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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bernstorff

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Bernstorff (Geschlecht) - Bernstorff (Christian Günther, Graf von)

scharfrandig ist. Die über den größten Teil der Erde verbreiteten Arten (etwa 160) leben amphibisch am Ufer der süßen Gewässer auf und von Pflanzen.

Bernstorff, altes Geschlecht, dessen Glieder seit dem 12. Jahrh, als Herren zu B. und Teschow in Mecklenburg bekannt sind. Andreas Gottlieb von B., geb. 1640, wurde 8. Okt. 1716 in den Reichsfreiherrenstand erhoben und starb 1726 als hannov. Staatsminister. Da er keine Söhne besaß, so vererbte er das von ihm gestiftete Familienfideikommiß Gartow-Wotersen auf seinen Schwiegersohn und Neffen Freiherrn Joachim von B. auf Rüting (1678-1737). Dessen Söhne, Joh. Hartwig Ernst von B. (s. d.) auf Wotersen und Andr. Gottlieb von B. auf Gartow (1708 -1768), wurden 14. Dez. 1767 mit ihren Nachkommen in den Lehnsgrafenstand erhoben. Joh. Hartwig Ernst starb ohne Nachkommen; Andr. Gottlieb hinterließ zwei Söhne, die Stifter der beiden Linien des Geschlechts.

Die ältere oder gartowsche Linie wurde von Graf Joachim Bechtold von B. (geb. 1734, gest. 3. Dez. 1807) begründet. Sein Enkel war Graf Bechtold von B. (geb. 25. Okt. 1803, gest. 24./25. Juni 1890), bis 1866 erbliches Mitglied der hannov. Ersten Kammer und Mitglied des Staatsrats, Reichstagsabgeordneter; dessen Sohn, Graf Joachim von B., geb. 31. Mai 1834, ist seit dem Tode seines Bruders Ernst (gest. 1892) Haupt der Linie; sein Bruder, Berthold Graf von B. (geb. 21. Jan. 1842), ist seit 1893 Mitglied des Reichstags (Welfe).

Die jüngere oder wotersensche Linie hatte den zweiten Sohn von Andr. Gottlieb, Andr. Peter von B. (s. d.), zum Stifter. Er hinterließ fünf Söhne:

1) Johann Hartwig Ernst, Begründer der Speciallinie Gyldensteen-Wotersen, jetzt durch dessen Enkel, den Grafen Johann von B., geb. 18. Jan. 1815, vertreten. 2) Graf Friedrich von B. (geb. 24. Juli 1773, gest. 3. April 1838) stiftete die Speciallinie Dreylützow-Stintenburg, an deren Spitze jetzt sein Enkel, Graf Hermann von B., geb. 12. Sept. 1856, steht. Dieser Linie gehört auch Graf Albrecht von B. (s. d.) an. 3) Graf Magnus Karl von B., Erbherr auf B. in Seeland und dän. Oberst, gest. 8. Dez. 1836, von dem noch ein Enkel, Magnus, geb. 14. Sept. 1841, preuß. Oberstlieutenant a. D., lebt. 4) Der preuß. Minister Graf Christian Günther von B. (s. d.). 5) Graf Joachim Friedrich von B., geb. 5. Okt. 1771, starb 26. Okt. 1835 als dän. Geh. Konferenzrat und Gesandter am österr. Hofe.

Bernstorff, Albr., Graf von, preuß. Diplomat und Minister, Neffe des preuß. Ministers Christian Günther von B., geb. 22. März 1809, stammte aus der Linie Dreylützow-Stintenburg. Er begann seine diplomat. Laufbahn 1832 als Attaché der preuß. Gesandtschaft in Hamburg, kam dann nach dem Haag, München, Petersburg und Paris, und nachdem er 1840 in besonderer Mission nach Neapel, 1842 nach Paris gesandt worden, arbeitete er bis 1845 als vortragender Rat im auswärtigen Ministerium und ging dann als Gesandter nach München, 1848 nach Wien. Nach der Konvention von Olmütz auf Veranlassung des Fürsten Schwarzenberg, dessen Politik er bekämpfte, zurückberufen, vertrat er im Winter 1851-52 Berlin als Mitglied der Ersten Kammer. Als preuß. Gesandter kam er 1852 nach Neapel, 1854 als Nachfolger Bunsens nach London. Im Okt. 1861 wurde B. Minister des Auswärtigen und ging, als 1862 das liberale Kabinett zurücktrat, in das konservative Ministerium von der Heydt-Roon über. Er schloß die Handelsverträge mit China und Japan ab, und seiner Thätigkeit war es auch wesentlich zuzuschreiben, daß der Handelsvertrag mit Frankreich zum Abschluß kam. Auch in den kurhess. Verfassungsstreit griff er mit Erfolg ein; vor einem entschiedenen Vorgehen gegen Österreich scheute er freilich zurück. Nach dem Rücktritt des Herrn von der Heydt im Sept. 1862 reichte auch Graf B. seine Entlassung ein und kehrte auf seinen Botschafterposten nach London zurück, wurde Ende 1867 zum Botschafter des Norddeutschen Bundes daselbst ernannt und 1871 in gleicher Eigenschaft für das Deutsche Reich bestätigt. B. starb 26. März 1873 zu London. - Sein Sohn, Andreas Graf von B. (geb. 20. Mai 1844), ist seit 1893 Mitglied des Reichstags, in welchem er der Reichspartei angehört.

Bernstorff, Andr. Peter, Graf von, dän. Staatsmann, Bruderssohn von Joh. Hartwig Ernst von B., geb. 28. Aug. 1735 zu Gartow im Herzogtum Braunschweig-Lüneburg, trat, nach Vollendung seiner Universitätsstudien und mehrfachen Reisen in England, der Schweiz, Frankreich und Italien, 1759 in dän. Dienste. Schon 1767 war sein Vater, zugleich mit dem Oheim, in den dän. Grafenstand erhoben; 1769 wurde der jüngere B. zum Geheimrat ernannt, bei Struensees Eintritt ins Ministerium erhielt aber auch er seine Entlassung. Nach des letztern Sturz 1772 zurückgerufen, stieg er bald zum Minister auf. Er brachte im Vertrag von Zarskoje-Selo 31. Mai 1773 die schon von seinem Oheim begonnenen Unterhandlungen wegen Austausch des gottorpschen Anteils von Holstein gegen Oldenburg und Delmenhorst zu einem günstigen Abschluß und bewirkte (9. Juli 1780) das Bündnis zwischen Dänemark, Rußland und Schweden, genannt die «bewaffnete Neutralität». Als aber infolge einer gleichzeitig mit England getroffenen Übereinkunft Rußland sich wiederum verletzt fühlte, überwarf sich B. mit der zu Rußland haltenden Königin-Witwe Juliane Marie und dem Staatssekretär Guldberg, weswegen er (Nov. 1780) seine Entlassung nahm; doch wurde er nach der Mündigkeitserklärung Friedrichs VI. 1784 wieder in seine frühere Stellung zurückberufen, die er nun bis zu seinem 27. Juni 1797 erfolgten Tode innebehielt. Sein Wirken als Minister ist dadurch ausgezeichnet, daß er den im 18. Jahrh. auftauchenden humanen Anschauungen praktische Geltung zu verschaffen suchte. Er setzte die von seinem Oheim und einigen Gleichgesinnten begonnene Befreiung des dän. Bauernstandes durch (Gesetz vom 20. Juni 1788) und bereitete die Aufhebung der Leibeigenschaft in Schleswig und Holstein vor, die (19. Dez. 1804) nach feinem Tode erfolgte. Auch trat er jeder Beschränkung der persönlichen und Gedankenfreiheit energisch entgegen; ebenso eifrig förderte er den innern Wohlstand Dänemarks, Handel wie Industrie und Ackerbau. - Vgl. Eggers, Denkwürdigkeiten aus dem Leben des Staatsministers von B. (Kopenh. 1800).

Bernstorff, Christian Günther, Graf von, dän. und preuß. Staatsmann, geb. 3. April 1769 in Kopenhagen als Sohn des dän. Ministers Grafen Andreas von B., der ihn schon 1787 in die diplomat. Laufbahn einführte. Von 1789 bis 1794 war er in Berlin zuerst Legationssekretär, dann Gesandter, ging dann in gleicher Stellung nach Stockholm, wurde 1797 nach dem Tode seines Vaters Staatssekretär und 1800 Minister der auswärtigen Angelegenheiten, die er bis 1810, in einer für die dän. Politik wenig glücklichen Zeit, leitete.