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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Beaumaris; Beau monde; Beaumont

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Beaumaris - Beaumont (Ortsname)

sein Vertrauen zog und ihm Kredit und Geld gewährte. Unter dem Vorwande, seine Schwester an ihrem ungetreuen Liebhaber Clavijo (s. d.) zu rächen, ging B. mit großen Geschäftsplänen und polit. Anschlägen nach Madrid (1704); diese schlugen fehl, doch gelang es ihm, Clavijo empfindlich zu züchtigen. Diese Episode hat B. 10 Jahre später mit dichterischer Ausschmückung in seiner vierten Denkschrift in Sachen Goezmanns dargestellt («Fragment sur mon voyage en Espagne»). Durch die Heirat mit der reichen Witwe Levesque, die er bald durch den Tod verlor (1770), verbesserte er seine Vermögensverhältnisse. Kurz vorher trat er, mitten unter Finanzspekulationen, mit dem Schauspiel «Eugénie» (1767) hervor, das eine Novelle Gil Blas' zu einem häuslichen Rührstück in der Manier Diderots verarbeitet. Der Erfolg war unbedeutend, aber größer als der des folgenden Dramas «Les deux amis» (1770). Zugleich regelte B. seine Beziehungen zu Duverney, der ein Guthaben B.' von 15000 Livres anerkannte. Duverney starb 2 Monate später (Juli 1770), sein Erbe Graf La Blache bestritt die Forderung B.'. Es kam zur Klage; B. gewann in erster Instanz, in zweiter (beim Parlament Maupeou) verlor er. Aufgebracht, verschwieg er nicht, daß er, um Gehör bei dem Prozeßreferenten Rat Goezmann zu erlangen, dessen Frau 100 Louisdor, eine Uhr mit Brillanten und 15 Goldstücke für den Schreiber hatte überreichen lassen. Als das Urteil ungünstig auffiel, hatte B. alles, nur nicht die 15 Goldstücke, zurückerhalten. Goezmann sah sich gezwungen, gegen B. wegen Verleumdung und Bestechungsversuch Klage zu erheben; seine Frau leugnete, etwas von den 15 Louis zu wissen. Aber B. gewann mit einem Schlage die Öffentlichkeit, indem er die Abneigung gegen das Parlament Maupeou ausbeutete, sich in vier Denkschriften («Mémoires», 1774; neue Ausg. von Ste.-Beuve 1878; dazu später «Suite de Mémoires» 1778; neu hg. 5 Bde., 1867; von Ste.-Beuve 1873) glänzend verteidigte und mit Witz und Laune die Schliche und Unlauterkeiten seiner Gegner und zugleich als Anwalt der Nation die Verkommenheit der Rechtspflege aufdeckte (vgl. de Royer, Étude sur les mémoires de B., Par. 1872; Barberot, B. avocat, Dijon 1886). B. wurde allerdings zur Blâme (s. d.) verurteilt, aber vor der öffentlichen Meinung hatte er den Prozeß gewonnen, von der Menge, von den Aristokraten, von Prinz Conti wurde er als Wohlthäter des Vaterlandes gefeiert. Ludwig ⅩⅤ. und sein Nachfolger verwendeten ihn als geheimen Agenten in London und in Wien. Hier suchte er Maria Theresia zur Unterdrückung einer gegen Marie Antoinette gerichteten Schmähschrift zu bestimmen; doch schickte ihn Kaunitz bald heim, und nun entwickelte B. seine fruchtbarste und gewinnbringendste Thätigkeit als Reeder und Kaufmann, indem er, heimlich von der franz. Regierung unterstützt, den aufständischen Nordamerikanern Kriegsbedürfnisse zuführte. Inmitten dieser Geschäfte brachte das Théâtre français B.' «Le Barbier de Séville» (Febr. 1775), der, schon 1772 angenommen und ursprünglich Spieloper gewesen, nun als Lustspiel durch seine natürliche Heiterkeit einen großen Erfolg davontrug. 1776 wurde das wider B. im Prozeß Goezmann ergangene Urteil aufgehoben; auch gewann er (Juli 1778) seinen vor das Parlament von Aix zur Revision gewiesenen Prozeß gegen La Blache. Dagegen wurde die gleichzeitig begonnene, in Kehl gedruckte Voltaire-Ausgabe, großartig angelegt, aber verfehlt in der Ausführung, ein Mißerfolg, der ihm fast eine Million kostete. Der größte Triumph seines Lebens, die Aufführung von «Le mariage de Figaro», 27. April 1784, konnte ihn entschädigen. Sieben Jahre hatte der Kampf gegen König und Behörden gewährt, bis er das Stück auf die Bühne bringen durfte. Es war mehr als ein von Geist, Witz und Leben übersprudelndes lustiges Spiel, es war ein polit. Gelegenheitsstück, das durch seine eigenen Gestalten und Situationen schon wirkte, aber in dein zugleich der Plebejer Figaro sich lustig machen durfte über alle Mißbräuche der Günstlingswirtschaft, über die geistige Bedrückung, die Willkürherrschaft in Amt und Gericht des «Ancien régime». Mit dem Welterfolg des «Figaro» war B. auf den Gipfel seines Glücks gelangt. Die Oper «Tarare», zu der Salieri die Musik komponierte, wurde mit allen Künsten der Reklame auf die Bühne gebracht (Juni 1785), machte aber nur vorübergehend Aufsehen; in seinen Denkschriften gegen Kornmann (1787), die er für dessen treulose Gattin schrieb, zog er gegen Bergasse den kürzern. Nach Ausbruch der Revolution kam er durch seinen Reichtum und palastartigen Wohnsitz am Boulevard St. Antoine (jetzt B.) vielfach in Gefahr und Ungelegenheiten. In seiner 1792 gespielten rührseligen Fortsetzung des «Figaro», «La Mère coupable», ist der Inhaber dieses Namens ein witzloser Moralist geworden. B. hoffte damals ein glänzendes Geschäft mit der Regierung durch einen Flintenankauf in Holland zu machen, aber man traute ihm nicht recht, und er geriet von einer Schwierigkeit in die andere, wurde unter der Beschuldigung, die Republik übervorteilt zu haben, verhaftet, entfloh nach London und kehrte zurück, um sich in «Mémoires, ou mes six époques» (1793) zu rechtfertigen. Man zog die Anklage zurück, bald aber mußte er wieder fliehen, kam nach Hamburg und lebte in größter Dürftigkeit, bis er 1796 zurückkehren durfte. In den letzten Lebensjahren fast ganz taub, starb er 19. Mai 1799 zu Paris. B.' Werke gaben Gudin de la Brenellerie (7 Bde., Par. 1809), Moland (1874), Fournier (1876) heraus, die drei Figarostücke als «Œuvres choisies» David (1884), sein «Théâtre» Ste.-Beuve (1866) und d'Heylli und Marescot (4 Bde., ebd. 1869–75), eine «Bibliographie des œuvres de B.» Cordier (1883). Von Verdeutschungen der «Hochzeit des Figaro» (s. Mozart) sei nur die von Dingelstedt (1865) genannt. – Vgl. Loménie, B. et son temps (3. Aufl., Par. 1873); Huot, B. en Allemagne (ebd. 1869); Bettelheim, Beaumarchais (Frankf. 1886); Bonnefon, Beaumarchais (mit Briefen und Dokumenten, Par. 1887); Lintilhac, B. et ses œuvres (ebd. 1888); Gudin de la Brenellerie, Histoire de B. (hg. von Tourneur, ebd. 1888).

Beaumaris (spr. bomähriß) oder Bewmorris, Hauptstadt von Anglesey (s. d.).

Beau monde (frz., spr. boh mongd), die schöne Welt, d. h. die vornehme, feine Gesellschaft.

Beaumont (spr. bomóng; lat. Bellus mons oder Belmontium, d. i. Schönberg), häufiger Ortsname in Frankreich. 1) Beaumont-de-Lomagne (spr. -manj), Hauptstadt des Kantons B. (229,70 qkm, 18 Gemeinden, 10417 E.) im Arrondissement Castelsarrasin des Depart. Tarn-et-Garonne, 28 km im WSW. von Montauban, 135 m hoch am linken Ufer der Gimone, in einem fruchtbaren, überaus anmutigen Thale und regelmäßig gebaut, hat (1891) 3202, als Gemeinde 4040 E., Post und Telegraph; Wollspinnerei, Tuchfabrikation, Gerberei und Fayence-^[folgende Seite]