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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Blaufisch - Blaurer

stutzte Schnauze, die sehr wenig verlängerte Oberkinnlade, sehr dünne hinfällige Zähne auf der Innenseite der Zwischenkiefer, feine Zähne auf der Zunge, einen langgestreckten Körper und dünnen Schwanzstiel von den übrigen Arten unterscheidet. Der sehr geschätzte Tafelfisch, der bis 80 cm Länge und 3 kg Schwere erreicht, bewohnt alle größern Seen des Mittelgebirges auf der Nordseite der Alpen, fehlt aber im Königs- und Schliersee, hält sich meist in der Tiefe auf, nährt sich von kleinen Wassertieren, laicht im November und Dezember im seichten Wasser und wird dann in großen Mengen gefangen. Am Bodensee heißt er im ersten Jahre Heuerling, im zweiten Stuben, im dritten Gangfisch; er wird von dort aus, gesalzen und geräuchert wie Bücklinge, in den Handel gebracht.

Blaufisch oder Springer (Temnodon saltator Cuv.) heißt ein zur Familie der Makrelen und im besondern zur Gattung der Messerzahnmakrelen gehöriger Fisch, der zwar in allen Meeren vereinzelt vorkommt, in großen Scharen aber an der Ostküste des gemäßigten Amerikas auftritt, wo er den Heringen nachstellt und seines trefflichen, jedoch nicht haltbaren Fleisches wegen massenhaft gefangen wird. Den zweiten Namen führt er von der Energie, mit der er seine Beute, oft über die Oberfläche des Wassers emporschnellend, verfolgt.

Blaufuchs, Eisfuchs, s. Fuchs.

Blaufuß nennt man zwei Arten von Falken (s. d.), den Island. Falken den großen B., den Wanderfalken den kleinen B.

Blauhai (Carcharias glaucus Cuv.), s. Haifische.

Blauheher (Cyanocitta cristata Strickl.), s. Heher

Blauholz, s. Haematoxylon.

Blaukehlchen (Cyanecula), Singvögel aus der Familie der echten Sänger (s. d.), welche in Europa und Asien heimisch sind. Das Gefieder ist bunter als beim Rotkehlchen, besonders das Lasurblau der Brust und Kehle bei den Männchen glänzend und auffallend. In diesem blauen Kehlstecke zeigen die B. im Norden und Nordosten (vom ältern Brehm unterschieden als (Cyanecula suecica; s. Tafel: Mitteleuropäische Singvögel II, Fig.9, beim Artikel Singvögel) einen zimmetroten, die in Deutschland brütenden B. (Cyanecula leucocyanea Brehm) einen weißen Stern, der bei andern fehlt. Das B. erscheint bei uns im März und verlässt uns im September. Es nährt sich von Insekten und Würmern und wird in der Gefangenschaft leicht zahm und zutraulich und erfreut dadurch mehr als durch seinen Gesang. Preis für das Paar etwa 10 M. Als Futter reicht man Weichfutter mit recht viel Ameiseneiern und Mehlwürmern. Das Männchen bebrütet abwechselnd mit dem Weibchen fünf blaugrüne Eier in wohlverstecktem Neste, und in guten Sommern finden selbst zwei Bruten statt. Im Norden wird es als Stubenvogel zum Wegfangen der Fliegen gehalten.

Blaukopf (Diloba caeruleocephala L., s. Tafel Insekten IV, Fig. 18), ein 40 mm spannender Eulenfalter mit graubraunen Vorderflügeln, auf denen sich zwei dunklere Querbinden und drei miteinander verschmolzene weißlichgrüne Flecken finden. Die 44 mm lang werdende Raupe ist mattbläulich oder grünlichweiß mit einem verwaschenen gelben Streifen an jeder Seite und mit zahlreichen schwarzen, je eine Borste tragenden Wärzchen; ihr Kopf ist dunkler blaugrau. Sie findet sich im Mai und Juni einzeln an Obstbäumen, besonders an Pflaumenbäumen, Aprikosen, Pfirsichen, Mandeln, denen sie oft sehr schädlich wird. Sie verpuppt sich am Stamme ihrer Futterpflanze in einem festen, von abgenagten Flechten überdeckten Gespinst und liefert im Herbst den Falter. Abklopfen und Töten der Raupen ist das beste Gegenmittel.

Blaukopflori, s. Fledermauspapageien.

Blaukrönchen, s. Fledermauspapageien.

Blaulack wird durch Kochen von Leinöl mit Berlinerblau dargestellt und dient zum Lackieren von Leder.

Bläulinge (Lycaenidae), eine große, 40 Gattungen und über 1300 Arten umfassende Familie der Tagschmetterlinge, welche in allen Weltteilen, aber namentlich in den Tropen vertreten ist. Die Größe der meisten ist nicht sehr bedeutend, in der Färbung herrscht Blau oder Feuerfarbe vor, die Unterseite zeigt in der Regel matte Farben, aber viel Zeichnung, Punkte, Striche, Kreise u. s. w., bei einigen Gattungen sind die Unterflügel geschwänzt. Die Raupen sind kurz, gedrungen, hochgewölbt, unten abgeflacht und sehen aus wie Asseln oder kleine Nacktschnecken, die sich zusammengezogen haben. Hierher gehört: Lycaena Icarus Rott. (s. Tafel: Schmetterlinge I, Fig. 10), der gefleckte Feuerfalter (Polyommatus Phlaeas L., Fig. 11), der kleine Feuerfalter (Polyommatus Hippothoë, Fig. 13) und der Birkenzipfelfalter (Thecla betulae L.).

Blaumantel, Silbermöve, s. Möven.

Blaumeise, s. Meise.

Blaumerle, s. Drossel.

Blauöl, eine nicht mehr gebräuchliche Bezeichnung für Anilin (s. d.).

Blauprozeß, f. Cyanotypie.

Blaupulver, s. Blutlaugensalz, rotes.

Blaurabe (Cyanocorax Bowie), eine zur Rabenfamilie gehörige Vogelgattung, deren 40 Arten Süd- und Mittelamerika bewohnen. Die bekanntesten B., die man auch häufig in den Tiergärten findet, sind der brasilianische B. (Cyanocorax cyanopogon Wiede), mit bläulichweißem Nacken und weißen: Unterkörper, und der etwas größere Kappenblaurabe (Cyanocorax chrysops Vieill.), mit hellblauem Nacken und gelblicher Unterseite. Das Paar des erstern kostet etwa 40 M., das des zweiten 50 M. Beide fallen auf durch das schöne blaue Gefieder und die einem bayr. Raupenhelm gleichende Haube. Stets munter, halten sie sich bei gutem Weichfutter mit vielem gehackten Fleisch oft viele Jahre. Von andern Angehörigen dieser Gattung findet man zuweilen noch den Veilchenraben (Cyanocorax cyanomelas Vieill.) und den mexikanischen B. (Cyanocorax luxnosus Less.), die mit etwa 50 M. das Stück bezahlt werden.

Blaurake, s. Mandelkrähe.

Blaurer, Ambrosius, eigentlich Blarer, Reformator Württembergs, geb. 12. April 1492 zu Konstanz, ward als Prior des Benediktinerklosters zu Alpirsbach durch Luthers Schriften für die Reformation gewonnen und deshalb 1521 seines Amtes entsetzt. Darauf wirkte er als evang. Prediger in Konstanz und ward zur Regelung des Kirchenwesens 1528 nach Memmingen, 1531 nach Ulm, 1534 von Herzog Ulrich nach Württemberg berufen. Er führte 1534 - 38 die württemb. Kirchenverbesserung in Gemeinschaft und in teilweisem Streite mit dem strengluth. Schnepff (s. d.) durch. Da er eine vermittelnde Richtung zwischen Luther und Zwingli einnahm, wurde er 1538 auf