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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Bindehaut - Bingen

störung des Unterhautzellgewebes. Die Behandlung erfordert möglichst frühzeitige große Einschnitte zur Entleerung des Eiters sowie sorgfältige antiseptische Verbände. Einen mehr schleichenden Verlauf nehmen die sog. interstitiellen Entzündungsprozesse, welche in dem Bindegewebe der innern Organe (Leber, Nieren, Lungen, Herz u. a.) auftreten; sie führen meist zur narbigen Schrumpfung oder Cirrhose (s. d.) des betreffenden Organs.

Bindehaut, s. Auge (Bd. 2, S. 106a).

Bindehautentzündung, Bindehautkatarrh, s. Augenentzündung.

Bindeisen, in der Glasfabrikation, s. Glas.

Bindemittel, flüssige oder knetbare Massen, die, zwischen die Berührungsflächen der zu verbindenden Körper gebracht, nach dem Erhärten eine feste Verbindung herstellen. Dazu ist notwendig, daß die B. an sich eine genügend große Kohäsion sowie eine genügende Adhäsion in Bezug auf die zu verbindenden Körper besitzen. Im Bauwesen gebraucht man zur Verbindung der Bausteine die Mörtel (s. d.) und Cemente (s. d.), in andern technischen Zweigen verschiedene Kitte (s. d.). - In der Malerei heißen B. die Substanzen, die den Farben beigemischt werden, um sie flüssig und haftend zu machen, wie Öl, Harz, Leim u. a., s. Ölmalerei und Tempera.

Binder, als Stein, s. Steinverbände; B., als Balken, s. Dachstuhl.

Binderbarte, Breithacke, ein dem Breitbeil (s. d.) ähnliches Böttcherwerkzeug, das gewöhnlich eine 270 mm lange bogenförmige Schneide und einen 450-600 mm langen Stiel hat.

Binderei, derjenige Zweig des Gartenbaues, der sich mit der Zusammenstellung abgeschnittener Blumen und sonstiger Pflanzenteile zu Bouquets, Kränzen u. s. w. befaßt. Man unterscheidet B. mit frischem und getrocknetem Material. Zu ersterer finden frische Blumen, grüne und bunte Blätter, beblätterte Zweige und zierende Fruchtstände Verwendung, während sich das getrocknete Material aus eigens dazu hergerichteten Blumen, Blättern, Gräsern, Moos und Früchten zusammensetzt, selbst künstliche Blumen aus Papier oder Stoff sind nicht ausgeschlossen. Die künstlich getrockneten Pflanzenteile kommen entweder in natürlicher Färbung, oder durch Schwefeldämpfe, wie auch auf andere Art gebleicht zur Verarbeitung; ferner werden sie vielfach einer künstlichen Färbung, Bronzierung, Versilberung und Vergoldung unterworfen, und ansehnliche Fabrikbetriebe sind mit der Herstellung dieses verschiedenartigen Materials thätig. Hauptsächlich ist Erfurt als Fabrikplatz für diese Artikel hervorzuheben, von wo aus hiermit wie auch mit fertigen Makartbouquets (s. d.) ein bedeutender Exporthandel betrieben wird. Die B. wird in größern Städten als eigener Geschäftszweig betrieben. An kleinern Plätzen wird die B. meist als Nebenzweig der Gärtnerei gehandhabt.

Bindergespärre, s. Gebinde und Sparren.

Bindermesser, ein Werkzeug zum Bearbeiten der Reifen, zum Behauen und Spalten kleiner Holzstücke, auch zum Ein- und Ausschlagen der Spunde sowie zu einer Anzahl kleinerer Arbeiten. Es ist einseitig zugeschärft; mit der schwächern Spitze, an der die Schneide fortgesetzt ist, erfaßt man die Faßspunde, um sie auszuheben. Mit dem breiten Rücken des B. lassen sich die Spunde wieder einschlagen. (S. vorstehende Figur.) <abbildung type="Textfigur" x=59 y=1131 width=300 heigh=104>Bindermesser.</abbildung>

Binderstoßbank, s. Hobel.

Bindesalat, s. Gartensalat.

Bindewort, s. Konjunktion.

Bindfaden-Telephon, s. Telephon.

Binding, Karl, Kriminalist, geb. 4. Juni 1841 zu Frankfurt a. M., besuchte das Gymnasium daselbst und studierte in Göttingen und Heidelberg Jurisprudenz und Geschichte. 1864 habilitierte er sich zu Heidelberg besonders für die kriminalistischen Fächer mit der Abhandlung «De natura inquisitionis processus criminalis Romanorum», wurde 1866 ord. Professor in Basel, 1870 in Freiburg i. Br., 1872 in Straßburg, 1873 in Leipzig. Er schrieb: «Das Burgundisch-Romanische Königreich» (Bd. 1: «Geschichte»; mit einer Beilage W. Wackernagels über die Sprache und Sprachdenkmäler der Burgunden, Lpz. 1868), «Die Normen und ihre Übertretung» (Bd. 1: «Normen und Strafgesetze», ebd. 1872; 2. Aufl., 1890; Bd. 2: «Schuld und Vorsatz», 1877), «Der Entwurf eines Strafgesetzbuchs für den Norddeutschen Bund in seinen Grundsätzen beurtheilt» (ebd. 1870), «Der Antagonismus zwischen dem deutschen Strafgesetzbuchs und dem Entwurfe des bad. Einführungsgesetzes dazu» (Freiburg 1871), «Die gemeinen deutschen Strafgesetzbücher vom 26. Febr. 1876 und vom 20. Juni 1872. Einleitung» (2. Aufl., Lpz. 1877), «Die drei Grundfragen der Organisation des Strafgerichts» (ebd. 1876), «Grundriß des gemeinen deutschen Strafrechts. Ⅰ. Einleitung und allgemeiner Theil» (4. Aufl., ebd. 1890), «Grundriß des deutschen Strafprozeßrechts» (3. Aufl., ebd. 1892), «Die Gründung des Norddeutschen Bundes» (ebd. 1889), «Die Ehre und ihre Verletzbarkeit» (ebd. 1892). Unter seiner Leitung erscheint ein «Systematisches Handbuch der deutschen Rechtswissenschaft» (ebd. 1883 fg.). Die von B. in seinem durch Scharfsinn und Gesetzeskunde ausgezeichneten «Handbuch des Strafrechts» (Bd. 1, ebd. 1885) verfochtene Normentheorie hat zu tieferer Erfassung der Gesetzgebungstechnik Anlaß gegeben.

Bindraban, s. Mathura.

Bindung, in der Weberei der Allgemeinbegriff desjenigen Gesetzes, nach dem die gegenseitige Verschränkung von Ketten und Schußfäden bestimmt ist; z. B. Leinwand-, Köper-, Atlas-, Kreppbindung (s. Fadengebilde).

Binge, s. Pinge.

Bingelkraut, s. Mercurialis.

Bingen. 1) Kreis in der hess. Provinz Rheinhessen, hat (1890) 37131 (17978 männl., 19153 weibl.) E., 2 Städte und 24 Landgemeinden. - 2) Kreisstadt im Kreis B., in reizender Umgebung links am Rhein, an der Mündung der Nahe, über die die alte sog. Drususbrücke und eine Eisenbahngitterbrücke nach Bingerbrück (s. d.) führt, an den Linien Frankfurt-Mainz-Bingerbrück (68,7 km) und B.-Worms (63,4 km) der Hess. Ludwigsbahn, ist Station der Rheindampfschiffahrt (Mannheim-Köln-Rotterdam) und hat (1890) 7664 (3527 männl., 4137 weibl.) E., darunter etwa 800 Evangelische und 700 Israeliten, Post erster Klasse, Telegraph, Kreisamt, <abbildung type="Textfigur" x=404 y=1052 width=102 heigh=150>Bingen.</abbildung>