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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bortschala; Bortschalinscher Kreis; Borugung; Borussia; Bory; Bory de Saint-Vincent; Boryslaw

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Bortschala – Bóryslaw

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Bortniansky'

setzung gefunden hat, sind über Rußland hinaus verbreitet und haben seinen Namen bekannt gemacht. Am häufigsten begegnet man seiner «Doxologie».

Bortschala, s. Bortschalinscher Kreis.

Bortschalinscher Kreis im südlichsten Teil des Gouvernements Tiflis, im russ. Transkaukasien, hat seinen Namen von dem Flusse Bortschala, der durch den Chram rechts in die Kura mündet. Der Kreis wird von Ausläufern des Kleinen Kaukasus in drei Hochebenen geteilt, von denen die an der Bortschala gelegene Bortschalinische Ebene sehr fruchtbar ist. Er umfaßt 6758,3 qkm mit 106534 E., darunter 34123 Armenier, 33382 Tataren, 17815 Griechen, 5948 Russen, 3864 Georgier, 1471 Deutsche (die Kolonie Katharinenfeld). Hauptbeschäftigung sind Ackerbau und Viehzucht. Auch Wein, Tabak und in neuester Zeit Baumwolle werden gebaut. Mittelpunkt der Verwaltung ist das Dorf Bolschije Schulawery, mit Post und Telegraph. Der Kreis wurde 1880 aus dem Kreis Tiflis ausgeschieden.

Borugung, Burgu, Borgu, Borku oder Bussang, ausgedehnte Landschaft von 30 Tagereisen Länge und von 11 Tagereisen Breite unter 10 nördl. Br. westlich vom Niger, zwischen dem Fellatareiche Gando im N. und O., Nupe und Dahome im S. und Grussi im W. Das von dichten Wäldern durchzogene Land, teils eben, teils gebirgig, ist ziemlich fruchtbar und reich an Herden und Wild und besitzt eine besondere Rasse kleiner Pferde. Die Bewohner sind heidn. Neger vom Stamme der Kambrie und ein Mischvolk von Fulbe, Haussa und Joruba. Durch B. führt die große Karawanenstraße aus den Haussastaaten nach Joruba, Dahome und an den Volta. Die Landschaft zerfällt in mehrere unter sich und von Gando unabhängige Reiche, dessen mächtigstes Bussang (mit der gleichnamigen Hauptstadt) bei Gelegenheit von Kriegen eine Art Schiedsrichteramt über die andern ausübt. Von den kleinern kennt man Niki, Kiama und Wawa mit volkreichen ummauerten Städten. Seit 1890 befindet sich ganz B. unter engl. Protektorat und im Handelsgebiet der Nigercompagnie. Mungo Park war der erste Europäer, der das Land betrat; er ging aber 1805, wahrscheinlich in den Stromschnellen bei Bussang, zu Grunde. Ausführlich allein berichtet Clapperton über Landschaft und Volk (1826); nach ihm berührte erst wieder Flegel (1880) diese Gegenden, aber nur die Ostgrenze an den Ufern des Niger.

Borussia (neulat.), Preußen; Borussomanie, übertriebene Vorliebe für Preußen, Preußensucht; Borussophobie, Preußenfurcht.

Bory, bei botan. Namen Abkürzung für J. B. Marcellin, Baron Bory de Saint-Vincent (s. d.).

Bory de Saint-Vincent (spr. ßäng wängßäng), Jean Baptiste Marcellin, Baron, franz. Naturforscher, Militär und Politiker, geb. 1780 zu Agen, zeigte früh große Neigung für die Naturwissenschaften und wurde 1798 dem Kapitän Baudin auf dessen Entdeckungsreise nach Australien beigegeben, trennte sich aber unterwegs von diesem und besuchte bis 1802 die meisten der zu Afrika gehörigen Inseln im Indischen und Atlantischen Ocean. Die Resultate seiner Reise legte er in den beiden Schriften «Essais sur les Iles fortunées de l'antique Atlantide, ou précis de l'histoire générale de l'archipel de Canaries» (Par. 1803) und «Voyage dans les quatre principales îles des mers d'Afrique» (3 Bde. mit Atlas, ebd. 1804) ↔ nieder. Nach seiner Rückkehr trat er als Kapitän in die franz. Armee, wohnte den Schlachten von Ulm und Austerlitz bei, ging 1808 nach Spanien und ward daselbst Militärintendant beim Generalstabe des Marschalls Soult. Nach Napoleons Rückkehr 1815 diente er als Oberst, mußte als Anhänger Napoleons infolge des Dekrets vom 17. Jan. 1816 auswandern und lebte in Aachen und Halberstadt, dann in Brüssel, wo er mit van Mons die «Annales des sciences physiques» (8 Bde., 1819–21) herausgab. Auch schrieb er ein Werk über die unterirdischen Steinbrüche in dem Kalkgebirge bei Mastricht u. d. T. «Voyage souterrain» (Par. 1821). Nach seiner Rückkehr nach Frankreich 1820 wirkte er an den Journalen der liberalen Partei, trat 1829 an die Spitze einer wissenschaftlichen Expedition nach Morea und den Cykladen, redigierte dann das offizielle Werk über die «Expédition scientifique de Morée» (3 Bde. mit Atlas, Par. u. Straßb. 1832 fg.) und verfaßte selbst die botan. Abteilung desselben. Mit Chaubard gab er die «Nouvelle flore du Péloponnèse et des Cyclades» (Par. 1838, mit Kupfern) heraus. Viel Aufmerksamkeit erregte B. durch die Schrift «L'homme, essai zoologique sur le genre humain» (3. Aufl., 2 Bde., ebd. 1836). Auch bearbeitete er für Duperreys «Voyage autour du monde» die Kryptogamen (ebd. 1828, mit 39 Kupfern). Ferner besorgte er die Redaktion des «Dictionnaire classique de l'histoire naturelle» und übernahm 1836 die oberste Leitung der wissenschaftlichen Kommission, welche die franz. Regierung nach Algier absendete. Nachdem er seine Aufgabe gelöst hatte, kehrte er nach Paris zurück, wo er 22. Dez. 1846 als Oberst im Generalstab starb.

Bóryslaw, Dorf in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Drohobycz in Galizien, am nördl. Fuße der Karpaten, 10 km südlich von Drohobycz, an der Zweiglinie Drohobycz-B. (11,6 km) der Österr. Staatsbahnen, hat (1890) 9886, als Gemeinde 10424 (1869 dagegen nur 4956) meist deutsche E., und liefert den größten Teil des galiz. Petroleums und Erdwachses (Ozokerit). Die Gesteinsschichten, in denen beide vorkommen, sind jüngere Tertiärbildungen, die sich in Begleitung salzführender Schichten längs des Nordrandes der Karpaten fortziehen. Der hier auftretende Sand und Sandstein ist so reich mit Erdöl durchsetzt, daß er eine knetbare weiche Masse darstellt. Das Ölfeld von B. liegt unmittelbar am Fuße der Karpaten, an einer nur wenig über die Ebene sich erhebenden Terrasse, und ist von Tausenden von Schächten durchlöchert, die meist nur 7–8 m voneinander in unvollkommener Weise und höchstens 36 m tief eingetrieben werden. Einzelne lieferten anfangs bis 24 hl Öl im Tage, die meisten jedoch 1,5 hl, einige Erdwachs und dann gewöhnlich nur wenig Öl. Das Rohöl gleicht dem canadischen, während das westgalizische in seiner Güte dem pennsylvanischen fast gleich steht. Die Ausbeute des Petroleums hat nachgelassen, dagegen ist die des Ozokerit im Aufschwunge begriffen, seitdem sich die Industrie des Erdwachses zur Kerzenfabrikation (Ceresin) bemächtigt hat. In der benachbarten Gemeinde Wolanka betreibt Société française d'exploitation de pétrol et Ozokerite die Gewinnung beider Stoffe in großartigem Maßstabe. In B. wurden gewonnen: Erdwachs 1877: 8,3, 1880: 12,5 Mill. kg und Petroleum jährlich 2–3 Mill. kg. Aus den Rohstoffen

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 335.