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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Blutabsceß; Blutacker; Blutadern; Blutalbumin; Blutampullen; Blutandrang

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Blutabsceß - Blutandrang

sen und Getränken die Stoffe (als Speisesaft, Chylus) in das B. einführen müssen, aus denen dasselbe sowie der ganze Körper zusammengesetzt ist, während das B. auch aus der atmosphärischen Luft des Sauerstoffs (der Lebensluft) bedarf, um die tierische Wärme und den Stoffwechsel (das Leben) zu unterhalten. Jedoch reicht die fortwährende Neubildung des B. aus Nahrungsstoffen und Sauerstoff nicht allein hin, um dasselbe zur gehörigen Erhaltung des Lebens tauglich zu machen; es muß das B. auch seine alten, untauglichen Stoffe ausscheiden und sich dadurch reinigen. Es muß sich also, wie alle übrigen Bestandteile des Körpers während des Lebens, immerfort verjüngen und mausern. Das letztere geschieht mittels der Ausscheidung überflüssiger und schlechter Stoffe durch die Lungen (Kohlensäure und Wasser) und Nieren (Harnstoff und Wasser), in der Haut (Schweiß) und zum Teil in der Leber (Galle). Auch hinsichtlich der geformten Elemente des B. ist zu bemerken, daß dieselben gleichfalls einem beständigen Wechsel unterliegen, indem fortwährend rote Blutkörperchen zu Grunde gehen und dafür fortwährend neue entstehen, und zwar gehen die letztern aus den weißen Blutkörperchen hervor, die hauptsächlich in den Lymphdrüsen, der Milz und im Knochenmarke gebildet werden. Wie lange ein rotes Blutkörperchen funktioniert, ist nicht genau bekannt (wahrscheinlich 3-4 Wochen); man weiß nur so viel gewiß, daß in der Milz und der Leber ein massenhafter Untergang roter Blutkörperchen stattfindet und daß der Gallenfarbstoff der Zerstörung der letztern durch die gallensauren Salze seine Entstehung verdankt. Anomalien der Blutmischung sind häufig und finden sich bei verschiedenen Krankheitszuständen (s. Blutkrankheit); sie sind, abgesehen von abnormen äußern Verhältnissen, Vergiftungen u. s. w., stets durch primäre Veränderungen der Gewebe und Organe des Körpers bedingt. - Vgl. Ranke, Das B. (Münch. 1878); Rollet, Physiologie des B., in Hermanns "Handbuch der Physiologie", Bd. 4 (Lpz. 1880).

Blutabsceß, eine infolge von Stoß oder Quetschung entstandene, mehr oder weniger umfangreiche Geschwulst der äußern Haut, welche anfangs reines Blut enthält, sich hart und prall anfühlt, aber allmählich unter Schmerzen und Fluktuation weicher wird und in Eiterung übergeht. Die Behandlung entspricht der eines gewöhnlichen Abscesses (s. d.).

Blutacker (aramäisch-griech. Akeldamach, bei Luther Hakeldama), ein Acker bei Jerusalem, auf dem fremde, dort verstorbene Juden beerdigt wurden, soll nach der einen evang. Überlieferung den Namen haben von dem "Blutgeld", dem Lohn von 30 Silberlingen für das verratene Blut Jesu, die Judas Ischarioth den Priestern vor die Füße geworfen und wofür letztere einen Acker zum Begräbnisplatz angekauft hätten. Noch jetzt zeigt man südlich vom Hinnomthale bei Jerusalem, am Berge des bösen Rates, ein Feld, das dieser B. sein soll.

Blutadern, s. Venen.

Blutalbumin, s. Eiweiß.

Blutampullen, kleine, meist gläserne Phiolen, welche man vielfach in und an den Gräbern der Katakomben fand und in denen man einen rötlich gefärbten Bodensatz bemerkte. Dies führte zu der Vermutung, daß der Niederschlag von aufgefangenem Märtyrerblut herrühre, und 1668 entschied die Kongregation der Riten zu Rom, daß man es hier in der That mit solchem zu thun habe. Trotz vielfacher gelehrter Bestreitung bestätigte Pius IX. diese Entscheidung. In Wahrheit dürfte der Niederschlag, der z. B. auch in Gefäßen aus kelt. Gräbern beobachtet ist, aus Zersetzung des Glases entstanden sein. - Vgl. F. X. Kraus, Die B. der röm. Katakomben (Frankf. 1868); ders., Über den gegenwärtigen Stand der Frage nach dem Inhalt und der Bedeutung der römischen B. (Freib. i. Br. 1872); V. Schultze, Die Katakomben (Lpz. 1880).

Blutandrang oder Wallung (Kongestion, aktive oder arterielle Hyperämie) nennt man die übermäßige Füllung der Gefäße eines Körperteils mit Blut, wenn dieselbe nicht auf gehindertem Abfluß des Blutes (Blutstockung, passive Hyperämie), sondern auf stärkerm Zufluß desselben beruht. Letzterer kann eintreten infolge erhöhter Herzthätigkeit, oder weil dem Blute der Weg nach gewissen Teilen gehemmt oder abgeschnitten ist, sodaß es nach andern Teilen hin ausweicht und dieselben überfüllt, oder endlich weil die blutzuführenden Gefäße (Arterien) sich infolge einer Erschlaffung der in ihrer Wandung gelegenen feinen Muskelfasern erweitert haben, sodaß sie nicht nur mehr Blut in sich aufnehmen können, sondern auch dem vorwärts drängenden Blute einen geringern Widerstand beim Durchfließen entgegensetzen. Der B. kennzeichnet sich äußerlich durch stärkere Rötung des betreffenden Teils, erhöhte Temperatur desselben, Anschwellung, Pulsieren, welches oft auch der Patient selbst fühlt, endlich durch Störung der Funktion des blutüberfüllten Organs; so ändert sich z. B. in den Absonderungsorganen die Menge und Beschaffenheit der Absonderung. Dem Patienten verrät sich die Blutüberfüllung bisweilen durch Hitzegefühl oder Schmerz (Zahnschmerz, Kopfschmerz); wenn dieselbe das Gehirn betrifft, durch erhöhte Erregbarkeit, Flimmern vor den Augen, Ohrensausen, Gefühl von Unruhe, Schwindel (in den schlimmsten Fällen sogar Delirien und Krämpfe); betrifft sie die Lungen, so kommt es leicht zu Kurzatmigkeit, Beengung, Angstgefühl, Husten und asthmatischen Anfällen; bei B. zur äußern Haut empfindet der Kranke Hitzegefühl, Prickeln, Jucken und Verminderung des Tastgefühls. Die Behandlung hat die Aufgabe, die Ursache des B. zu beseitigen, oder wenn dieselbe unbekannt oder nicht zu heben ist, entweder direkt auf Verengerung der Blutgefäße des betroffenen Teils durch Kälte oder mechan. Druck hinzuwirken, oder aber das Blut von jenem Teil dadurch abzuleiten, daß man in einem andern, weniger wichtigen oder empfindlichen Teile eine künstliche Blutüberfüllung hervorruft. Sehr gewöhnlich ist bei B. nach den innern Teilen (Gehirn, Lunge u. s. w.) die Anwendung von Hautreizen (Senfspiritus, Senfteig) an den entsprechenden Teilen der äußern Haut. Es scheint, daß die Reizung der Hautnerven durch sog. Reflex die Gefäßnerven der innern Teile zur Zusammenziehung zu bringen vermag, sodaß also die abnorm erweiterten Gefäße sich wieder verengern und dadurch die Blutüberfüllung gehoben wird. Dagegen scheinen die heißen und mit reizenden Stoffen (Salz, Senf, Asche) versetzten Hand- und Fußbäder mehr dadurch zu wirken, daß sie eine künstliche Blutüberfüllung der Haut hervorrufen, daher sie um so wirksamer sind, je tiefer die Hände oder Füße eingetaucht werden. Auch eine energische Ableitung auf den Darm durch reizende Klystiere oder Abführmittel wirkt gegen B. oft günstig. Die Anwendung der Kälte (kalte Kompressen, Eisbeutel) oder des Drucks