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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Brennessel - Brennpunkt

Ausgang, 8 mit völliger Erwerbsunfähigkeit. (S. Berufsgenossenschaft.)

Brennessel, s. Urtica.

Brennglas nennt man ein Linsenglas (s. Linse), das, mit einer Fläche der Sonne zugekehrt, in seinem Brennpunkte (s. d.) ein Sonnenbildchen erzeugt, in dem solche Hitze herrscht, daß brennbare Körper entzündet werden. Die Wirkungen eines B. sind um so stärker, je größer seine strahlenauffangende Oberfläche und je kleiner seine Brennweite ist. Nur Sammellinsen oder Vergrößerungsgläser (Lupen) haben die Eigenschaft der B. Setzt man zwischen das B. und seinen Brennpunkt noch ein zweites Linsenglas von einer kürzern Brennweite, sodaß die Achsen beider Gläser in einer Linie liegen, so konzentriert man die Sonnenstrahlen in einem engern Raume, wodurch die Wirkung verstärkt wird. Schon die Griechen und Römer scheinen B. gekannt zu haben. Am Ende des 13. Jahrh. wurden sie bekannter, aber erst gegen Ende des 17. ließ Tschirnhausen sehr große, aus einem Stücke bestehende B. mit großer Mühe schleifen. Zwei davon, die sich noch in Paris befinden, halten 90 cm im Durchmesser, und das Gewicht des einen beträgt 80 kg; das eine hat 2,2, das andere 3,8 m Brennweite. Beide wirken dermaßen, daß sie selbst nasses und hartes Holz im Augenblick entzünden und kaltes Wasser in kleinen Gefäßen in kurzer Zeit zum Sieden bringen; Metalle werden auf einer Porzellanplatte oder ausgehöhlten Kohle geschmolzen, und leichter flüssige Metalle, wie Zinn und Blei, nach längerm Schmelzen in Dampf verwandelt; Dachziegel, Schiefer und ähnliche Dinge glühen sehr schnell und verglasen. Da indes solche große Glasmassen nicht völlig rein und blasenfrei sind, wodurch ihre Wirkung beträchtlich vermindert wird, so unternahmen es 1774 Brisson und Lavoisier, zwei hohle, den Uhrgläsern ähnliche Gläser zu einer Linse zusammenzusetzen, deren innern Raum sie mit einer durchsichtigen Flüssigkeit (Terpentinöl) anfüllten. Hier lassen sich, bei ungleich geringern Kosten, viel leichter Blasen und Schlieren vermeiden. Sie brachten auf diese Weise ein B. von 1,3 m Durchmesser zu stande, dessen größte Dicke in der Mitte 22 cm betrug, und welches schon für sich viel stärker wirkte als Tschirnhausens Glas, mit einem Kollektivglase verbunden aber die außerordentlichsten Wirkungen hervorbrachte. Dieses B. schmolz in ½ Minute Kupfermünzen, wozu Tschirnhausens Glas 3 Minuten brauchte; es brachte Eisen auf einer Kohle fast augenblicklich zum Schmelzen u. s. w.; die Brennweite betrug ungefähr 3,5 m. Viele Vorfälle in neuerer Zeit haben auf die Erfahrung geführt, daß konvexe, die Form der B. einigermaßen nachahmende Fensterscheiben, Wasserflaschen u. s. w. Feuersbrünste veranlassen können, wenn sie die Sonnenstrahlen auf entzündliche, in ihrer Brennweite befindliche Substanzen konzentrieren.

Brennglas, Pseudonym, s. Glaßbrenner, Adolf.

Brennhaare, s. Haare.

Brennheu wird nach der Klapmeyerschen Methode in der Weise bereitet, daß Klee oder Wiesengras, nachdem dasselbe nur einen Tag abgewelkt ist, in großen Haufen zusammengebracht wird, in denen die Wärme am zweiten Tage bis auf 65-70° C. steigt. Es wird sodann der Haufen auseinander gefahren und das Futter trocknet in wenigen Stunden. Da bei der Erreichung des betreffenden Temperaturgrades der Haufen auseinander geworfen werden muß, um nicht zu verkohlen, so ist diese Erntemethode, wenn zu derselben Zeit regnerisches Wetter herrscht, sehr unsicher, da das warme Futter auch unter diesen Umständen verdirbt.

Brennholz, s. Heizmaterialien.

Brennkegel, s. Moxa.

Brennkraft, s. Heizeffekt, absoluter.

Brennmaterialien, s. Heizmaterialien.

Brennnessel, s. Urtica.

Brenno oder Blenio (Blegno), linker Zufluß des Ticino (s. d.) im schweiz. Kanton Tessn, entspringt mit zwei Quellbächen, die sich unweit Olivone vereinigen, am Lukmanier (s. d.) und an der Greina (2360 m), durchfließt von N. nach S. das Val Blenio (Bollenzthal) und mündet unterhalb Biasca. Von Olivone (870 m) bis zur Mündung (287 m) beträgt die Flußlänge 20 km und das Gefälle 583 m (2,9 Proz.). Während die beiden Quellthäler, das breite Val Sta. Maria und das tiefe Felsenthal Val Camadra noch hochalpinen Charakter zeigen, nimmt Val Blenio schon bald unterhalb Olivone südliches Gepräge an. Zwischen Malvaglia und Biasca wird die ganze Thalsohle durch eine mächtige, 30. Sept. 1512 durch einen Bergsturz entstandene Schutthalde quer gesperrt. Bei dem Hochwasser, das 1868 eintrat, wurde das Bleniothal in entsetzlicher Weise verheert. Der Hauptort des Thals und des gleichnamigen Bezirks, welch letzterer 18 Dörfer mit ungefähr 8000 Bewohnern umfaßt, ist Malvaglia (375 m ü. d. M. gelegen), nahe bei der Mündung des Flusses Lerma an der Lukmanierstraße.

Brennpunkt (Focus) ist in der Optik derjenige Punkt (F), in dem die durch sphärische Konvexlinsen (s. beistehende Fig. 1) gebrochenen oder die durch sphärische Hohlspiegel (Fig. 2) reflektierten Licht- und Wärmestrahlen vereinigt werden, die parallel mit der Hauptachse einfallen. Eine solche Vereinigung in einem Punkte findet jedoch nur so lange mit einiger Genauigkeit statt, als nur ein kleiner Teil der Kugelfläche zur Verwendung kommt (in der Praxis etwa 10 Grad). Läßt man auf einen Hohlspiegel oder auf eine Konvexlinse parallel mit ihrer Hauptachse Sonnenstrahlen einfallen, so entsteht im B. ein kleines Sonnenbild von großer Helligkeit und hinreichender Hitze, um entzündliche Körper in Brand zu stecken, daher der Name des B. Wegen der verschiedenen Brechbarkeit der einzelnen Strahlengattungen haben diese bei Linsen auch verschiedene B.; so muß man z. B. in der Photographie zwischen optischem und chemischem B. unterscheiden, worauf zuerst Busch aufmerksam machte. (S. Brennspiegel, Brennglas, Hohlspiegel, Linse [in der Optik].)

^[Fig. 1]

^[Fig. 2]