19. Jahrh, bestehenden chem. (Soda-) Fabriken erweiterten sich immer mehr, und zugleich entstanden eine Reihe Farbwarenfabriken, die, namentlich nach Erfindung der Anilinfarben, eine außerordentliche Ausdehnung gewannen. Mit Einführung der franz. Verwaltung war die Garnnahrung, oder die Zunft der Garnhändler und Bleicher, die später auch alle andern Industriezweige in sich schloß, aufgelöst worden. An ihre Stelle trat bis 1820 ein Handelsvorstand. 1830 wurde die Handelskammer von Elberfeld und B. (die zweitälteste in Deutschland) geschaffen, 1871 erfolgte die Abtrennung einer besondern Handelskammer für B. 1857 erhielt der Bürgermeister den Titel Oberbürgermeister, und 1861 wurde B. Stadtkreis.

Barmenit (Natrium chloro-borosum), Desinfektions- und Konservierungsmittel, nach Schwarz eine Mischung von Borax und Kochsalz, nach neuern Untersuchungen besteht es aus Borax, Borsäure, Kochsalz und etwas unterchlorigsaurem Natrium.

Barmer Missionsgesellschaft, s. Rheinische Missionsgesellschaft.

Barmherzige Brüder (in Frankreich Frères de la charité, in Italien Fate ben fratelli, in Spanien Hospitalarios), ein religiöser Orden, gestiftet von dem Portugiesen Johann Ciudad (später Juan de Dio, Johannes von Gott genannt), der, 1495 geboren, nach einem abenteuerlichen Leben durch die Bußpredigt des Juan de Avila bekehrt, sich seit 1540 zu Granada der Pflege armer Kranker widmete, für deren Unterhalt er bettelte. Von allen Seiten unterstützt, hinterließ er bei seinem Tode 1550 bereits einen festgegründeten Verein, der 1572 von Pius V. als Kongregation von Hospitaliterbrüdern nach der Regel des heil. Augustin anerkannt ward. Sein Stifter ward 1630 von Urban VIII. selig, 1690 von Alexander VIII. heilig gesprochen. Seit 1592 in eine span. Kongregation für Spanien und Amerika mit brauner und eine italienische für das übrige Europa mit schwarzer Ordenstracht geschieden unter je einem General in Granada und Rom, hat der Orden, besonders seit ihm 1624 sämtliche Privilegien der Bettelorden verliehen sind, sich über sämtliche Länder Europas und Amerikas verbreitet. Außer den drei gewöhnlichen Ordensgelübden legen sie noch das des Krankendienstes ab und Pflegen in ihren großartigen Hospitälern Angehörige aller Konfessionen. Diesem humanen Wirken verdankt auch der Orden, daß er alle Umwälzungen des kirchlichen und staatlichen Lebens überdauerte. Nur in Spanien wurde er 1856 und 1868 unterdrückt; seit dem steht er unter einem General in Rom. Er zählt über 1200 Mitglieder.

Vgl. Held, Kurze Geschichte der Heilanstalt der B. B. in Prag, nebst Rückblicken auf die Entstehung und Schicksale dieses Ordens überhaupt (Prag 1823).

Barmherzige Schwestern (frz. Sœurs oder Filles de la charité oder de la miséricorde), Kongregationen von kath. Jungfrauen, die sich der Krankenpflege widmen. Die älteste und verbreitetste ist von dem heil. Vincenz von Paul unter der Mitwirkung der Witwe Le Gras, geborene de Marillac, 1633 in Frankreich gegründet und 1668 vom Papste bestätigt (Filles de la charité, Vincentinerinnen, wegen ihrer grauen Kleidung auch Sœurs grises, Graue Schwestern genannt). Die Revolution unterbrach ihre Thätigkeit. Napoleon stellte sie 1807 wieder her. Sie hat jetzt Häuser in vielen europ. Ländern, auch in den andern Weltteilen. Einen besondern Zweig bilden die von dem Abt Louys von Estival 1652 gestifteten, auch in Deutschland verbreiteten Schwestern vom heil. Carlo Borromeo (Borromäerinnen). Außerdem giebt es noch einige weniger verbreitete Kongregationen. Im weitern Sinne heißen B. S. auch andere Genossenschaften, die sich ausschließlich oder vorzugsweise mit Krankenpflege beschäftigen, wie die Elisabethinerinnen (nach der heil. Elisabeth, Landgräfin von Thüringen, benannt), Hospitaliterinnen, Augustinerinnen, Franziskanerinnen, Cellitinnen. Im ganzen giebt es gegen 30000 B. S.

Vgl. Die B. S. in Beziehung auf Armen- und Krankenpflege (anonym [Cl. Brentano] Koblenz 1831). In der evang. Kirche ist eine Nachbildung des Ordens der B. S. durch das Institut der Diakonissinnen (s. d.) versucht worden.

Barmstedt, Flecken im Kreis Pinneberg des preuß. Reg.-Bez. Schleswig, an der Krückau, hat (1890) 2935 E., Post, Telegraph, königl. Präparandenanstalt (50 Schüler), Volksschule, Spar- und Leihkasse, Kreditverein; Färbereien, Schuhwarenfabriken und Lohgerbereien. Das auf einer Insel in der Krückau gelegene Schloß Rantzau, ehemals Residenz der Reichsgrafen von B., ist Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Altona). In einem nahen Gehölz bezeichnet ein Stein die Stelle, wo 1721 der Reichsgraf Christian Detlef erschossen ward.

Bärn (czech. Beroun), Stadt im Gerichtsbezirk Hof der österr. Bezirkshauptmannschaft Sternberg in Mähren, auf einer Anhöhe an der bei Olmütz zur March gehenden Feistritz, an der Wasserscheide zwischen Donau und Oder, an der Linie Olmütz-Troppau der Mährisch-Schles. Centralbahn, hat (1890) 3585, als Gemeinde 3862 deutsche E., Post, Telegraph; bedeutende Leinen- und Baumwollwarenindustrie, Zündwaren- und Korsettfabriken und Ackerbau.

Barnabas, eigentlich Joses, ein Levite von Cypern, einer der ersten apostolischen Missionare und Begründer der Christengemeinde zu Antiochia. Die spätere Überlieferung macht ihn zu einem der 70 Jünger Jesu. In der Apostelgeschichte wird er häufig als Gefährte des Paulus genannt, den er selbst von Tarsus zu seinem Beistande herbeigerufen hatte. Später trennten sich beide, da B. der Lehre des Paulus von der Aufhebung des mosaischen Gesetzes im Christentum nicht zustimmte und auf die Seite des Petrus trat. Sein Missionsgehilfe war Markus. Nach einer unverbürgten Sage soll B. zu Alexandria und Rom gepredigt und zuletzt auf Cypern den Märtyrertod erlitten haben. Eine andere Überlieferung macht ihn zum ersten Bischof von Mailand. Der unter dem Namen des B. erhaltene Brief, der durch allegorische Auslegung des alttestamentlichen Ceremonialgesetzes der buchstäblichen entgegentritt, ist wahrscheinlich in der Zeit Hadrians geschrieben (Ausgaben, s. Apostolische Väter).

Vgl. Braunsberger, Der Apostel B. (Main) 1876); Lipsius, Die apokryphen Apostelgeschichten und Apostellegenden, Bd. 3 (Braunschw. 1884); Weiß, Der Barnabasbrief kritisch untersucht (Berl. 1888).

Barnabiten, die 1530 von drei Mailänder Klerikern, Zaccaria, Ferrari und Morigia, zur Linderung von Kriegsnot gestifteten, 1533 von Papst Clemens VII. bestätigten regulierten Chorherren des heil. Paulus (Paulaner), nach der ihnen in Mailand 1545 eingeräumten Kirche des heil. Barnabas genannt. Sie widmen sich der