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Berauschende Mittel – Berberin
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Beraun'
czech. E., in Garnison ein Bataillon des 88. böhm. Infanterieregiments «Freiherr von Teuchert-Kaufmann», Post, Telegraph, Dekanatkirche mit wertvollen
Gemälden (van Dyck); eine bedeutende Spinnerei, Fabrikation von Baumwollwaren, Parketten und Zucker, Kunstmühlen, Brauerei, Kalkbrennerei und in der
Nähe Steinbrüche, Hoch- und Kalköfen. Am Berge Krušná Hora (Erzberg) wird vorzüglicher Roteisenstein gewonnen. Hier beginnt auch die Kohlenformation. –
Im J. 708 gegründet, im 13. Jahrh. an einer Stelle, wo eine Furt an der B. stand, von Deutschen besiedelt, erhielt B. vom Könige Wenzel II. die
Marktgerechtigkeit und andere Freiheiten und wurde später vom Kaiser Karl IV., der die Stadt sehr liebte und sie
Verona mea nannte, zur Kreisstadt erhoben. In der Hussitenzeit (1421) wurde B. von den Pragern und Taboriten unter
Žiška belagert und nach verzweifelter Gegenwehr 26. März erstürmt; 1620 fiel es dem sog. Passauer Kriegsvolk zur Beute.
Berauschende Mittel (Inebrantia), diejenigen diätetischen und pharmaceut. Mittel, welche
den unter dem Namen Rausch bekannten Zustand der Exaltation und Überreizung der Hirnthätigkeit hervorzurufen
vermögen. Zu ihnen gehören vor allen der Alkohol und die alkoholhaltigen Getränke, der Äther und gewisse Narkotika (Opium, Haschisch, Fliegenschwamm
u.a.); auch die Kohlensäure, in größern Mengen dem Magen einverleibt, vermag eine leicht berauschende Wirkung zu entfalten (sog.
Brunnenrausch beim Trinken kohlensäurereicher Quellen). Über die durch gewohnheitsmäßigen Mißbrauch der
berauschenden Mittel entstehenden Schäden und Krankheiten s. Alkoholismus.
Berber, Dar B., Landschaft in Nubien, am Nil unterhalb der Mündung
des Atbara. Der Hauptort am Nil, B., besteht aus ärmlichen Erdhütten, ist aber ein nicht unwichtiger Handelsplatz mit über 10000 E. und zwei Bazaren; von
hier aus führt die verkehrsreichste, 420 km lange Karawanenstraße vom Nil zum Roten Meere nach Suakin. Seit Juni 1884 befindet sich B. mit der ganzen
Landschaft B. in der Gewalt der Mahdisten, nachdem General Graham im März 1885 vergebens gegen Osman Digma versucht hatte, von Suakin aus nach B.
vorzudringen.
Berbĕra, Hafen- und Handelsplatz am Golf von Aden an der Somalküste, 270 km südlich von Aden, liegt im
Hintergrunde einer durch eine schmale Landzunge im N. geschützten und gegen W. geöffneten, 7 km langen, 2 km breiten, 20–25 m tiefen Bucht. Die
Umgebung ist flach und sandig, im S. und SO. von terrassenartig ansteigenden Ebenen und Gebirgen umsäumt. Die flache Landzunge enthält an der Basis die
überfluteten Reste der verfallenen Niederlassung Hellet-Abbas. Letztere war wahrscheinlich auf den Trümmern des
antiken Malao im Lande Barbarica erbaut, welches die Griechen durch die Handelsfahrten der Ptolemäer kennen lernten und bis zum Vorgebirge Aromata,
dem jetzigen Kap Guardafui, auch das Weihrauchsland nannten. Einige Ruinen und die Reste einer jetzt von den Engländern wiederhergestellten Wasserleitung
deuten auf eine schon frühe Bedeutung des Ortes. B. ist einer der geräumigsten und besten Häfen der ganzen Somalküste; jährlich im Oktober findet ein
großer Markt statt, zu welchem gegen 30000 Menschen sich versammeln; der Warenumsatz ↔ betrug 1885 gegen 5200000 M. Ein anderer
Handelsplatz ist das 75 km entfernte Bulhar an der Küste, das keinen Hafen besitzt. Hier treffen von Süd und West die
Karawanen ein, vom Oktober bis Januar, und hier kommt auch eine gewaltige Menge von Geschäftslustigen zusammen, oft bis zu 15000. Außer dem
trefflichen Hafen bietet B. ein gesundes Klima, süßes Wasser und fruchtbaren Boden. Nachdem B. im Sommer 1875 von ägypt. Truppen besetzt worden und
auch die Stadt Zeila unterworfen war, ließ der Chediv die umliegende Landschaft als ägypt. Provinz mit B. als Hauptort organisieren. Aber schon 1884 nahm
England von B. und Zeila Besitz, und von dieser Zeit datiert der neue Aufschwung des dortigen Handels. (S. Somalland.)
Berber-Baschi («Oberbarbier»), der Titel des türk. Hofbediensteten, dem die Pflege des Bartes und Haupthaars des Großherrn
obliegt. Der B. geht, wie alle um die Person des Sultans dauernd beschäftigten männlichen Diener, aus dem Pagenkorps der Chass-Oda (großherrliche
Wohngemächer) hervor und nimmt unter den betreffenden 12 Ehrenämtern die 10. Stelle ein. Ihm voran geht der Tyrnaktschi-Baschi, der die Nägel des
Sultans an Fingern und Zehen zu besorgen hat.
Berberei, die allgemeine Bezeichnung für den vorwiegend von Berbern (s. d.) bewohnten nordwestl. Teil von
Afrika, zwischen Mittelmeer und Sahara, der, außer im O., vom System des Atlas durchzogen wird und Algerien, Marokko, Tunis, Tripolis umfaßt. Als im Laufe
des 16. Jahrh. sich die Osmanen der Oberherrschaft auch in diesem Teile Nordafrikas bemächtigt und den Seeraub vollständig organisiert hatten, kam im
Abendlande die Namensform Barbarei für das Land und Barbaresken für die
einzelnen Staaten, namentlich für die sog. Raubstaaten Algier, Tunis und Tripolis auf, indem man dabei an den barbarischen Despotismus der Herrscher sowie
an die grausame Behandlung der Christensklaven dachte. (S. Marokko, Tunis, Tripolis.)
Berberidēen (Berberidĕae), Pflanzenfamilie aus der Ordnung der
Polycarpen (s. d.) mit gegen 100 Arten in den gemäßigten Zonen der Alten und Neuen Welt. Es sind strauch- oder krautartige Gewächse
mit einfachen oder gefiederten Blättern und zwitterigen meist lebhaft gefärbten, ansehnlichen in Trauben oder Rispen, selten einzeln stehenden Blüten. Die
Frucht ist in der Regel eine Beere.
Berberīn, C20H17NO4, ein Alkaloid,
das sich in der Wurzel von Jatrorhiza calumba Roxb. (der
Colombowurzel, s. d.), ferner in der Wurzelrinde von Berberis vulgaris
L. und mehrern andern Wurzeln und Holzarten findet. Aus der Wurzel von
Berberis vulgaris stellt man es dar, indem man das weingeistige Extrakt derselben zur Trockne verdampft, den Rückstand
mit Kalkmilch auskocht und das Filtrat mit überschüssiger Salzsäure vermischt; es entsteht dadurch sofort ein amorpher Niederschlag, der durch Filtration
beseitigt wird, worauf nach mehrtägigem Stehen salzsaures B. in goldgelben Krystallen anschießt. Die Lösung des Malzes, mit Bleioxydhydrat digeriert, läßt
nach dem Erkalten die freie Basis krystallisieren. Die schön hellgelb gefärbten Krystallnadeln verlieren bei 100° ihr Krystallwasser, sind in 500 Teilen kaltem,
leicht in heißen Wasser, schwer in Alkohol löslich, unlöslich in Äther, Schwefelkohlenstoff, Petroleumäther. Das B. bildet mit fast allen Säuren schön
krystallisierende Salze.