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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Breitenbach; Breitenfeld; Breitenkreise; Breitensee; Breitgroschen; Breithacke; Breithalter; Breithaupt

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Breitenbach - Breithaupt (Joh. Christian)

haben ergeben, daß die B. eines Ortes nicht absolut unveränderlich ist, sondern um einen mittlern Wert im Laufe der Zeit hin und her schwankt. Die Größe der Schwankung ist äußerst gering und beträgt im Maximum etwa 0,5". Diese Thatsache kann als sicher erwiesen angesehen werden, eine bestimmte Erklärung ist aber bisher nicht gelungen. Auch ist es noch nicht erwiesen, ob diese Schwankungen periodischer Natur sind oder einen unregelmäßigen Verlauf haben. Durch die Angabe seiner geogr. Länge (s. d.) und B. ist die Lage eines Ortes auf der Erdoberfläche bestimmt. Geocentrische oder verbesserte B. heißt der Winkel, den die durch den Erdmittelpunkt und den Ort gelegte Gerade mit der Ebene des Erdäquators bildet. Der Unterschied zwischen geocentrischer und geographischer B., der von der Abplattung der Erde herrührt, ist am Äquator und an den Polen Null und erreicht seinen höchsten Betrag (11,5') für die B. von 45°. Alle Punkte gleicher B. liegen auf Breitenkreisen oder Parallelkreisen (s. d.).

^[Abb.]

Breitenbach oder Großbreitenbach, Stadt im Landratsamt Gehren des Fürstentums Schwarzburg-Sondershausen (Oberherrschaft), an der Linie Plaue-Ilmenau-Großbreitenbach (19,13 km) der Preuß. Staatsbahnen, in 648 m Höhe, hat (1890) 2765 E., Post zweiter Klasse, Telegraph, eine meteorolog. Station zweiter Ordnung, eine kunstgewerbliche Schule; Porzellanfabrikation, Porzellanmalerei und ist Sommerfrische und Luftkurort.

Breitenfeld, Dorf und Rittergut in der sächs. Kreis- und Amtshauptmannschaft Leipzig, 7 km nördlich von Leipzig, hat (1890) 210 E. und ist historisch merkwürdig durch drei in seiner Nähe gelieferte Schlachten. Die erste, 17. Sept. 1631 von Schweden und Sachsen unter Gustav Adolf gegen die Kaiserlichen geschlagen, raubte Tilly den Ruf der Unbezwinglichkeit und sicherte, nach dem Restitutionsedikt und dem Falle Magdeburgs, die Fortdauer des deutschen Protestantismus und Deutschlands Freiheit. Tilly hatte den Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen durch Waffengewalt zum Bündnisse mit dem Kaiser zwingen wollen und ihn dadurch veranlaßt, sich unter Gustav Adolfs Schutz zu begeben. Schweden und Sachsen vereinigt rückten gegen Leipzig vor, das Tilly zu decken suchte, und so kam es bei B. zum Kampfe. Tilly warf zuerst die Sachsen zurück; die Schweden, dadurch in der Flanke bedroht, bildeten hier schnell einen Haken, während der König, nachdem seine Reiterei sieben Angriffe der Kaiserlichen unter Pappenheim abgeschlagen hatte, mit seinem rechten Flügel gegen Tilly schwenkte und dessen große Batterie nahm. Nach mörderischem Ringen wurden die Kaiserlichen vollkommen geschlagen. Auf dem höchsten Punkte der Walstatt erhebt sich seit 7. Sept. 1831 ein Denkstein. - Vgl. W. Opitz, Die Schlacht bei B. (Lpz. 1893).

Die zweite Schlacht, 2. Nov. (23. Okt. a.St.) 1642, ward wieder um den Besitz von Leipzig geschlagen, das von den Schweden unter Torstenson belagert wurde, während Erzherzog Leopold von Österreich und General Piccolomini zum Entsatze der Stadt heranrückten und zum Angriff schritten. Die schwed. Kavallerie entschied die Niederlage der Kaiserlichen, die ihre ganze Artillerie von 46 Kanonen, 121 Fahnen, 69 Standarten und alles Gepäck verloren und ganz Kursachsen räumen mußten.

Die dritte Schlacht, 16. Okt. 1813, war ein Teil der großen Völkerschlacht bei Leipzig, besonders der Schlacht von Möckern (s. d.), berührte jedoch das alte Schwedenschlachtfeld nur wenig.

Breitenkreise, s. Parallelkreise.

Breitensee, Vorort von Wien (s. d.), 13. Bezirk (5950 E.)

Breitgroschen (grossus latus), seit 1315 oder 1318 von Markgraf Friedrich dem Freidigen in Meißen nach dem Muster der Prager Groschen geprägte Silbermünzen, anfänglich 15lötig und 60 auf die feine Mark. Von den Nachfolgern wurden sie mit leichten Abweichungen im Stempel und geringerm Feingehalt weiter geprägt. (S. Groschen.)

Breithacke, s. Binderbarte.

Breithalter, s. Ausbreitmaschine und Weberei.

Breithaupt, Joh. Aug. Friedr., Mineralog, geb. 18. Mai 1791 zu Probstzella im Saalfeldischen, studierte in Jena und Freiberg, wurde hier 1813 Lehrer an der Bergschule und Hilfslehrer bei der Bergakademie, an der er auch 1827 die Professur für Oryktognosie erhielt. Nachdem B. 1866 als Oberbergrat in Ruhestand getreten war, starb er, fast vollständig erblindet, 22. Sept. 1873 zu Freiberg. Er setzte das größere Hoffmannsche "Handbuch der Mineralogie" fort, zu dessen drei Abteilungen er noch fünf hinzufügte. Ferner schrieb er: "Über die Echtheit der Krystalle" (Freiberg 1816) und "Vollständige Charakteristik des Mineralsystems" (ebd. 1820; 3. sehr bereicherte Aufl., Dresd. 1832). B. führte in die krystallographische Nomenklatur viele zweckmäßige Ausdrücke ein und versuchte in seiner Progressionstheorie, aus tesseralen Gestalten alle Krystallformen der dreiachsigen Systeme (s. Krystalle) abzuleiten. Sein Hauptverdienst ist die sehr sorgfältige Untersuchung fast aller damals bekannten Mineralien, insbesondere auch mit Bezug auf die Mannigfaltigkeit der Krystallisationsformen. Die Ergebnisse dieser Forschungen hat B. in einem "Vollständigen Handbuche der Mineralogie" (Bd. 1-3, Dresd. 1836-47) niedergelegt, dem er die "Übersicht des Mineralsystems" (Freiberg 1830) vorausschickte. Sein Versuch, eine lat. Nomenklatur für das Mineralsystem einzuführen, ist erfolglos geblieben. Er veröffentlichte noch "Die Paragenesis der Mineralien" (Freiberg 1849), ein Werk, das viele neue Beobachtungen enthält und den Gegenstand mit besonderer Rücksicht auf den praktischen Bergbau beleuchtet. Auch im praktischen Bergbau hat sich B. große Verdienste erworben; ihm verdankt vorzüglich Zwickau in Sachsen die Erschließung ausgedehnter Kohlenfelder. Eine treffliche Topographie lieferte er in der Schrift "Die Bergstadt Freiberg" (Freiberg 1825; 2. Aufl. von seinem Sohne Hermann B, ebd. 1847).

Breithaupt, Joh. Christian, geb. 23. Juni 1736 auf dem Hartenauer Hof bei Darmstadt, ward 1768 Mechanikus an dem Hofe des Landgrafen Friedrich, übernahm die Leitung von dessen Sammlung physik. und astron. Instrumente und machte sich namentlich bekannt durch die Ausführung eines großen Mauerquadranten und eines Distanzmessers, dessen Kon-^[folgende Seite]